Rezension (1/5*) zu Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe von Suzanne Collins

NiPo

Neues Mitglied
4. Dezember 2022
4
2
1
19
Buchinformationen und Rezensionen zu Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe von Suzanne Collins
Kaufen >
Etwas besser als Teil 1 jedoch immer noch katastrophal.

Rezension;
Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe

Ich versichere hiermit, dass der folgende Text nur und ausschließlich meine eigene Meinung widerspiegelt der jeder welche sie nicht teilt widersprechen darf sowie Spoiler für das Buch enthält.Ferner möchte ich niemanden beleidigen oder das ihm das Buch madig machen. Sollte ich dies trotzdem getan haben, tut es mir leid.
Zudem möchte ich eine Spoilerwarnung aussprechen.

Prämisse:
Im letzten Buch konnte Katniss - teils Dank eines guten Einfalls teils Dank der kognitiven Einschränkung der Spielemacher - für den ersten Doppelsieg in der Geschichte der Hungerspiele sorgen. Doch das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Durch ihre Aktion löste sie, ohne es zu wollen, eine Revolution aus, wodurch sie die Missgunst von Präsident Snow erregt. Und dann muss sie im Zuge der Jubiläumspiele wieder zurück in die Arena.

Positives:


Zunächst zu den ( leider erneut wenigen) positiven Punkten: 1. Präsident Snow ist die wahrscheinlich bestgeschriebenste Figur der gesamten bisherigen Reihe. Er hat eine interessante Art zu kommunizieren und wirkt als einziges Mitglied des Kapitols kompetent. Zudem ist die Szene zu Anfang, in welcher er Katniss aufsucht um mit ihr zu sprechen die bisher beste Szene der Reihe und zeigt mit der Viper im Kochtopf Metapher sogar etwas das ich in „Tödliche Spiele“ überhaupt nicht finden konnte: Literarische Qualität.
2. Es existiert der ein oder andere lustige Moment, beispielsweise als Effie Trinkett ausrechnet wie die Verspätung des Zuges jedes Ereignis bis an das Lebensende der Figuren beeinflussen wird, aber auch ein bis zwei ernstere Momente, wie als Peeta Haymitch und Katniss beim Trinken stört und ihnen sagt wie sie das Jubiläumsspiel angehen werden.

