Rezension Rezension (2/5*) zu Früher war alles leichter. Ich zum Beispiel: Ohne Botox und Baucheinziehen ent.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Nicht so witzig wie erwartet...

Wenn wir erst mal ein gewisses Alter erreicht haben, regen wir uns nicht mehr über Kleinigkeiten auf. Wir werden uns akzeptieren und nicht mehr mit unseren Oberschenkeln hadern. Weil wir alles erreicht haben, endlich angekommen sind und jenseits der 40 andere Dinge zählen... Nun, das war der Plan. In echt sieht das alles etwas anders aus. Plötzlich entdecken wir Längsfalten in unserem Dekolletee und nehmen es nicht entspannt. Nein, wir rasten aus, weil wir eigentlich noch nicht da sind, wo wir eigentlich längst sein wollten. Wir haben weder das Vollholzhaus gebaut noch den großen deutschen Gesellschaftsroman geschrieben. Wir schauen immer noch lieber Trash TV als fachgerecht ein Gemüsebeet anzulegen. Und die Bikinifigur, von der wir träumen, seit wir den ersten Bikini tragen durften? Nun, ganz ehrlich: Jetzt ist es auch zu spät.

Als Simona Meyer versehentlich auf die Selfie-Funktion ihrer Handy-Kamera kommt und das Gefühl hat, dem Grüffelo in die Augen zu blicken weiß auch sie: Ich werde alt. In ihrem humorvollen Buch räumt sie nun auf mit den großen Illusionen, die wir uns über das „später“ gemacht haben, das plötzlich da ist. Und gibt Anregungen, wie wir locker nehmen können, was alles schwerer ist, als wir uns das vorgestellt haben – das Loslassen, das Zufriedensein, das Ankommen, das Vernünftig sein – und wir.

Ich hatte mal wieder Lust auf etwas lockere Unterhaltung - in solchen Situationen greife ich schon mal zu Hörbüchern wie diesem. Manchmal sind solche Spontanentscheidungen gut, dann wieder hätte ich besser erst einmal genauer hingeschaut. Das wäre hier wohl auch gut gewesen.

Simona Meyer, geboren 1973 im Ruhrgebiet, arbeitet als freie Autorin für verschiedene große Magazine. Das habe ich jetzt gerade entdeckt. Ich habe nach dem Hören auch eine Idee, was das für Magazine sind - und da haben wir auch schon das Problem. Frau Meyer erzählt hier von sich und ihrem Leben, vor allem aber von ihren Gedanken, wie sie immer (lieber) gewesen wäre und auch heute noch gerne sein würde und räumt auf mit den Illusionen des (ihres) Lebens. Das an sich ist ja nicht schlimm, aber wenn dabei suggeriert wird, dass es im Grunde allen Frauen so geht, öhm...

Immer dazugehören zu wollen - das klingt anstrengend. Ist es wohl auch, wenn man Frau Meyer so zuhört. Ähm, nein, falsch - die ungekürzte Hörbuchausgabe (3 Stunden und 27 Minuten) wird nicht von ihr selbst gelesen, sondern von Sabrina Gander, die ihren Job ganz gut macht. Anstrengend ist nicht der Vortrag, sondern eher der Text. Denn der war nicht so witzig wie erwartet.

Ich glaube schon, dass jede(r) im Leben schon Ideen hat, wie nett/schön/toll es wird, wenn erst mal nur das oder jenes eintritt. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit dem Geschlecht zu tun? Und dann gibt es ja doch wohl auch unter den Frauen große Unterschiede. Manche gehören sicher in die Kategorie, die Simona Meyer da beschreibt - aber sicher nicht alle. Beispielsweise zu empfehlen, ab einem gewissen Alter bestimmte Kleidungsstücke zu meiden, weil man sich sonst lächerlich macht, sich weniger auffällig zu schminken oder am besten eine Kurzhaarfrisur zu wählen - da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Sollte das nicht jede Frau für sich entscheiden?

Gebracht hat mir das Hörbuch ehrlich gesagt wenig. Lockerflockig vorgetragen, mahnt es zwar aufzuhören, sich zum Sklaven ewiger Illusionen zu machen, aber ebensowenig wie ich Frauenzeitschriften lese, fand ich die Gedanken der Autorin für mein Leben maßgeblich. Irgendwie vertane Zeit...


© Parden