Rezension Rezension (3/5*) zu Der Pfau: Roman von Isabel Bogdan.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Pfau: Roman von Isabel Bogdan
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Einer der Pfauen war verrückt geworden...

Banker und Humor - geht das überhaupt? Na, aber gerade, sollte man denken, denn wenn eine Berufsgruppe, der absolute Humorlosigkeit nachgesagt wird, in skurrlie Situationen gerät - wie soll das nicht komisch sein? Eine solche Szenerie hat jedenfalls Isabel Bogdan in ihrem ersten Buch gewählt.

Eine Gruppe Banker hat es in die ländliche Abgeschiedenheit der schottischen Highlands verschlagen, auf das ein wenig heruntergekommene Gut von Lord und Lady McIntosh. Ziel des gemeinsamen Wochenendes ist es, mit Hilfe einer Psychologin sowie einer eigens engagierten Köchin, zu einem verbesserten Teambuilding zu gelangen. Doch das ausgesprochen rustikale Ambiente, ein plötzlicher Wintereinbruch sowie nicht zuletzt ein verrückt gewordener Pfau tragen dazu bei, dass das Wochenende um einiges anders läuft als geplant.


"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt." (S. 7)


Wirklich Aufregendes geschieht in dieser Erzählung nicht - es ist eher ein Buch der leisen Töne. Dabei bleibt das Geschehen jedoch meist sehr an der Oberfläche, die Charaktere recht klischeehaft, und für meinen Geschmack halten sich auch die Absurditäten sehr in Grenzen. Anfangs noch in der Erwartungshaltung von 'skurrile Personen, englischer Humor, verrückte Geschichte à la "Immer Ärger mit Harry", dem schwarzhumorigen Film von Alfred Hitchcock' stellte sich bei mir rasch eine Ernüchterung ein. Stellen zum Schmunzeln gab es durchaus, aber mehr war da eben nicht. Der sog. britische Humor blitzte hier in meinen Augen nur zeitweise hervor, da habe ich einfach mehr erwartet. Ich hätte es gerne schwärzer, trockener und skurriler gehabt und empfand die Erzählung, nicht zuletzt auch durch das Fehlen jeglicher dirketer Rede, stellenweise auch als etwas leblos.

Der Schreibstil ist durchaus gefällig und angenehm zu lesen, doch für mich hat Isabel Bogdan das Potential nicht ausgeschöpft, was die Geschichte zu bieten gehabt hätte. Ich habe das Buch nicht ungern gelesen, doch wenn - nicht zuletzt auch durch reichlich Vorschusslorbeeren - falsche Erwartungen geschürt werden, so stellt sich zwangsläufig doch eine gewisse Enttäuschung ein. Und so kann ich nicht mit in das Horn derjenigen stoßen, die voll des Lobes sind angesichts des Debüts Bogdans, die sich ansonsten einen Namen als renommierte Übersetzerin gemacht hat. Für mich war der Roman insgesamt zu ruhig und zu unspektakulär, und vor allem die Tatsache, dass sich der vollmundig angepriesene britische Humor hier kaum einmal zeigte, lässt mich das Buch als 'Mittelmaß' einordnen. Gerne wäre ich zu einem anderen Urteil gekommen.


© Parden