Rezension Rezension (3/5*) zu Das Auge von Hongkong von Chan Ho-kei.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Auge von Hongkong von Chan Ho-kei
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Cop für immer

Bei Sonny Lok, Inspector der Polizei von Hongkong, handelt es sich um den Nachfolger des legendären Inspector Kwan. Dieser arbeitete lange Jahre bei der Polizei und nach seiner Pensionierung noch als Berater. Nun aber liegt der alte Mann im Krankenhaus und es scheint mit ihm zu Ende zu gehen. Doch ein letztes Mal noch soll er seine genialen Fähigkeiten entfalten. Sonny Lok holt die Verdächtigen am Krankenbett zusammen. Ein Mann wurde mit einer Harpune getötet und letztlich stehen alle in seinem Haushalt lebenden unter Verdacht. Lok ist es, der die Vorgänge schildert, doch er ist es der die Kombinationsgabe seines großen Vorbilds zu Rate zieht.

Bei diesem Fall handelt es sich um den letzten der spektakulärsten Fälle des Inspector Kwan, der auch das Auge von Hongkong genannt wurde. Etwas ungewöhnlich im Aufbau wird dieses Buch in der Gegenwart startend zurück in die Vergangenheit erzählt. Jeder Fall liegt in einem anderen Jahrzehnt in einer Phase, die für Hongkong wichtige Veränderungen brachte. Gleichzeitig umspannt es Kwans gesamtes Berufsleben und damit auch den größten Teil seiner Lebensspanne. Das Hauptaugenmerk liegt dabei tatsächlich auf seiner ungewöhnlichen Karriere und seinen herausragenden Ermittlungsleistungen. Nach der Lektüre dieser Rückwärtserzählung fragt man sich allerdings, ob man nicht lieber mit der ersten Geschichte angefangen hätte. Die einzelnen Fallschilderungen sind in sich abgeschlossen, so dass diese Möglichkeit besteht.

Interessant ist wie Kwan, je weiter er die Karriereleiter aufsteigt, immer mehr von der Front wegkommt und mehr durch Rückschlüsse aus den vorhandenen Informationen und geschickten Fragestellungen im Nachhinein zu seinen Lösungen kommt. Wie er seinen Nachfolger von langer Hand fördert und aufbaut, durchaus ähnlich wie es ihm selbst einst geschah. Gleichzeitig bekommt man einen Einblick in das Leben der britischen Kronkolonie Hongkong, die inzwischen schon lange an China zurückgegeben wurde. Einiges von dem geschickten Aufbau des Buches erschließt sich erst nachdem man es beendet hat und das Leben des Inspector Kwan nochmal Revue passieren lässt. Letztlich bleibt unklar, ob das Buch eher als Zusammenfassung einzelner Geschichten zu sehen ist oder als zusammenhängender Roman. Da mag der Zusammenhang zwischen den Geschichten vielleicht etwas vage sein und die Zeitabstände doch sehr groß.

Allerdings ist die Entwicklung von der Handarbeit zur Kopfarbeit, wobei die Grundlagen zu Letzterem schon in der Jugend des Protagonisten gelegt sind, sehr beeindruckend geschildert und der geschichtliche Abriss ist durchaus lesenswert.

3,5 Sterne