Rezension (2/5*) zu In blaukalter Tiefe von Kristina Hauff

RuLeka

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30. Januar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu In blaukalter Tiefe von Kristina Hauff
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Leider eine Enttäuschung!

Mit ihrem letzten Roman „ Unter Wasser Nacht“ konnte mich Kristina Hauff mit einer spannenden Geschichte und interessanten Figuren überzeugen. Ein ähnliches Leseerlebnis habe ich hier erwartet.

Zwei Paare stechen gemeinsam mit Bootseigentümer und Skipper Eric in See. Andreas, erfolgreicher Staranwalt, möchte seiner Frau Caroline mit dem Segeltörn in die schwedischen Schären eine Freude machen. In der langjährigen Ehe kriselt es und der Urlaub soll wieder für Harmonie sorgen. Ehefrau Caroline ist skeptisch , ob die Idee ihres Mannes so großartig war. Sie selbst befindet sich in einer Lebenskrise. Ihr toller Job als Chefsekretärin eines Lifestylemagazins ist weg und die erwachsene Tochter ist krank. Außerdem sind sie nicht allein an Bord. Andreas hat seinen jüngeren Arbeitskollegen Daniel und dessen Freundin Tanja eingeladen. Daniel träumt von einer Karriere als Partner in der Kanzlei und ist nun eifrig bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auch Tanja steht unter erheblichem Druck, da sie sich als Altenpflegerin gesellschaftlich unterlegen fühlt. Skipper Eric gibt sich anfangs verschlossen und geheimnisvoll
Das kammerspielartige Setting hat mir zuerst einmal gut gefallen. Fünf konträre Charaktere auf engem Raum zusammenzubringen, birgt viel Potential für Dramatik und Konflikte.

Zu Beginn sind alle noch darauf bedacht, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Andreas, als Chef und Finanzier, versucht mit reichlich Alkohol für Stimmung zu sorgen. Er gibt sich als souveräner Macher, der alles im Griff hat. Allerdings vergreift er sich gerne im Ton, wenn er der jüngeren Fau an Bord eindeutige Avancen macht. Daniel pflichtet seinem Chef in allem eifrig bei, darf sich aber zusätzlich noch um Schwierigkeiten in der Kanzlei kümmern. Tanja mit ihren Selbstzweifeln hält sich zurück, fühlt sich aber zunehmend genervt von der Anbiederei ihres Freundes und der Anmache seines Chefs. Ihre schlechte Laune verbergen schafft Caroline nur schwer.
Das liest sich bis dahin leicht und locker und für Spannung ist gesorgt. Welche Gruppendynamik wird sich an Bord entwickeln? Werden die Masken von Höflichkeit und Entgegenkommen fallen?
Kristina Hauff fängt die Schönheit des Meeres und die Faszination an Bord in atmosphärischen Bildern ein. Allerdings beginnen mich die Figuren zu nerven. Statt psychologisch stimmigem Handeln gibt es jede Menge kindischer Reaktionen. Ein Hin und Her, ohne dass wirklich Bewegung ins Geschehen kommt.
Erst im letzten Abschnitt kommt es zu unerwarteten Wendungen und aus dem anfangs beschaulichen Segeltörn wird ein gefährliches Spiel mit dem Tod. Ausgelöst durch Fehlentscheidungen aus Angst und gekränkter Eitelkeit. Aber auch hier reagieren die Figuren nicht psychologisch glaubwürdig. Sie bleiben Klischees. Statt in die Tiefe zu gehen, belässt es die Autorin bei nebulösen Andeutungen . Manches aus der Vergangenheit wird angedeutet und dann nicht mehr aufgegriffen oder im Ungefähren belassen. So bleiben bis zum Schluss einige Frage offen.

Kristina Hauff erzählt ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven, trotzdem ergibt sich dadurch keine Nähe zu den Protagonisten. Die Sprache ist sehr dialoglastig, ansonsten einfach und ab und zu peinlich.
Aus einer vielversprechenden Ausgangssituation wird eine unglaubwürdige Schmonzette. Das Buch eignet sich als Vorlage für einen Freitagabendfilm im Ersten, mich hat es leider enttäuscht.

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wenn du, RuLeka, nur zwei Sterne locker machst, nehme ich den größtmöglichen Abstand von einem Buch, denn das kommt selten genug vor;).
Ich fand schon manche Wendung in Hauffs erstem Roman reichlich unwahrscheinlich. Dennoch war er sehr gut lesbar. Sehr schade, denn die optische Aufmachung des Buches ist gelungen - da droht manchem noch ein Flop...
 
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Reaktionen: RuLeka

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich fand schon manche Wendung in Hauffs erstem Roman reichlich unwahrscheinlich. Dennoch war er sehr gut lesbar. Sehr schade, denn die optische Aufmachung des Buches ist gelungen - da droht manchem noch ein Flop...
Aber in ihrem ersten Roman konnte ich die Wendungen irgendwie noch nachvollziehen. Und mit den Figuren dort hatte ich Mitleid.
Es gibt jedoch sehr viele begeisterte Rezensionen. Wem das Setting gefällt und eher auf Spannung Wert legt, ist vielleicht ganz gut bedient. Doch mir wurden zu viele Versprechungen einfach nicht eingelöst. Auch das Erzähltempo stimmte nicht. Mal Redundanzen, dann wieder wird schnell was abgehandelt.
Schluss jetzt, sonst finde Ich noch mehr Kritikpunkte.

Es war für mich nur auch wieder ein Wechselbad der Gefühle. Erst die Freude, dass ich Glück hatte bei der Verlosung, dann vergebliches Warten auf das Buch. Dann kam ich durch eine freundliche Mitarbeiterin des Verlags zu meinem Leseexemplar und deshalb war es umso trauriger, dass das Buch nicht der Mühe wert war.