Rezension Rezension (2/5*) zu Blut schreit nach Blut: Historischer Fantasy-Roman (Die Blutwölfe) von Aikater.

orfe1975

Mitglied
24. September 2015
88
7
12
Nichts für zarte Gemüter

Cover und Gestaltung:
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Das ganze Titelbild scheint von Blut durchlaufen zu sein: Die Schrift, der Himmel, die roten Buchstaben von "Blut". Davor die bleiche Frau mit den stahlblauen Augen, auf der Rückseite der heulende Wolf. Alles in allem passend zum Titel und doch wirkt es auf mich irgendwie kitschig, billig. Einzig der Wolf hat meine Neugier geweckt, wobei ich es besser gefunden hätte, Wolf und Mädchen zusammen auf der Frontseite zu sehen.

Im Innenteil sprang sofort die wunderschöne schwarz-weiß Zeichnung eines Wolfes ins Auge, der dem Leser direkt ins Auge blickt. Diese Bild hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Leider gibt es außer einer Abbildung des Mondes zu Beginn des 2. Teils keine weitere Zeichnung und die Mondabbildung gefiel mir nicht. Ein Wolf in der Kopfzeile beispielsweise oder zu Beginn eines Kapitels eine kleine Zeichnung hätte das Buch stimmungsvoller gemacht.
Negativ ist mir beim Aufschlagen des Buches der knappe Rand aufgefallen: Innenrand ein Zentimeter, Außenrand nur einen halben Zentimeter Rand, unten zur Seitennummerierung ist kaum Abstand gegeben. So wirken die Seiten überfrachtet und gequetscht, was meine Lesefreude bereits zu Beginn gedämpft hat. Als einfaches Taschenbuch wirkt das Buch leider nicht besonders hochwertig, auch wenn die Seiten aus verhältnismäßig dickem Papier hergestellt sind.

Inhalt:
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Im Jahr 1272 lebt Luna, Tochter des Burgherrn von der Schwarzburg im Schwarzwald. Sie beobachtet seit ihrer Kindheit ein Sternenpaar, das nachts immer im Wald aufleuchtet. Als die Burg ihrer Eltern brutal überfallen wird und sie in den Wald fliehen muss, entdeckt sie, dass das Sternenpaar in Wirklichkeit Wolfsaugen sind, die sie beobachtet haben. Sie nennt den Wolf Astrum (Stern) und fortan verbindet sich ihr Schicksal mit dem des Wolfes auf unerklärliche Weise. Welche Ausmaße dies annehmen wird, kann Luna nicht ahnen.

Mein Eindruck:
Der geheimnisvolle Klappentext und der Wolf auf dem Cover hatten mich neugierig auf den Roman gemacht. Was mir zu Beginn gut gefallen hat, ist die Stimmung, die die Autorin gut mit malerischer Sprache eingefangen hat. Das Alltagsleben auf einer Burg wird sehr anschaulich geschildert, man hat das Gefühl, selbst dabei zu sein. Der Roman steigt nach einer kleinen Episode Lunas in ihrem Zimmer recht früh ein in eine Welt von brutaler Gewalt und Action. Der Überfall der Burg erfolgt schon nach wenigen Seiten und wird so detailreich und blutig geschildert, dass ich diese Passagen nur quergelesen habe, bis der Roman wieder in friedlicheres Gewässer schwenkt. Auch wenn damalige Welt damals sicherlich hart und brutal war, so hatte ich im Verlauf des Buches doch Mühe, mir alles so detailreich schildern zu lassen. Es folgen noch viele Szenen, in denen Leute sterben oder leiden müssen und diese Passagen haben ich dann fast nur noch schnell vorwärts geblättert. Nur ab und zu habe ich rein gelesen, um festzustellen, wer noch am Leben ist. Auch die Verwandlung von Luna wird sehr ausführlich behandelt. Das ist einerseits interessant, teilweise sind auch amüsante Szenen dabei, aber natürlich hat ihre Verwandlung auch ihre ekligen Seiten. Mit Luna bin ich leider nicht warm geworden. Oft hat sie mich genervt, weil sie - in meinen Augen - unnötig geschwiegen und damit eine weitere Katastrophe heraufbeschworen hat. Manchmal hat sie zu spät erkannt, was sie eigentlich wollte bzw. konnte das Geschehen nicht richtig einordnen, bis es (fast) zu spät war. Manchmal hätte ich sie am liebsten nur schütteln mögen. Es gab nur wenige Momente, in denen der Autorin gelang, ihr Veralten für mich nachvollziehbar zu schildern. Das ist in sofern verwunderlich, da sich der überwiegende Teil des Romans in Lunas Gedanken- und Gefühlswelt abspielt. Manchmal scheint auch Astrum auf eine Art Gedankenübertragung mit Luna zu kommunizieren, es stehen Gedanken mitten im Text, von denen nicht klar ist, woher sie stammen. Rätselhaft war für mich auch, warum den Gedanken und der Vergangenheit von Lodwig, einem potenziellen Heiratskandidaten für Luna, soviel Raum gewidmet wird. Auch wenn sein Verhalten dadurch erklärbarer und Lodwig menschlich dem Leser näher gebracht wird, so hatte ich das Gefühl, dass der Roman dadurch künstlich in die Länge gezogen wurde und mit Luna und ihrem Schicksal nur bedingt etwas zu tun hat. Das Ende war für mich schon teilweise voraussehbar und hätte für mich auch so stehen bleiben können. Nun habe ich erfahren, dass dies der erste von 5 Bänden ist, was die Ausbreitung der Gedankenwelt von Lodwig erklärbarer macht. Dennoch kann ich mir schwer vorstellen, wie es jetzt noch weitergehen soll, ohne zu künstlich konstruiert zu wirken. Ich werde diese Romanserie jedenfalls nicht weiter verfolgen. Auch wenn mir stellenweise der Roman gut gefallen hat, so war er mir in weiten Strecken doch zu brutal und an anderen wiederum zu ausschweifend. Immer wenn ich dachte, dass nun der Höhepunkt erreicht sei, nahm die Spannung wieder ab und ich quälte mich wieder Seiten weiter, bis wieder eine neue Wendung eintraf. Für Fans von Werwölfen und Mittelalter, die zudem derbe und blutige Kampfszenen nicht scheuen ist diese Romanserie sicher geeignet, wofür eine ganze Reihe positiver Kritiken spricht. Mich konnte der Roman leider nicht begeistern, ich musste mich oft zwingen, den Roman weiterzulesen und war erleichtert, als er zu Ende war.

Fazit:
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Werwolfroman mit Mittelalterflair - nichts für zarte Gemüter