Rezension Rezension (2/5*) zu SUPERBUHEI (Debütromane in der FVA) von Sven Amtsberg.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Buchinformationen und Rezensionen zu SUPERBUHEI von Sven Amtsberg
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Tristesse in Langenhagen...



Als Sohn eines Elvis-Imitators wächst Jesse, benannt nach dem totgeboren Bruder des King, im Schatten seines Zwilligsbruders Aaron in Hamburg-Rahlstedt auf. Jesse flieht nach Langenhagen, betreibt dort die trostloseste aller Kneipen, das 'Klaus Meine', und wähnt sich in Sicherheit - bis ihn die furchtbare Ahnung beschleicht: Aaron ist in sein Leben zurückgekehrt, mit dem teuflischen Plan, ihn zu ersetzen.

Jesse und Mona. Jesse und Klaus Meine und seine Scorpions. Jesse und seine Kneipe und der Alkohol. Jesse und Kafka. Das fasst das Buch im Wesentlichen zusammen, auch wenn deswegen sicher noch niemand versteht, worum es hier eigentlich geht. Aber es deutet meine Unlust an bei dem Gedanken, an dieses Buch noch allzu viele Worte zu verschwenden.

Selten habe ich mich nämlich derart durch ein Buch gequält. Beschreibe den Roman in drei Worten? Tristesse, Paranoia, Kafka. Und Jesse? Mittelmäßigkeit, Selbstmitleid, Alkoholsucht. Eine Mischung, die mir jedenfalls nicht sonderlich zusagte und in der ich nicht wie manch andere Leser etwas Erfrischendes entdecken konnte. Aber nun gut. Ein paar Worte mehr sollen es noch sein...

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive Jesses, wodurch der Leser 1:1 an den Gedanken des Hauptcharakters teilhaben und dadurch knietief die beklagenswerte Gewöhnlichkeit seines Lebens durchwaten kann.

Jesse lebt mit Mona zusammen, einer Verkäuferin im Superbuhei, in einem kleinen schmuddeligen Haus am Rande eines Maisfeldes. Jesse betreibt außerdem eine kleine schmierige Kneipe, die an das Superbuhei nachträglich rangeklatscht wurde und trinkt dort mit seinen Stammkunden um die Wette, immer auf der Suche nach dem hilfreichen Pegel, der das Leben irgendwie erträglicher macht - bis zum nächsten Morgen. Jesse ist zudem ein großer Fan der Scorpions, vor allem von Klaus Meine. Und so führt er mit dem Frontman der Hardrock-Band nicht nur einen regen Briefewechsel, sondern sorgt auch dafür, dass in seiner Kneipe ausschließlich Lieder der Scorpions laufen.

Jesse ist das Kind zweier gewöhnlicher Eltern, die immer etwas Besonderes sein wollten - vor allem sein Vater. Der lief schließlich in Hamburg-Rahlstedt in seinem glitzernden Elviskostüm herum, die spärlichen Haare mit Haarspray zu einer gewagten Tolle betoniert. Die Mutter ertrug die Gewöhnlichkeit irgendwann nicht länger und verließ die Familie - genau am 16. Geburtstag der Zwillinge. Nach dem Tod des Vaters flüchtete Jesse schließlich aus dem Ort seiner Kindheit, zumal sein Bruder Aaron ihm unheimlich zu werden begann.

Doch nun scheint es, dass die Vergangenheit Jesse wieder einzuholen beginnt. Er glaubt, Aaron gesehen und Spuren seines Daseins entdeckt zu haben. Doch Alkohol und Paranoia lassen ihn und den Leser zweifeln: was ist hier eigentlich wahr? Kafkaeske Sequenzen am Rande des Maisfeldes, in dem sich so viel verstecken kann...

Es mag Leser geben, die das Verwirrspiel in trüber, alkohollastiger Stimmung mögen, wo Tristesse groß geschrieben wird und der Blick auf das Leben ein resignierter ist. Ich gehöre leider nicht dazu, und auch nicht zu denjenigen, die es reizvoll finden, wenn ausschließlich negative Aspekte präsentiert werden, egal wer oder was da gerade geschildert wird. Das offene Ende passt hervorragend, doch dieser Aspekt sowie einige Ansätze von Humor reichten letztlich nicht aus, um mich von dem Buch überzeugen zu können.

Mich konnte das Buch letztlich weder begeistern noch in den Bann ziehen, so dass ich schließlich froh war, als ich es endlich zuklappen konnte... Schade.


© Parden


 
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