Rezension Rezension (3/5*) zu Deine kalten Hände: Roman von Han Kang.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Seltsame Geschichte

Eine seltsame Geschichte

Deine kalten Hände von Han Kang

Als der Bildhauer Jang Unhyong verschwindet, begibt sich seine Schwester auf die Suche. Anhand Aufzeichnungen ihres Bruders will sie herausfinden, was in ihm vorging. Dies bleibt ohne Erfolg gekrönt, so landen die Schriftstücke bei einer entfernten Bekannten ihres Bruders, ihr letzter Versuch Antworten zu finden.

Durch diese Aufzeichnungen erfährt der Leser einiges aus der Kindheit des Bildhauers, der Hüllen von den Gliedmaßen vieler Frauen erstellte. Die gesamte Zeit suchte ich nach Gründen für seine Obsession, einige waren sicherlich auch in der Kindheit zu finden. Seine Mutter brachte es nicht fertig mit den Augen zu lächeln, eine Formulierung des jungen U, die Sinn ergibt, wenn man die genaueren Umstände kennenlernt.
Die Frauen, mit denen er während seiner Karriere zu tun bekommt, haben alle Probleme, genau dort scheint der Reiz für ihn zu liegen. Nur warum? Will er ihnen helfen, will er das warum verstehen? Oder sucht er sich einfach nur selbst, in seiner eigenen Unvollkommenheit?
Was mich gestört hat ist der Aspekt, dass die Modelle alle nur mit ihrem Anfangsbuchstaben benannt werden, auch der Bildhauer selbst wird so abgekürzt. Auf mich wirkte es immer sehr unpersönlich, genau darauf schiebe ich es auch, dass ich zu keinem der Protagonisten eine echte Beziehung aufbauen konnte. Sicher muss man nicht immer mit den Personen mitleiden, aber ein gewisses Gefühl sollte schon aufkommen.
Der Roman wirkte stellenweise sehr provokant durch seine Direktheit. Tabus scheint es keine zu geben, der Leser wird mitgenommen in die tiefsten Tiefen der Frauen, reißt dort aber nur kurz etwas an und geht zur nächsten Episode über. Die Abschnitte gehen nicht sanft ineinander über, oft wirkte es so, als ob man als Leser einfach in den nächsten Bereich katapultiert wird. Erst nimmt L einen großen Raum ein, verschwindet aus Us Leben, taucht wieder auf, um dann aus heiterem Himmel von E ersetzt zu werden. Ein Karussell der Gefühle, eine Achterbahn der Ereignisse, die sich mir nicht ganz erschlossen hat.
Wenn ich meine Beschreibung des Romans so lese, wirkt sie sehr negativ. Ich habe vielleicht einfach etwas anderes gesucht, als die Autorin zeigen wollte. Nichts desto trotz war es eine Erfahrung, wie ich sie vorher beim lesen noch nicht gesammelt habe. Ein Erzählstil der mich verwundert und gefordert hat.


 
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