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GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
aber Spotify total ablehnt, weil es ihrer Meinung nach die Hörgewohnheiten ruiniert und die Musiker ausbeutet. (Was sie damit genau meint, weiß ich nicht, aber sie hat ihren Spotify Account gelöscht.)
Ich habe das noch nie benutzt, kann aber so viel erklären:
Die Hörgewohnheiten werden ruiniert, da die (meist) jungen Leute, die sowas nutzen schon gar nicht mehr das Konzept eines „Albums“ kennen. Die Tatsache, dass Künstler:innen sich etwas dabei denken, wenn sie ein Album konzipieren bezüglich Spannungsbogen etc., wissen viele schon gar nicht mehr. Und es bedeutet auch, dass ich mich beim hören eines Albums auf Schallplatte oder CD auch eher mal durch ein Lied „durchkämpfen“ muss, es dann aber eventuell doch noch Klick macht und ich es verstehe, es mir vielleicht sogar gefällt. Viele hören auf Spotify u.ä. im „shuffle“, also wild alles durcheinander. Da wird schnell ein Lied, was nicht auf den ersten Takten gefällt, einfach weggeklickt. Der Algorithmus merkt sich das und es wird gar nicht wieder angespielt. Die Hörgewohnheiten ziehen sich, wie bei so vielen anderen Geschmackssachen, in ihre eigene kleine Blase zurück und bekommen nichts interessantes, neues, anspruchsvolles mehr vorgespielt.

Die Ausbeutung läuft über das krasse Vergütungssystem.
Das ist hier ganz anschaulich erklärt: https://www.rbb24.de/wirtschaft/bei...er-geld-ungerecht-balbina-juse-ju-berlin.html

Angenommen der 25-jährige Student Hakan hat viel Zeit und liebt Pop-Musik. Er zahlt zehn Euro, dafür nutzt er sein Abo voll aus; die Musik von Ed Sheeran ruft er gut 1.000 Mal im Monat ab. Seine 45-jährige Schwester Dünja hingegen kann mit der Musik des Pop-Musikers überhaupt nichts anfangen, dafür mag sie Black Metal. Sie ist zudem schon lange berufstätig, zehn Euro im Monat stören sie nicht weiter. Da sie aber wenig Zeit hat, hört sie Musik nur beim Sport. Sie streamt die Songs ihrer Lieblingsband 100 Mal.

Im Topf liegen nun 20 Euro. Spotify behält ein Drittel, die restlichen 13,34 Euro werden anteilig auf die 1.100 Streams ausgezahlt. Der Pop-Musiker erhält 12,13 Euro, die Metal-Band nur 1,21 Euro - obwohl Dünja genauso viel Geld eingezahlt hat wie ihr Bruder.

Hinzu kommt, dass unter anderem Algorithmen bestimmen, ob ein Song auf populären Playlisten auftaucht. Wer darüber geboostert wird, erhöht seinen Anteil an den Streams - und die Kuchenstücke für den Rest werden kleiner.

Es ist wie überall, der Mainstream verdient sich dumm und dämlich, kleinere Bands bekommen weniger, auch wenn sie eine Fangemeinde haben, die zwar seltener aber trotzdem lieber sie hört und eigentlich ihr ganzes Aboguthaben nur für sie ausgibt.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
@GAIA: danke für die Erklärung!

Nachtrag noch: was den Spannungsbogen angeht, sehe ich da auch schon bei einzelnen Titeln einen Rückgang der "Bogenlänge", verglichen zu früher.
Als ich zum Beispiel meiner Tochter mal "Since I've been Loving You" von Led Zeppelin vorspielte - ein Lied, das ich sehr liebe -, sagte sie in Anbetracht des langen Gitarren-Intros am Anfang, dass 90 % der jungen Hörer da schon nach einer halben Minute "wegdrücken" würden, weil Harmonieschema und Rhythmus nicht sofort klar würden.
 
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GAIA

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@GAIA: danke für die Erklärung!

Nachtrag noch: was den Spannungsbogen angeht, sehe ich da auch schon bei einzelnen Titeln einen Rückgang der "Bogenlänge", verglichen zu früher.
Als ich zum Beispiel meiner Tochter mal "Since I've been Loving You" von Led Zeppelin vorspielte - ein Lied, das ich sehr liebe -, sagte sie in Anbetracht des langen Gitarren-Intros am Anfang, dass 90 % der jungen Hörer da schon nach einer halben Minute "wegdrücken" würden, weil Harmonieschema und Rhythmus nicht sofort klar würden.
Led Zeppelin waren meine Jugendhelden. Ich höre mittlerweile viel zu wenig, muss aber dringend mal wieder eine Platte von ihnen auflegen! Und ja, da hat deine Tochter leider recht.
Du sagtest sie ist Musikerin. Was macht sie für Musik/welches Instrument spielt sie und macht sie dies professionell?
 

Die Häsin

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Led Zeppelin waren meine Jugendhelden. Ich höre mittlerweile viel zu wenig, muss aber dringend mal wieder eine Platte von ihnen auflegen! Und ja, da hat deine Tochter leider recht.
Du sagtest sie ist Musikerin. Was macht sie für Musik/welches Instrument spielt sie und macht sie dies professionell?
Sie hat Schulmusik studiert mit Schwerpunkt Klavier und Gesang, danach ein Aufbaustudium für Chor- und Orchesterleitung draufgesetzt und ist jetzt fertig. Während ihres Studiums hat sie auch zeitweise bei einer Latin-Band mitgespielt und einen Kurs in Jazzgesang gemacht, Harfe und Gitarre spielt sie auch, aber da sie nicht an einer "normalen" Schule arbeiten will, ist es sehr schwer für sie. Derzeit verdient sie ein wenig als Kinderchorbetreuerin (beim MDR, soweit ich weiß) und als Sängerin im Leipziger Gewandhauschor, vermutlich macht sie auch Vertretungen in Orchesterleitung, aber soweit ich weiß, hat sie noch keinen "richtigen" Job. Diese unsichere Zukunft ist für uns alle, auch für uns als Eltern an der Schwelle des Alters, nicht einfach.

Ich möchte mit "Stairway To Heaven" (und "Wish You Were Here" von Pink Floyd) begraben werden.
 

GAIA

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So unsicher die berufliche Zukunft deiner Tochter ist, umso schöner, dass sie den Mut hatte, etwas zu studieren, was eben nicht "auf Nummer Sicher" aber dann auch langweilig und unbefriedigend ist. Hut ab!

Ich möchte mit "Stairway To Heaven" (und "Wish You Were Here" von Pink Floyd) begraben werden.
Übrigens: Im "Ein Blick ins Bücherregal"-Thema erwähnte ich doch bei meinen letzten Fotos, dass ganz unten in dem entsprechenden Bücherschrank Platz für Musik-Sondereditionen ist... Da steht einmal die Gesamtausgabe von Led Zeppelin und die Gesamtausgabe von Pink Floyd als CD-Box. Die CDs sind in beiden Boxen exakt den LP-Ausgaben nachempfunden. Zum Zeitpunkt des Erwerbs waren LP gerade noch nicht wieder in. Von den Doors und den Stones habe ich aber das Ganze als LP-Boxset. :helo
Kann dich und deine Auswahl bezüglich des Begräbnisses also verstehen.
 

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