Rezension (3/5*) zu Cassandra at the Wedding von Dorothy Baker

G

Gelöschtes Mitglied 7863

Gast
Zwei gleiche Hochzeitskleider für zwei unterschiedliche Schweste

In dieses Buch bin ich erst mal überhaupt nicht gut reingekommen. Der teils elliptische Stil hat mich irritiert, die Familie war mir nicht sonderlich sympathisch, die Geschichte hat mich nicht interessiert. Es ist eine Geschichte über Zwillingsschwestern, die sich seit neun Monaten nicht gesehen haben, neun Monate, in denen die eine in New York und die andere in San Francisco studiert hat. Judith will heiraten, Cassandra ist damit nicht einverstanden, weil das ihre symbiotische Beziehung zerstören würde.

Am Vorabend der Hochzeit stellt sich heraus, dass Cassandra für die Hochzeit ihrer Schwester Judith genau das gleiche Kleid gekauft hat wie das, das Judiths Hochzeitskleid sein soll. Schlüsselszene. Ihr ganzes bisheriges Leben, 24 Jahre lang, haben sich die Schwestern geweigert, sich gleich anzuziehen. Und dann kaufen sie unabhängig voneinander genau das gleiche Kleid. Der Beweis für ihre Verbundenheit. Ein langes Gespräch soll das klären, und dann, etwa in der Mitte des Buchs, wird es plötzlich doch interessant.

Aber leider hielt das Interesse für mich nicht an. Im nächsten Kapitel spricht Judith, die spontan in der nächsten Stadt ihren Jack heiratet, und später findet doch noch eine kirchliche Trauung mit Hochzeitsfeier statt, so, wie es sich die Großmutter gewünscht hatte. Am Ende ist Cassandra zurück in San Francisco, läuft über die Golden Gate Bridge und verspürt nicht mehr den Drang zu springen.

Mir hat das Buch leider nichts gesagt.

Zitate:
Direkt auf der zweiten Seite „Besides, my guide assures me that I am not, at heart, a jumper; it’s not my sort of thing.” Das heißt in der deutschen Version: “Meine Analytikerin meint, dass ich im Grund meines Herzens niemand bin, der springt, es entspricht mir einfach nicht.“ Diesen Satz versteht man allerdings erst ganz zum Schluss, zumal im Englischen von „guide“ (= Führer, man könnte an einen Reiseführer denken, sie schaut aus dem Fenster auf die Brücke) die Rede ist. Überhaupt muss man in diesem Buch sehr zwischen den Zeilen lesen, dafür hat es mich einfach nicht genug interessiert, obwohl das Thema – eine symbiotische Beziehung zwischen Zwillingen – eigentlich interessant ist.
Auf Seite 182: „We’re two separate people. Separate and different.” sagt Judith zu Cassandra (Wir sind zwei eigenständige, unterschiedliche Personen). Judith sieht die Unterschiede, Cassandra die Gemeinsamkeiten.
Und auf Seite 187: „Why can’t she love anybody but me?” sagt Judith über Cassandra (Warum kann sie eigentlich nur mich lieben?). Das wird der Grund sein, warum Judith beschlossen hat, aus der gemeinsamen Wohnung der Schwestern mit dem Bösendorfer-Klavier auszuziehen und nach New York zu gehen, wo sie auch ihren Mann kennengelernt hat.


 

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