Rezension Rezension (3/5*) zu Der Letzte von uns: Roman von Adélaïde de Clermont-Tonnerre.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Hat mich nicht ganz überzeugt

Dresden 1945: die Stadt versinkt im Bombenhagel. Inmitten dieses Infernos wird eine hochschwangere, schwerverletzte Frau aus den Trümmern gezogen. Sie bringt in ihren letzten Lebensminuten einen Jungen zur Welt. „Der Letzte von uns“ sind ihre Worte und den Namen Werner Zilch kann sie noch nennen, dazu die Bitte ihre Schwägerin Martha zu finden und ihr das Kind zu übergeben.
Ein Vierteljahrhundert später in New York, Werner Zilch ist bei Adoptiveltern groß geworden, er kennt seine Familie nicht. Ein gut aussehender Mann, der bei Frauen „nichts anbrennen“ lässt. Auch geschäftlich befindet er sich auf der Erfolgsspur, als er Rebecca kennenlernt, eine kapriziöse junge Frau aus reichem Haus. Die beiden verlieben sich leidenschaftlich, aber Rebecca und ihre Familie hüten ein Geheimnis.
Im Wechsel der zwei Zeitebenen erzählt die Autorin eine Familiengeschichte mit gut gehüteten Geheimnissen, dramatische Ereignisse der Kriegszeit und Verbrechen der Nazizeit. Dabei haben mich anfangs die Ereignisse aus der Geschichte wesentlich mehr angesprochen, als die New Yorker Zeit. Ich fand aber beide Zeitebenen gut recherchiert und die Atmosphäre gut getroffen. Dagegen konnte mich die Liebesgeschichte nicht richtig berühren, erst im letzten Teil, wenn die Geschehnisse aus der Vergangenheit unmittelbar das Leben Werner Zilchs berühren und dramatisch verändern, war ich gefesselt.
Der Schreibstil der Autorin gefiel mir ganz gut, eine klare, bildhafte und detailreiche Sprache, die ich gern gelesen habe. Bei den Figuren haben mich auch eher die Charaktere aus der Vergangenheit angesprochen. Deshalb bin ich auch bei der Gesamtbewertung des Romans etwas gespalten.
Ein starker Beginn und ein starkes und dramatisches Ende, der Mittelteil fiel für mich dagegen etwas ab. Insgesamt lohnen sich aber die Geduld und das Durchhalten.