Rezension Rezension (1/5*) zu Blut der Götter: Roman von Karl-Heinz Witzko.

Sebastian

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18. April 2014
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Ostharingen, Niedersachsen, Germany
Leider ein Reinfall

Ich bin früher begeisterter DSA-Spieler gewesen. Also ganz klassisch, mit Papier und Stift. Aus diesen Zeiten ist mir der Name Karl-Heinz Witzko noch ein Begriff, war er schließlich einer der Redakteure hinter dem Rollenspiel. Seine Romane kannte ich bislang nicht, aber ich dachte mir „Was soll da schon schief gehen?“

Unglücklicherweise eine ganze Menge, was (so viel will ich vorweg nehmen) schließlich dazu führte, dass ich den Roman nach 180 Seiten abgebrochen habe. „Blut der Götter“ ist mit seinen über 620 Seiten ist natürlich ein ziemlicher Schinken, was mich gemeinhin aber nicht stört. Zumindest nicht, wenn es einem Buch gelingt, mich zu packen. Genau das schafft Witzkos aktuelle Veröffentlichung aber zu keiner Zeit. Die Geschichte hinter dem Roman mag nicht schlecht sein, leider ist sie aber nicht gut umgesetzt. Die Ereignisse, welche eigentlich ziemlich dramatisch sind, plätschern in den ersten 180 Seiten nur vor sich hin. Spannung kommt nur ganz bedingt auf und auch immer nur situationsweise. Es werden viele Handlungsfäden angefangen, jedoch nicht konsequent verfolgt. Irgendwann steht man dann vor einer Menge Anfänge, die sich aber standhaft weigern, sich weiter zu entwickeln. Das ist extrem ärgerlich, denn ich wurde dadurch permanent aus dem Lesefluss gerissen. Auch die Atmosphäre leidet sehr unter dieser Erzählweise, denn kaum hat eine Situation zu wirken begonnen, wird sie abgebrochen und Witzko wendet sich einem anderen Aspekt der Geschichte zu, bringt neue Details und neue Figuren hinzu, ohne dass er den Leser überhaupt erstmal auf einen Weg geschickt hätte. Höchstens werden auf ein paar Seiten diverse Nebenplots abgearbeitet, die aber die eigentliche Geschichte kaum voran bringen.

Zu den Figuren kann ich nicht übermäßig viel sagen. „Blut der Götter“ fokussiert sich sehr auf die Hauptfigur Nikola und Witzko nimmt sich eine Menge Zeit, ihm einen Hintergrund zu verpassen, der tatsächlich auch gut funktioniert. Allerdings wird bis Seite 180 nicht viel daraus gemacht. Man weiß nicht, ob man ihn sympathisch finden soll oder nicht, hat keinen Eindruck davon, was man mit den vielen Fäden anfangen soll, die um ihn herum gesponnen werden. Alle anderen Charaktere sind bis dahin nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk ohne viel Profil.

Der Erzählstil war dann schließlich der nächste ausschlaggebende Punkt für den Abbruch des Romans. Karl-Heinz Witzko gelingt es nicht, seinen Figuren glaubwürdige Emotionen zu verpassen – „Er machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter“ ist so ein Beispiel. Das ist alles, was dem Leser über die Gefühle der entsprechenden Figur vermittelt wird. Keine Mimik, keine Gestik, nichts, was den Grundsatz „Show, don’t tell“ beachten würde. „Blut der Götter“ wirkt an vielen Stellen wie ein Augenzeugenbericht eines Unbeteiligten. Es kommt kein Feeling für die Figuren auf, die Kämpfe sind zumeist sehr trocken umschrieben. Wenig bildliches, dafür umso mehr Ausrufezeichen. Ja, Ausrufezeichen. Ausrufezeichitis sozusagen. Man findet sie in diesem Buch tatsächlich in einem überproportionalen Maß, an allen Ecken und Enden. Egal, wie unpassend sie dort sind. Zwischenzeitig fühlte ich mich tatsächlich dauerhaft vom Autoren angeschrien. Und das ist unschön.

Fazit:

„Blut der Götter“ war nach langer Zeit wieder ein Buch, welches ich vorzeitig abgebrochen habe. Autor Karl-Heinz Witzko gelang es nicht, mich in seine Geschichte hinein zu ziehen. Die meisten Figuren waren sehr oberflächlich, die Spannung leidet unter den vielen Handlungsfäden, die nie konsequent weiter geführt wurden. Am schlimmsten war allerdings das Fehlen von Bildern. Der Roman hat einfach nichts hinter meiner Stirn entstehen lassen, was interessant gewesen wäre. Emotionen werden ebenso wie Kämpfe mit einem kurzen Satz abgehandelt und das war es dann. Nach 180 Seiten hatte ich dann keine Lust mehr.