Rezension Rezension (2/5*) zu Jahre aus Seide von Ulrike Renk.

nicigirl85

Aktives Mitglied
6. Februar 2018
432
156
29
38
nicigirl85.blogspot.de
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Ein Buch voller ungehaltener Versprechen...

Die Autorin konnte mich vor einigen Jahren mit ihrer Australien- Saga so sehr begeistern, dass ich jetzt unbedingt mal wieder ein Buch von ihr lesen wollte. Leider wird nicht ein Versprechen des Klappentextes gehalten.

In der Geschichte geht es um die Jüdin Ruth, die unbeschwert in Deutschland groß wird und ein erfülltes Leben genießt bis die Nazis an die Macht kommen. Was wird sich in ihrem Leben alles ändern? Und was wird aus der Liebe zu Kurt, dessen Eltern unbedingt auswandern wollen, wenn es hart auf hart kommt?

Selten fiel es mir schwer in ein Buch hineinzufinden wie hier. Dies liegt vor allem daran, weil eigentlich während des ganzen Buches nicht wirklich viel passiert. Interessante Passagen wie etwa Ruth ihren Kurt kennenlernt, werden auf einer halben Seite abgerissen, während Feiertage ausführlichst beschrieben werden, aber eben nicht wirklich die Bräuche, sondern was es jeweils für Festessen gibt.

Zudem ist der Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, gänzlich anders als beim Inhalt beschrieben. Ewig geht es erstmal um Ruths Mutter Martha und wie gut es doch der Familie geht. Man erlebt Ruth bereits als Kleinkind, was ich ehrlich gesagt als unnötig empfand.

Des Weiteren gelang es der Autorin nicht mir einen der Charatere schmackhaft zu machen, da keine Figur wirklich aus dem Leben gegriffen erscheint.

Die Hauptfigur Ruth kann bereits in jungen Jahren Dinge, die ich mir einfach nicht vorstellen kann und als unglaubwürdig empfunden habe. Natürlich können Kinder besondere Begabungen haben, aber nicht in der Ausprägung, da gerade bei der Schneiderei ja auch handwerkliches Geschick gefragt ist, was aber gewisse motorische Ausprägungen erfordert, die Kinder in jungen Jahren schlichtweg noch nicht haben.

Auch Ruths Mutter konnte mich leider nur sehr selten berühren, da ich überhaupt keinen Zugang zu ihr gefunden habe. Klar hat es mir gut gefallen, dass sie eine gute Mutter sein wollte, aber alle Pflichten, die damit einhergehen, gibt sie an das Hauspersonal ab. Zudem empfand ich ihr Leben doch als sehr langweilig, wenn sie ausschließlich Gesellschaften gibt, aber sonst nichts weiter kann.

Karl war für mich ein Charakter, der einfach zu gut für die Welt ist. Auch wenn das im wahren Leben so abgelaufen sein soll, empfand ich seine enorme Gutmütigkeit, mit der er seine Familie teilweise sogar in Gefahr bringt, als anstrengend und belastend. Beim Lesen fragte ich mich schon, was denn der Messias Karl als nächstes für gute Taten vollbringen wird?

Außerdem wurde immer wieder betont, dass die Familie sehr reich sei und nahezu mit matierellen Dingen geprahlt. Auch als es schon zahlreichen Familien schlecht geht, soll sich Ruth Skier kaufen und ihr Leben genießen. Wo bleibt da das Feingefühl den anderen Mädchen gegenüber?

Die Geschichte erschien mir leider an vielen Stellen an den Haaren herbeigezogen. Nie gibt es wirkliche Höhen und Tiefen in der Handlung. Wenn mal etwas Schlimmes passiert, ist wenige Zeilen später die Lösung da. Daher fiel es mir auch unendlich schwer konstant zu lesen, weil ich immer wieder hoffte, das nun endlich etwas mit Wums passiert und dann kommt dies wieder nicht.

Man merkt schon, dass durchaus recherchiert worden ist, aber die Einstreuung von politischen Ereignissen wirkt einfach zu gestelzt und gewollt. Auch führen die jüdischen Mädchen wie Anne Frank Tagebuch, was auch so sehr betont worden ist, dabei haben Mädchen in dem Alter wohl schon immer das Bedürfnis gehabt Tagebuch zu führen, egal welcher Ethnie oder Glaubensrichtung sie angehören.

Ehrlich gesagt bin ich jetzt sogar erleichtert, dass das Buch zu Ende ist. Die Fortsetzungen dazu werde ich gewiss nicht lesen.

Fazit: Für Leser, die sehr seichte Kost mögen, die zudem sprachlich nicht anspruchsvoll ist, werden sicherlich einen Mehrwert in diesem Buch entdecken. Ich kann hier jedenfalls keine Leseempfehlung aussprechen.