Rezension Rezension (3/5*) zu Das Lied der Dunkelheit: Roman (Demon Zyklus 1) von Peter V. Brett.

13. April 2014
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Rösrath
din-a4-story.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Das Lied der Dunkelheit: Roman (Demon Zyklus 1) von Peter V. Brett
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Eigentlich gut

Das Buch ist ein dicker Schinken. Episch dick. Episch auch der Klappentext. Der Verlag wirbt branchenüblich damit, dass auch dieses Buch einem Herrn Tolkin gerecht werden würde. Natürlich hat das Buch auch die (inzwischen obligatorische) Landkarte vorneweg. Die Klischees wurden also somit beinahe allesamt bedient. Fehlen nur noch Orks und Elben.

"Das Lied der Dunkelheit" holt den Leser in der Kindheit der drei Protagonisten ab. Bemerkenswert: Jede Figur lebt in einem anderen Teil des Landes und sie haben zunächst nichts miteinander zu tun.
Der rote Faden in der Handlung ist, dass die Welt des Nachts von Dämonen heimgesucht wird. Nur magische Siegel (Schutzzeichen) bewahren die Menschen vor der Ausrottung.
Allerdings scheinen die Leute nicht besonders helle zu sein: Ihre Schutzzeichen müssen ständig erneuert werden, weil die verwendete Farbe ziemlich schnell verwischt oder verwittert. In den vielen hundert Jahren, die sie sich nun angeblich mit den bösen Dämonen auseinandersetzen, haben sie nicht gelernt, dauerhafte Schutzmaßnahmen zu ergreifen ...

Die Welt "Thesa", auf der die Handlung angesiedelt ist, wird eigentlich recht detailreich geschildert: typisch dunkles Mittelalter mit einer Ersatzreligion. Insbesondere das Stadtleben mit seinen besonderen Berufen und Gepflogenheiten ist durchdacht.
Auch ein Großteil der Charaktere ist liebevoll dargestellt. Um so sparsamer ist der Autor mit der Beschreibung der Dämonen. Als Leser erfährt man, dass sie abends aus dem Boden aufsteigen, morgens wieder darin versinken. Es gibt verschiedene Arten in verschiedenen Größen. Ach ja: Klauen, Schwänze und Körperpanzer haben sie auch. Mehr Infos gibt es nicht. Am Anfang werden die Dämonen sogar gar nicht beschriebn. Dafür, dass die Story auch knapp 800 Seite ausgewalzt ist, ist gerade die Beschreibung der Antagonisten sehr dürftig ausgefallen.

Den Protagonisten passiert im Laufe des Buches allerhand Schlimmes. Doch irgendwie geraten die Charaktere zu kleinen "Mary Sues" (siehe Wikipedia) - sie entscheiden sich für gewöhnlich richtig und ehrenhaft. Außerdem haben alle drei Personen jeweils besondere Fähigkeiten: Dda wären der unwahrscheinlich begabte Bannzeichner/Krieger, die Heilerin und der Zauber-Fiedler. Erinnert schon verdammt an die "Party" eines handelsüblichen Rollenspiels.

Trotzdem ist das Buch durchaus spannend erzählt ...
Der große Showdown gerät aber leider zum typischen "A-Team" Finale: Alle arbeiten zusammen, bauen Waffen und Fallen und der Krieger nimmt eine Zigarre in den Mund und sagt: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert." Nein, tut er nicht. Es gibt auch keine Zigarren. Aber trotzdem ...

Fazit: Grundsätzlich ist "Das Lied der Dunkelheit" ein guter Fantasy-Roman. Die selbstauferlegte Messlatte zum "Herrn der Ringe" ist allerdings viel zu hoch.
Ein großes Manko der Story ist ein grundsätzlicher Logikfehler: Das Zeichnen magischer Symbole kann Dämonen im Bann halten, kann sie sogar bekämpfen . Warum stellt sich die Bevölkerung darauf nicht ein? Jahrunderte lang lassen sich die Menschen abschlachten, verstecken sich bei Nacht, obwohl sie eigentlich den Boden nur mit Steinen pflastern müssten, auf denen Siegel eingraviert sind. Warum tragen die Leute keine Schutzzeichen am Körper? Amulette, Umhänge oder Ähnliches mit den entsprechenden Symbolen ausgestattet, wären einfache Maßnahmen. Nur eine Person im ganzen Buch tätowiert sich die Schutzzeichen auf. Warum macht das nicht seit Generationen jeder?

Am Ende bleibt ein gut erzähltes Buch, dass Genrefans bestimmt zu unterhalten weiß. Nur zu viel nachdenken darf man dabei nicht.