Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls.
'4 3 2 1' – das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. "Was für ein interessanter Gedanke", sagt er sich als kleiner Junge, "sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte."
Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals …
'4 3 2 1' ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht.Kaufen
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Der Inhalt des Buches wurde hier schon hinreichend wiedergegeben. Paul Auster hat im Kern die Geschichte des jungen Archie Ferguson in vier Varianten aufgeschrieben. Diese Grundidee fand ich sehr interessant: Was wäre wenn? Wir entwickelt sich ein Charakter, wenn sich schon früh im Leben die Lebensumstände, Bedingungen und Beziehungen verändern.
Von Beginn an war ich von dem Buch regelrecht gefesselt. Auster hat einen sehr schönen Sprachstil, die langen Sätze lesen sich flüssig, viele Stellen habe ich markiert. Das alleine recht natürlich nicht. Hinzu kamen viele beeindruckende Ideen. Gerade während der Kindheit des Protagonisten (Kapitel 1 und 2) gab es wirklich unterschiedliche Entwicklungen: mal waren die Eltern glücklich in bescheidenen Verhältnissen, mal vernachlässigt der Vater die Familie, was zur Trennung führt, mal kommt er tragisch und Leben und so weiter. Die verwandtschaftlichen Beziehungen ändern sich, Archie macht unterschiedliche (auch unerfreuliche) Erfahrungen in den verschiedenen Schulen… alles auch psychologisch glaubhaft und spannend zu lesen.
Spätestens ab Seite 400 hat mich das Buch dann verlassen…
Immer noch gab es die unterschiedlichen Verläufe. Diese ähnelten sich aber meines Erachtens zu sehr. Immer (bis auf einen Verlauf) studiert Archie. Oft hat er seine Liebe Amy, der er nachtrauert, von der er nicht loskommt, die er vermisst. Die meisten gefühlten Wiederholungen betreffen aber das Studentenleben. Die 1960er Jahre waren noch geprägt von Rassenkonflikten und insbesondere Protesten gegen den Vietnamkrieg. Archie agiert da immer mitten drin, diese ganzen Details über die einzelnen Maßnahmen, die Namen, die Straßenschlachten….
Für einen Amerikaner eventuell interessant, als Teil der eigenen Geschichte? Vielleicht bin ich zu Jung, außer Malcom X und Martin Luther King sagte mir keiner etwas… Vieles an der amerikanischen Geschichte war auch sehr interessant zu lesen – wenn es nicht zu episch ausgebreitet wurde.
Archie liebt Bücher, Filme und möchte Schriftsteller werden. Immer. In jedem Verlauf. Dadurch werden viele verschiedene Autoren, Schriftsteller und Titel (manchmal aneinandergereiht über eine halbe Seite) genannt. Mir wiederholt auch zu viel. Auch seine Bemühungen, etwas zu veröffentlichen…immer wieder.
Jetzt höre ich auf, es gäbe aber weitere Beispiele.
Zum Ende hin nahm die Geschichte wieder etwas Fahrt auf, die Komposition wurde schlüssig zum Ende gebracht.
Es handelt sich um einen durch und durch amerikanischen Entwicklungsroman, der die großen amerikanischen Themen (inklusive der Homosexualität) aufgreift.
Auster ist bestimmt ein guter Autor, gern werde ich nochmal ein kürzeres Werk von ihm lesen. Die Grundidee des Romans fand ich faszinierend, hat sich aber in meinen Augen zunehmend durch die Ähnlichkeiten der Varianten verloren.
Es war für mich ein neues Gefühl, ein Buch, das ich im ersten Viertel wirklich herausragend fand, mit zunehmender Lektüre einfach nur noch fertig kriegen zu wollen. Schade.
Vielleicht muss ein Buch über 1258 Seiten aber auch Längen haben und man muss das Querlesen von vorn herein einplanen?
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