Rezension (2/5*) zu Die Rache ist mein von Marie NDiaye

buchregal

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8. April 2021
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Ziemlich verwirrend

Maître Susane hat mit Anfang 40 ihren Job in einer Kanzlei aufgegeben, um sich selbstständig zu machen. Es läuft aber nicht so richtig gut und sie ist froh, als Gilles Principaux sie beauftragt, die Verteidigung seiner Frau zu übernehmen. Marlyne Principaux hat ihre drei Kinder getötet. Me Susane glaubt, Gilles von früher zu kennen, dem Jungen, der ihr laut Aussage ihres Vaters zu nahe gekommen ist. Doch sie erinnert sich nicht mehr, was geschehen ist. Sie übernimmt aber den Fall.
Ich muss leider sagen, dass mich dieses Buch ziemlich ratlos zurücklässt. Da es keine Kapiteleinteilung hat, ist es schwer zu lesen, denn immer wieder muss man sich orientieren, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Dieses ganze Verwirrspiel zwischen Gedanken, Erwartungen, Vermutungen und Ängsten aus der Sicht von MeSusane ist ermüdend zu lesen. Am Ende ist eigentlich nichts geklärt.
Die Charaktere finde ich schwierig und schwer einzuordnen. Me Susane ist mir nicht sympathisch und ich kann ihr Verhalten nicht verstehen. Das Verhältnis zu den Eltern ist schwierig, da sie glaubt, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Sie leistet sich eine Hausangestellte, die sie eigentlich nicht benötigt, will ihr aber etwas Gutes tun. Sie nimmt das Mandat an, aber ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie sich intensiv darum kümmert, diesen Fall zu bearbeiten. Den dreht und wendet sie in ihrem Kopf, um dann die Geschichte zu formen, wie sie hätte verlaufen können. Sie grübelt und grübelt und macht ihre Überlegungen zu Realitäten. Aber auch die anderen Figuren, wie Putzfrau Sharon, Gilles Principeaux und seine Frau Marlyne sind seltsam.
Am Ende sind lauter Fragezeichen in meinem Kopf, das alles im Nebulösen geblieben ist.


 

Literaturhexle

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Me Susane ist mir nicht sympathisch und ich kann ihr Verhalten nicht verstehen.
Hach, nicht jeder Prota muss uns sympathisch sein;)
Das Buch hat mehrere Ebenen. Man muss höllisch aufpassen, alle Fäden in der Hand zu behalten. Ich hatte das Glück, mich mit anderen darüber austauschen zu können. Famos konstruiert, aber klar, am Ende bleiben auch Dinge offen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Für mich ist es zum Beispiel klar, dass Me Susane die Mutter von Lila ist. Warum sonst hat ihr Vater keine Betreuungsperson und die Anwältin kennt dessen Ehefrau nicht?Die Großeltern nehmen ihrer Tochter übel, dass sie so tut, als ob es das Enkelkind nicht gäbe...
Manches wird am Handlungsstrang um Sharon gespiegelt. So z.B. die Heiratsurkunde: gibt es sie oder gibt es sie nicht. Ist die Anwältin verheiratet oder ist sie es nicht?

Ich fand genau dieses Rätselraten total spannend!!!