Rezension Rezension (2/5*) zu Staub zu Staub: Kriminalroman von Felix Weber.

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
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Deprimierend


Inhalt (Klappentext):

Niederlande, 1949: Der ehemalige Widerstandskämpfer Siem Coburg lebt nach dem Krieg und dem tragischen Verlust seiner großen Liebe zurückgezogen und als gebrochener Mann auf einem Hausboot. Erst als ihn der alte Bauer Tammens bittet, den Tod seines Enkels aufzuklären, kehrt Coburg in die Stadt zurück. Der siebzehnjährige Siebold starb unter mysteriösen Umständen in einem katholischen Heim für geistig behinderte Kinder, und sein Großvater ist sicher, dass mehr dahintersteckt, als die Heimleiter ihn glauben machen wollen. Während Coburg immer tiefer in die Vergangenheit des Heims eintaucht, muss er feststellen, dass Siebold nicht der einzige Schutzbefohlene mit ungeklärter Todesursache ist …


Meine Meinung:

Ich fand das Buch düster und trostlos. Alles wird grau in grau geschildert - die Umgebung, das Wetter, die Menschen. Immer wieder kommt es zu Rückblenden, die aber zunächst nicht unbedingt als solche erkennbar sind, was bei mir zu Beginn zu einiger Verwirrung führte. Mit der Zeit bekam ich zwar ein Gefühl dafür, wäre aber doch über Zeitangabe zu Beginn des jeweiligen Abschnitts dankbar gewesen. Der Hauptprotagonist Coburg ist verschlossen und unnahbar, ein Einzelgänger. Durch seine Erlebnisse im niederländischen Widerstand und den Verlust seiner großen Liebe kann man diese Schroffheit einigermaßen nachvollziehen, aber sympathisch war er mir zu keinem Zeitpunkt. Ich fand ihn kaltblütig, auch wenn er für einzelne Personen durchaus Sympathien, bzw. Beschützerinstinkte entwickeln konnte.

Im Klappentext las ich, dass der Autor durch Berichte über mysteriöse Todesfälle und Misshandlungen innerhalb der katholischen Kirche zu dieser Geschichte inspiriert wurde. Auf den hinteren Seiten des Buches wird auch erläutert, dass viele der handelnden Personen real waren, ebenso wie einige der Geschehnisse. Meines Erachtens hat Weber hier aber zu viele Themen zusammenbringen wollen. So wird ein weiter Bogen gespannt; von grauenvollen Berichten eines Sanitäters von den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges über die teils erschreckenden Verhältnisse in katholischen Heimen für behinderte Kinder und Euthanasie bis hin zu der Verbitterung der Aktiven des niederländischen Widerstands, die ohnmächtig mitansehen mussten, wie Nazi-Kollaborateure nach dem Krieg ohne große Schwierigkeiten in ihre alten Positionen und Rollen zurückkehren konnten.

"Sie hatten die Finger nicht am Abzug gehabt, und die Zeit des Wartens auf ihre Zielperson war ihnen nicht endlos vorgekommen. Und nachdem die Orden ausgeteilt und die Worte des Dankes gesprochen worden waren, entschieden sie sich dafür, Abstand zu halten, weil Menschen, die getötet haben, so gerechtfertigt das damals auch war, trotzdem Mörder blieben. In viel größerem Maße wandte man sich jedoch von ihnen ab, weil sie, die Widerstand geleistet hatten, einen an die eigene Feigheit erinnerten." (Seite 182)

So sprang die Geschichte hin und her und ich hätte mir eine stärkere Fokussierung gewünscht. Die Krimihandlung, mit der das Buch angepriesen wurde, geriet ziemlich in den Hintergrund.

Fazit:

Eine düstere und triste Geschichte aus dem Niederlande der Nachkriegszeit. Die Anhäufung bedrückender Details fand ich viel zu deprimierend.