Rezension (3/5*) zu 1965 - Der erste Fall für Thomas Engel von Thomas Christos

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Buchinformationen und Rezensionen zu 1965 - Der erste Fall für Thomas Engel von Thomas Christos
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Bisweilen etwas hanebüchen

Kurz vor der Entfessselung des 2. Weltkriegs wird in der Ruine Kaiserswerth nahe Düsseldorf ein missbrauchtes und ermordetes BDM-Mädchen aufgefunden. Bevor die Ermittlungen richtig Fahrt aufnehmen, wird dem zuständigen Kommissar Strobel von der Gestapo die Zuständigkeit entzogen. Kurz vor dem Kriegsausbruch gilt es, Hysterie zu vermeiden und einen schnellen Verhandlungserfolg zu präsentieren. Dies geschieht auch in Form eines zwangskastrierten Homosexuellen, der der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen und hingerichtet wird. Strobel hat zwar einen anderen Verdacht, der sich gegen ein Mitglied der lokalen Nazigrößen richtet, kann aber nichts mehr unternehmen.

Der besagte Strobel wirt 1965 zum Mentor Thomas Engels, dem Sohn eines Freundes und Kollegen, als dieser bei der Kripo Düsseldorf anfängt. Ausgerechnet Thomas Engel findet, wiederum in Kaiserswerth, eine Mädchenleiche. Strobel und sein Team erkennen schnell auf Unfalltod, der emotional aufgebrachte Engel reagiert unangemessen und wird vorübergehend ins Archiv versetzt, wo er die Akten des Falls von 1939 findet, der deutliche Parallelen zum aktuellen Leichenfund aufweist. Gegen alle Widerstände stürzt sich der junge Polizist in die Ermittlungsarbeit, die ihn sogar seinen Job kostet, aber es geht ihm um die Wahrheit, die im näher ist als er zunächst vermutet. Am Ende stellen sich die beiden und weitere Fälle tatsächlich als zusammenhängend heraus. Schuldhafte Verstrickungen in die Verbrechen der Kriegszeit sind der Grund für zahlreiche Verschleierungen, die alte Naziseilschaften und ihre neuen Anhänger vorgenommen haben.

Das alles liest sich auf den ersten Blick recht spannend, aber dennoch bleibt ein schales Gefühl beim Leser zurück. Warum sind die anfangs eher widerwillig am Völkermord Beteiligten plötzlich so amoralisch wie die von ihnen abgelehnten Nazis? Und der Wandel Thomas Engels vom definitiven Landei in einen toughen Ermittler, verbunden mit dessen Adoleszenz in geschlechtlicher und musikalischer Hinsicht (Aufkommen der damals modernen Rock- und Popmusik in Deutschland) erfolgt zu heftig und zu schnell, um glaubwürdig zu wirken. Man hat den Eindruck, dass hier psychologische Glaubwürdigkeit der action zum Opfer fällt.

 

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