Rezension Rezension (2/5*) zu Ein Traum von einem Schiff: Eine Art Roman von Christoph Maria Herbst.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ein Traum von einem Schiff: Eine Art Roman von Christoph Maria Herbst
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Zu gewollt witzig...

Schauspieler Christoph Maria Herbst, bekannt aus der erfolgreichen TV-Serie "Stromberg", war im Januar 2010 zum ersten (und letzten?) Mal auf dem TV-Traumschiff engagiert und hat seine Erlebnisse rund um diese Winterreise auf dem Dampfer der Nation aufgezeichnet. Bei der Ankunft in Panama ist sein Koffer immer noch in Madrid, auf höchster See jagt er Pantoffeldiebe, an der chilenischen Küste wird er als Stromberg erkannt und beschimpft, und auf Bora Bora ist er viel zu hautnah dabei, als ein Zyklon die ganze Inselgruppe neu sortiert. Unvergessene Begegnungen mit Montezuma und liebenswerten öffentlich-rechtlichen Fossilen, aufgezeichnet mit höchst unterhaltsamem ironischen Blick auf Kollegen und Eingeborene, Sitten und Gebräuche. Ein traumhaftes Hörerlebnis rund um eines der letzten Abenteuer unserer Zeit!

Ich mag Christoph Maria Herbst als Hörbuchsprecher sehr. Er hat ein unbestreitbares Talent, durch kleine Nuancen in Stimmlage und Betonung groteske Szenen und humorvolle Anteile einschließllich Zynismus nahezu spürbar werden zu lassen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich endlich auf dieses Hörbuch stieß, dessen Text er selbst geschrieben hat.

Klingt ja auch erst einmal ganz witzig. Dieser Schauspieler und eine Rolle auf dem Traumschiff - das mutet ein wenig an wie seinerzeit Stefan Raabs Auftritt beim Eurovision Song Contest ('Wadde hadde dudde da', 2000). Passt irgendwie gar nicht. Dass sich Christoph Maria Herbst seine offenbar nahezu traumatischen Erfahrungen auf der MS Deutschland anschließend von der Seele schreiben musste: sicher absolut unterhaltsam.

Oder etwa nicht? Darüber kann man zumindest geteilter Meinung sein, wie ich bereits während des Hörens merkte (ungekürzte Lesung: 3 Stunden und 56 Minuten). Ich will gar nicht leugnen, dass ich an manchen Stellen grinsen oder laut lachen musste. Allerdings waren die Schilderungen meist derart überzogen, die Witze so flach, dass Zynismus und Sarkasmus oftmals verpufften und verkrampft wirkten. Da wollte jemand auf Biegen und Brechen witzig sein.

Besonders schlimm fand ich die Passagen, in denen Herbst mit gewohnt spitzer Zunge Kollegen und Crewmitglieder persönlich anging. Das nenne ich billiges Lästern, sonst nichts, und trifft für mich deutlich unter der Gürtellinie. Derartige 'Witze' auf Kosten anderer sind für mich ein 'No-Go', tauchen hier aber gern und häufig auf. Damit disqualifiziert sich der Autor in meinen Augen selbst.

Trotz einiger unterhaltsamer Stellen und einer gewohnt brillanten Vortragsweise hat mich dieses Hörbuch aus den benannten Gründen in erster Linie enttäuscht. Schade, da hatte ich etwas anderes erwartet...


© Parden