Rezension (3/5*) zu Das synthetische Herz: Roman von Chloé Delaume

alasca

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13. Juni 2022
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das synthetische Herz: Roman von Chloé Delaume
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Klischee statt Satire

Gibt es für Hetero-Frauen eine Alternative zur Hetero-Partnerschaft bzw. -ehe? Das Feuilleton schwärmt und hält den Roman für "hochkomisch" und "beißend".

Ich fand ihn eher deprimierend und war sehr befremdet über die Protagonistin , die sich obsessiv auf die Suche nach einem neuen Partner begibt, nachdem sie sich entschlossen hat, aus ihrer Ehe auszusteigen. Sie findet aber, obwohl erst 46 und attraktiv, keinen Partner, weil Männer angeblich nur jüngere Frauen wollen und wenn nicht, ansonsten bekanntlich sind wie Toiletten, entweder beschissen oder besetzt. Die konsumistischen Vokabeln, die die patriarchale Sichtweise abbilden sollen, wirkten auf mich nicht satirisch, sondern ärgerlich. Sie demaskiert diese Anschauung nicht, sondern übernimmt sie.

Ziemlich treffend und humorig wird hingegen die grundlos positive Sicht übergewichtiger Männer auf ihren Körper beschrieben. Auch die Verlagswelt, in der die Protagonistin als Pressefrau arbeitet, kommt authentisch und interessant rüber; eine Welt, in der um Preise und Medienpräsenz gerungen wird und Qualität nachrangig ist. Sprachlich gefiel mir der Roman ebenfalls ganz gut, Delaume formuliert knapp und pointiert.

Die Protagonistin erlebt drei Enttäuschungen und gibt bald die Suche auf, um sich eine Katze anzuschaffen und fortan in einer WG mit ihren Freundinnen zu leben. Und dort lebten sie glücklich bis an ihr Ende, denn das einzig Wahre ist die weibliche Solidarität.

Das kommt mir so dermaßen naiv und klischeehaft vor, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll mit mich aufregen.

Satire soll durch Überzeichnung entlarven – Delaume reproduziert lediglich Klischees. Am Ende wird sie sehr deutlich, für den Fall, dass frau noch nicht verstanden hat, was sie rüberbringen will: „Einzig Freundschaft und Schwesternschaft bewahren uns vor dem Abgrund.“

Schön wär´s.


 

alasca

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13. Juni 2022
3.056
9.738
49
Nachtrag: Bei Amazon ging meine Rezi nicht durch. Als ich anrief, stellte sich raus, es war das "beschissen", was die amerikanischen Puritaner gestört hat. *seufz* Das hab ich jetzt etwas zahmer formuliert.

Ist das jetzt Zensur, oder ist das gut? :think
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Nachtrag: Bei Amazon ging meine Rezi nicht durch. Als ich anrief, stellte sich raus, es war das "beschissen", was die amerikanischen Puritaner gestört hat. *seufz* Das hab ich jetzt etwas zahmer formuliert.

Ist das jetzt Zensur, oder ist das gut? :think
*kopfschüttel* :rolleyes: Aber Thalia "zensiert" auch. Irgendwann ist da von mir auch ne Rezension nicht online gegangen, weil ich was falsches geschrieben hatte...
 
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