Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …Kaufen
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Ein Mehrgenerationenroman aus Kanada mit einer ökologischen Botschaft - darauf hatte ich mich gefreut. Die äußere Aufmachung des Buches ist sehr ansprechend und die Einteilung der Kapitel als Jahreszahlen auf einer Baumscheibe ist originell und passend.
Der kanadische Autor Michael Christie beginnt seine Geschichte im Jahr 2038 und erzählt danach rückwärts bis ins Jahr 1908, anschließend wird vorwärts weitererzählt bis zum Anfangsjahr. Dabei greift er einzelne Jahre heraus und wechselt die Perspektive.
Es beginnt mit einem düsteren Bild unserer Zukunft. Die Klimaerwärmung ist so weit fortgeschritten, dass es weltweit nur noch wenige Wälder gibt. „ Das große Welken“ hat zu deren Untergang geführt. Die globale Dürre hat fatale Auswirkungen: die Wirtschaft ist zu großen Teilen zusammengebrochen, die Städte versinken unter Staubwolken, neue Atemwegserkrankungen zwingen die Menschen zum Rückzug in klimatisierte Räume.
Nur hier, auf Greenwood Island, einer Insel vor British Columbia, gibt es noch einen der wenigen Primärwälder. Hierher reisen gutbetuchte Touristen, um sich inmitten uralter Bäume zu erholen. Und hier arbeitet Jacinda Greenwood als Naturführerin. Sie ist dankbar inmitten gesunder Natur zu leben, fühlt sich verbunden mit den Urwaldriesen. Außerdem ist sie auf den Verdienst dringend angewiesen, hat sie doch durch ihr Biologiestudium einen großen Schuldenberg angehäuft. Hilfe kann sie von niemandem erwarten; ihre Mutter starb früh bei einem Verkehrsunfall, ihren Vater hat sie nie kennengelernt.
Da erscheint eines Tages ihr früherer Verlobter mit einem alten Tagebuch, das angeblich ihrer Großmutter gehörte und das beweisen soll, dass sie die Erbin von Greenwood Island ist.
Der Leser verfolgt nun die Lebenswege der Familie Greenwood.
Liam, Jacindas unbekannter Vater, erschafft als Zimmermann wahre Kunstwerke. Als Kind war er ständig mit seiner Hippiemutter Willow unterwegs, die mit Protestaktionen verzweifelt versucht, die Rodung der Wälder zu verhindern.
Im nächsten Kapitel lernen wir Willow näher kennen, erfahren, wie sie zu dieser radikalen Öko- Aktivistin wurde und stoßen danach auf das ungleiche Brüderpaar Everett und Harvey. Während Everett traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrt und als Landstreicher durch das krisengeschüttelte Land treibt, baut sich Harvey mit skrupellosen Methoden ein gigantisches Holzimperium auf.
Das Thema Wald ist das verbindende Glied zwischen den Generationen. Die Verbindung zur Natur, die Liebe zu den Bäumen steht dem Raubbau an der Natur, der wirtschaftlichen Nutzung ( Ausbeutung) gegenüber.
Eine schöne Idee, die Geschichte der Bäume mit einer Familiengeschichte zu verbinden, die Analogie zwischen Mensch und Baum zu illustrieren.
Beim Menschen gibt es Schichten von Leben, die dem eigenen vorangegangen sind, „ so wie Bäume von den konzentrischen Bändern ihres früheren Ichs aufrecht gehalten werden.“ Bäume haben Wurzeln, Jacinda und andere Figuren kennen ihre nicht. „Als könnte man Wurzeln überhaupt kennen....Die Wahrheit ist also, dass es keine klare Trennung zwischen einem Baum und dem nächsten gibt. Und ihre Wurzeln sind ganz und gar unerkennbar.“
Doch so vielversprechend der Roman begonnen hat, so sehr hat er mich im Verlauf meiner Lektüre enttäuscht. Zu viel haarsträubende Ereignisse, zu wenig glaubhafte Wendungen. Der Autor meinte immer, noch eine Schippe drauflegen zu müssen. Die anfangs vielschichtig angelegten Figuren mutierten zu Superhelden und Oberbösewichten.
Zugegeben, Michael Christie kann schreiben. Das beweist er immer wieder mit schönen Passagen und passenden Vergleichen. Dann aber gibt es wiederholt Metaphern, die völlig danebenliegen. Er versteht es, Spannung aufzubauen und verschiedene Fäden zusammenlaufen zu lassen. Wer also einen spannenden Schmöker lesen möchte und wenig Wert auf Plausibilität und Glaubwürdigkeit legt, wird sich bestens unterhalten.
Hätte der Autor seinem Thema mehr vertraut und sein anfängliches Niveau beibehalten, so wäre aus „ Das Flüstern der Bäume“ ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman geworden. So aber hat er lediglich die Vorlage für einen leicht konsumierbaren, kolportagehaften Hollywoodfilm geliefert.
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