Rezension Rezension (2/5*) zu Gargoyle von Andrew Davidson.

sursulapitschi

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18. September 2019
645
1.568
44
Am Ende leider grauenhaft

Selten hat mich ein Buch so erstaunt. Es fing absolut genial an, um dann im letzten Drittel alles in den Sand zu setzen, so gründlich, dass kaum noch Sterne übrig bleiben.

Es geht um einen Mann, der bei einem Unfall schwerste Verbrennungen davonträgt, der sein Leben neu sortieren muss und dabei eine seltsame Frau kennenlernt. Marianne ist Künstlerin, eine Bildhauerin, die Gargoyles herstellt, und die meint, sie beide würden sich aus früheren Zeiten kennen. Sehr viel früher. Im 14.Jhd. war sie einst Nonne.

Hier schreibt jemand genial, in einem ausgefeilten Stil, voller Witz und Ironie, eine tragische Geschichte, bei der man sich die ganze Zeit fragt: Ist das sein ernst, oder hat der Held zu viel Morphium genommen?

Sie war… „klein, aber napoleonklein. Ein Klein, das sich immer an den eigenen Haaren hochzieht, um größer zu erscheinen, dick, aber wasserballdick, mit Fleisch, das nicht waberte sondern rund war, als suchte es nach einer Stelle zum Explodieren. Alter? Um die Fünfzig, schwer zu sagen, aber wahrscheinlich. Falten hatte sie keine, dafür war ihr Gesicht zu kugelförmig.“

Anlage und Sprache sind hier exquisit, weshalb ich auch mit einer ausgeklügelten Auflösung dieser merkwürdigen Geschichte gerechnet habe, bei der man die ganze Zeit nicht genau sagen kann, wird es jetzt tatsächlich echte Fantasy oder befindet sich doch gerade jemand im Drogenrausch?

Leider bricht das Buch dann komplett ein. Wenn es an die Auflösung geht ist es vorbei mit der Raffinesse. Der Autor nimmt tatsächlich jede Plattitüde mit, die sich bietet, von Wiedergeburt über Gotteswille, Schicksal, Fügung, Erlösung, ewiger Liebe bis hin zu Dantes Inferno in allen Geschmacksrichtungen. Er lässt nichts aus, was man an Pathos auftischen kann und nicht nur das. Er weiß auch nicht, dass man irgendwann aufhören sollte, weshalb er das schreckliche Ende dann noch ordentlich auswalzt.

Strange! Bis kurz vor Schluss war ich davon überzeugt, ein fünf Sterne Buch zu lesen, bis sie dann im letzten Drittel fast alle verdampften.
Letztendlich finde ich das Buch leider grauenhaft.





 

Wandablue

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18. September 2019
9.606
21.870
49
Brandenburg
Ich kann den Autoren natürlich verstehen: es ist schon schwer, so ne geballte Portion Fantasie schlüssig zu beenden. Nichtsdestotrotz: dann fragt man halt die Leser.
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Ich kann den Autoren natürlich verstehen: es ist schon schwer, so ne geballte Portion Fantasie schlüssig zu beenden. Nichtsdestotrotz: dann fragt man halt die Leser.
Es ist schlüssig, absolut. Nur so...platt. Als wenn du einen Krimi liest und denkst, es wird doch wohl nicht der Gärtner der Mörder sein. Und, siehe da, es ist der Gärtner. (Der der uneheliche Sohn des Gutsherren ist, was bislang niemand wusste, was aber durch das Tagebuch seiner leider zu früh verstorbenen Mutter wasserdicht belegt werden kann.)