Rezension (2/5*) zu Wie heiß ist das denn?: (K)ein Liebes-Roman von Ellen Berg

parden

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13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Noch nicht einmal wohltemperiert...

Hier sitze ich nun nach ganzen 11 Stunden und 57 Minuten Hörerlebnis, ungekürzt diesmal, und fühle mich ernüchtert. Fünf Jahre ist es her, seit ich den letzten Roman von Ellen Berg gehört habe, ich hatte jetzt einfach mal wieder Lust auf leichte Unterhaltung ohne großen Anspruch, dafür aber mit Training für die Lachmuskeln. Hmmmm? Von wegen. Am Vortrag von Tessa Mittelstaedt jedenfalls lag es nicht, dass ich hier so enttäuscht wurde.

Es geht hier im Roman um eine Mittvierzigerin, Bea, die gerade ihre große Geburtstagsfeier plant als ihr langjähriger Freund ihr mitteilt, dass er ab jetzt mit einer Jüngeren seines Weges ziehen wird, die ihm den Raum für die Unverbindlichkeiten gibt, die er gerne hätte. Bea beschließt kurzerhand, ab sofort den Männern abzuschwören, da sie einfach nie das Glück hatte, den Richtigen zu treffen. Bea will sich in Zukunft lieber auf ihren Laden konzentrieren, in dem sie geschmackvolle und ungewöhnliche Einrichtungsgegenstände für Innenausstattungen führt. Vielleicht könnten ein paar innovative Ideen ja dazu führen, dass der Pleitegeier, der schon lange über ihrem Laden schwebt, endlich weiterzieht...

Doch das Thema ''Männer' beschäftigt Bea zu ihrem Leidwesen weiter. Nicht nur kann sie gegen die Enttäuschung und den Liebeskummer nicht viel ausrichten, sie muss zudem entdecken, dass ihre 22jährige Tochter Mona nun einen neuen Freund hat, der in etwa in Beas Alter ist. 'Sugardaddy' ist da noch das Netteste, was ihr dazu einfällt. Dass ihre nervige Mutter Rosi nun plötzlich ebenfalls einen Liebhaber in Beas Alter hat, fällt da kaum noch ins Gewicht. Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?

Beas Weg raus aus der Krise dauert lang. Sehr lang. Und zieht dabei endlose Schleifen durch einen Sumpf voller Selbstmitleid, in dem Bea badet, sich suhlt und zu Hause zu fühlen scheint. Beginnende Wechseljahrsymptome, Liebeskummer, ein Laden, der nicht gut läuft, Aufträge, die verloren gehen, Sorgen um ihre Tochter, nicht enden wollende Auseinandersetzungen mit deren Freund - Peinlichkeiten inbegriffen -, eine wenig hilfreiche Mutter, die sich gerade auf dem Jugendwahn-Trip zu befinden scheint, Ereignisse, die ihre Lebensplanung immer wieder durchkreuzen. Arme Bea. Arme Hörerin - ich habe es zwischendurch fast nicht mehr ausgehalten. Langatmig, langweilig, nervig. Punkt.

Wie heiß ist das denn? Für mich war der Roman noch nicht einmal wohltemperiert. Meine anfängliche Lust auf das Hörbuch kühlte immer mehr ab, und auch einige interessante Wendungen und ein paar amüsante Wortwechsel konnten daran nichts mehr ändern. Das Ende fand ich dann - hm... Wie mit der heißen Nadel gestrickt, rasch runtergeschrieben, und einer der Hauptcharaktere wurde dadurch plötzlich für mich zu einer ganz anderen Figur, viel weniger sympathisch und viel biederer als davor.

Entweder ist bei Ellen Berg die Luft raus oder für mich sind diese Romane einfach nichts mehr. Andere Stimmen zum (Hör-)Buch fallen ja durchaus positiver aus, da mag es wohl an mir liegen. Das ändert aber leider nichts an meiner Enttäuschung. Andere Bücher der Autorin haben mir da deutlich besser gefallen...

Schade!


© Parden