Rezension Rezension (1/5*) zu Machen Sie sich frei! Sonst tut es keiner für Sie von Vince Ebert.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Weder witzig noch lehrreich...

Sind die Gedanken wirklich frei, oder ist das nur ein Volkslied? Und wie frei sind dann Volksmusiker? Alle sehnen sich danach, frei zu sein: Mücken fliegen gegen Fensterscheiben, Steuerfachangestellte kaufen sich eine Harley-Davidson, … Aber lohnt sich Freiheit überhaupt? Die Griechen haben sie erfunden und sind heute pleite!

Dieser Klappentext reicht m.E. aus um darzustellen, auf welchem Niveau sich dieses aufgezeichnete Bühnenprogramm bewegt. Billige und lahme Kalauer, die größtenteils nicht zünden und bei denen die anschließende Pause, in der der Vortragende offensichtlich auf eine Reaktion des Publikums wartet, einfach nur peinlich ist. Noch peinlicher, wenn dann hilflos-trotzige Sätze kommen wie: 'Ich fand den gut!'

Wenn schon nicht witzig, hätte das ganze dann ja wenigstens irgendwie lehrreich sein können? Mitnichten. Punktuell angedeutete Ergebnisse der Hirnforschung beispielsweise werden nicht bis zum Ende ausgeführt, so dass man letztlich nicht wirklich erfährt, was dahinter steckt. Und auch sonst bedient sich Vince Ebert eher altbekannter Plattitüden und versucht dabei krampfhaft, einen Witz drumrum zu basteln.

Zudem entstand bei mir oftmals der Eindruck einer Meinungsmache - Herr Ebert macht beispielsweise keinen Hehl daraus, dass er von der Debatte um den Klimawandel nichts hält, alles nur Augenwischerei und ebenso übertrieben wie heuchlerisch und wirkungslos. Klar, Meinungsfreiheit und so. Doch da erwarte ich statt bloßer Behauptungen auch nachvollziehbare HIntergründe. So hat das was von Stammtischparolen, auf die ich mehr als gut verzichten kann.

Dass Wissenschaft und Humor sich gut vereinbaren lassen, beweist auf intelligente und unterhaltsame Art Eckart von Hirschhausen - der mit Vince Ebert auch befreundet zu sein scheint. Doch während der eine bundesligareif auf der Bühne performt, ist bei dem anderen die behauptete Sportart kaum zu erkennen: allenfalls Altherrenmannschaft auf der Auswechselbank. Fast könnte man Mitleid bekommen, und tatsächlich wirkt der spärliche und nur gelegentliche Applaus des Publikums als ebensolche Geste.

Der Vortrag: ein dröger Monolog. Der Humor: seicht, flach und viel zu oft auf Kosten von bestimmten Bevölkerungsgruppen (gerne: Hausfrauen) oder auch von Personen des öffentlichen Interesses. Beispielsweise zu behaupten, dass Barack Obama aufgrund seines wenig cowboyhaften Auftretens im Grunde der erste weibliche Präsident der USA (gewesen) sei, ähm, hahaha, ich lach mich tot. Das Spiel mit dem Publikum: gegen Null. Die Zuschauer taten mir nur leid, denn immerhin hatten sie für den Auftritt auch noch bezahlt - ich konnte mir das Hörbuch glücklicherweise leihen und muss mich nicht noch ärgern, Geld dafür verschwendet zu haben. Lediglich 2 Stunden und 14 Minuten meiner Lebenszeit. Definitiv zu viel.

Vince Ebert hat Fans. Die seien ihm gegönnt. Ich gehöre definitiv nicht dazu...


© Parden