An dieser Stelle endet dann auch leider mein Lob für "Die Tribute von Panem Gefährliche Liebe" und ich gehe zu den (vielen) negativen Punkten über. Und diese Liste wird leider etwas spezifischer.
1.1. Die Bevölkerung des Kapitols wirkt in ihrer Art völlig überzogen beinahe karikatur oder cartoonhaft. (Das Erbrechen bei dem Festmahl, die Ohnmachtsanfälle bei der Lesung von Finnicks Liebesgedicht). Mir ist schon bewusst dass Suzanne Collins auf diese Weise die Dekadenz des Kapitols anprangern möchte, doch durch diese Darstellung erinnert es mich eher an eine Parodie.
1.2. Das Kapitol als Regierung hat mit ihren inkompetenten und unlogischen Handlungen in diesem Buch nun endgültig den letzten Rest meiner Ehrfurcht ihr gegenüber eingebüßt. Die Drangsalierung von Distrikt 12 ist strategisch einfach nicht zu rechtfertigen. Distrikt 12 ist kein aufsässiger Distrikt, im Gegensatz zu beispielsweise Distrikt 8 und 11. Durch ihr Verhalten riskiert das Kapitol nur Wut und Hass zu sähen wo keiner ist und einen etwaigen Nutzen konnte ich dort drin auch nicht erkennen. Hinzu kommt noch dass dies eine Verschwendung von Truppen darstellt. Aber die werden ja zum Glück gerade nirgendwo anders benötigt, nun ja, außer bei den Revolutionsherden. Ich habe auch schon den Einwand gehört, dass es weniger um Distrikt 12 sondern vielmehr um Katniss geht. Aber zum einen ist Katniss zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht aufsässig und zweitens ist das alles ein Aufwand der in keinerlei Verhältnis zum Ertrag steht, neben den oben erwähnten Nachteilen. Mir ist unbegreiflich, wie das Kapitol sich mehr als 75 Jahre ohne Probleme an der Macht halten konnte, vor allem in Anbetracht der Tatsache das - wie Katniss es auch selber ausdrückt - das System ja nicht allzu stabil sein kann, wenn eine Handvoll Beeren es derartig destabilisiert.
2. Das Liebesdreieck zwischen Katniss, Peeta und Gale ist vollkommen unnötig, treibt die Charakterentwicklung von keiner der Figuren voran und nimmt viel zu viel Raum ein. Anstatt dass ie Welt erweitert, die Geschichte mit mehr Details versehen, oder die Beziehung zwischen allen relevanten Figuren vertieft wird, darf sich der Leser anlesen wie Katniss darüber nachdenkt ob sie Peeta oder Gale mehr liebt. Meiner Ansicht nach ist einer der beiden sowieso zu viel. Man hätte die beiden zusammenlegen sollen.
Der Fokus von Dystopien sollte wirklich nicht bei Liebesdreiecken liegen, dafür gibt es eigene Genres.
3. Das Buch setzt meiner Auffassung nach auch in anderen Bereichen den falschen Fokus. Statt sich auf die Fahrt der Sieger und anschließend einer Rebellion gegen das Kapitol oder zumindest der Planung und Vorbereitung dieser zu fokussieren, was in Puncto Worldbuildig hätte interessant werden können, wechselt der Plot ab Seite 200 erneut zu den Hungerspielen.
4. Das wäre ja noch akzeptabel wenn die Spiele wenigstens gut erzählt wären. Doch die Hungerspiele hätte man (in diesem Fall Suzanne Collins) kaum schlechter umsetzen können. Das am wenigsten schlimmste ist wohl, dass die drohende Dehydrierung zu Beginn der Spiele erneut verwendet wird. Und das soll etwas heißen, immerhin klaut Suzanne Collins hier von ihren eigenen Werk.Wesentlich schlimmer ist, dass das Jubiläumsspiel der Sieger zeitweise mehr wie ein Strandausflug unter erschwerten Bedingungen, denn ein Todesspiel wirkt. Das Katniss Zeit hat nur zur Entspannung oder zum Spaß zu schwimmen, oder, dass die Verbündetengruppe ein Festmahl einnehmen kann sagt meiner Ansicht nach alles aus. Das alles liegt unter anderen auch an der misslungen, Gestaltung der Arena. Kaum ist der Aufbau der Arena als eine Art Uhr erkannt, verliert sie jede Bedrohung, die zuvor übrigens nicht in den anderen Tributen, sondern in mutierten Affen bestand. Ferner besteht exakt dieselbe Dynamik wie bei jedem Spiel. Anstatt sich zumindest einige der Tribute in einem symbolisch rebellischen Akt gegen das Kapitol verbünden und sich zu weigern aneinander zu töten, metzeln sie sich doch nur gegenseitig nieder. Dadurch vermeidet das Buch erneut Katniss vor moralische Fragen zu stellen, was, wie ich finde, in einem solchen Szenario unverzeihlich ist. Erschwerend hinzu kommt die selbe Schwarz/Weiß Dynamik wie im vorherigen Spiel. Das schlimmste erneut zum Schluss. Wie auch in „ Tödliche Spiele“ überleben erneut Katniss UND Peeta. Beim ersten Buch habe ich noch darüber hinweggesehen, weil ich ansonsten ungerecht gegenüber dem Buch gewesen wäre, aber ein zweites Mal in Folge werde ich das nicht dulden. Und das noch am Rande: Niemand in der Verbündetengruppe fragt sich wie sie vorgehen sollen sobald sie die beiden neuen Karrieretribute getötet haben.
5. Der Schreibstil ist vor allem durch eine vollkommen inakzeptable Eigenschaft gerade zu unterirdisch. Diese da ist: Viele Szenen wirken so als wäre die eigentliche Szene entfernt und durch eine Zusammenfassung ersetzt worden. Besonders negativ fiel mir dies bei den Besuchen in Distrikt 1,2 und 4 auf welche zusammengenommen nur einen Absatz einnehmen wodurch erneut viel Potenzial in Sachen Worldbuilding aber auch Charakterentwicklung (Konfrontation mit den Familien der Karrieretribute) verschwendet wird und besonders der "großen Offenbarung" die da besagt, dass eine rebellische Untergrundorganisation existiert welche das Kapitol zu stürzen beabsichtigt und die Befreiung von Katniss und ihrer Gruppe geplant und durchgeführt hat sowie die Existenz eines unabhängigen Distrikt 13. Besonders letzte Szene ist lachhaft. Diese wichtigen und weltverändernden Informationen werden von Katnisspedia Everdeen auf gut einer halben Seite emotionslos zusammengefasst.Solche Szenen schreibt man doch nicht auf diese Weise. Wie konnte etwas derartiges abgedruckt werden ?



Fazit:
Die Tribute von Panem „Gefährliche Liebe“ ist besser als sein Vorgängerband, jedoch nicht viel besser. Nach dem - für „Die Tribute von Panem Verhältnisse“ - vielversprechenden Auftakt, sorgen das inkompetente Kapitol und scheußlich geschriebene Hungerspiele in Kombination mit, einen Liebesdreieck und den Schreibstil der das Buch zeitweise wie eine Satire wirken lässt (kurz: eine selbst für „Die Tribute von Panem“ Verhältnisse miserable zweite Hälfte) dafür, dass ich mich außerstande sehe mehr als 1,5/5 Sternen respektive 2/10 Punkten zu vergeben.