Rezension Rezension (2/5*) zu Das Verschwinden der Stephanie Mailer: Roman von Joël Dicker.

Mamskit

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6. November 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joël Dicker
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Enttäuschend

Nach "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und "Die Geschichte der Baltimores" folgt nun Joel Dickers neuer Roman "Das Verschwinden der Stephanie Mailer".

Vor zwanzig Jahren wurde in der kleinen Ostküstenstadt Orphea ein vierfacher Mord begangen. Der Täter wird gefunden und einer der damals noch unerfahrenen Ermittler beginnt eine ansehnliche Laufbahn mit 100 prozentiger Aufklärungsquote.
Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst wendet sich eine junge Journalistin an ihn, die behauptet, dass damals in die falsche Richtung ermittelt wurde und der Täter unschuldig war.

Da dies den Ermittler Jesse nicht loslässt, beginnt er, den Fall gemeinsam mit seinem damaligen Partner und einer jungen Kollegin neu aufzurollen. Je tiefer sie einsteigen, desto mehr Personen tauchen auf, die auf die eine oder andere Art in den Mordfall eingebunden zu sein scheinen. Die damaligen und aktuellen Ereignisse werden jeweils aus ihrer Sicht geschildert. Es entspinnen sich zahlreiche Handlungsstränge, die erst zum Ende hin entwirrt werden.

Die Geschichte um den Kriminalfall, die hier auf zwei Zeitebenen - 1994 und 2014 -erzählt wird, ist durchaus sehr spannend. Der Leser wird lange im Unklaren gelassen, wie sich die Ereignisse um den Mordfall tatsächlich zugetragen haben. Die immer wieder neu hinzukommenden Charaktere geben der Handlung ständig neue, überraschende Wendungen. Die Auflösung ist durchaus überraschend und wenig vorhersehbar.

Also ein gelungener und lesenswerter Kriminalroman?

Leider greift Joel Dicker bei der Gestaltung der Charaktere tief in die Klischee-Kiste:
Die Figuren sind teilweise derart überzeichnet und albern, dass man glauben könnte, es handele sich um Satire. Sie agieren unglaubwürdig und wenig nachvollziehbar, die Dialoge sind teilweise seicht und simpel. Ihre Beweggründe und Motivationen sind absolut realitätsfern. Selbst wenn der Autor diese Überzeichnung gewollt haben sollte, um ein humoristisches Element in den Roman hineinzubringen, ist ihm dies aus meiner Sicht nicht gelungen, da es sich eben nicht um einen satirischen sondern doch klassischen Kriminalroman handelt.

Mir hat die misslungene Darstellung der Figuren den Lesegenuss leider nahezu gänzlich verleidet, was angesichts des durchaus gelungenen Plots leider sehr schade ist.

 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.444
49.883
49
@Mamskit
Ich finde deine Rezension äußerst gelungen!!! Du hast das Ambivalente an dem Roman hervorragend herausgearbeitet, was jemandem, der das Buch noch lesen möchte, genau die Stärken und Schwächen desselben aufzeigt.
Auch die 2-Sterne-Wertung wird so nachvollziehbar. Geärgert haben wir uns ja wirklich genug über das Buch o_O!
 

Mamskit

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6. November 2016
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@Mamskit
Ich finde deine Rezension äußerst gelungen!!! Du hast das Ambivalente an dem Roman hervorragend herausgearbeitet, was jemandem, der das Buch noch lesen möchte, genau die Stärken und Schwächen desselben aufzeigt.
Auch die 2-Sterne-Wertung wird so nachvollziehbar. Geärgert haben wir uns ja wirklich genug über das Buch o_O!
Danke für das tolle Feedback! Das hat mich wirklich sehr gefreut, zumal ich noch nicht so häufig Rezensionen verfasst habe!