So, dann mache ich hier mal den Anfang.
Ich habe von Anfang an gut in den Krimi hineingefunden, er liest sich außerordentlich spannend, flüssig und ist komplex, was mir sehr gefällt.
Schon der Prolog mit dem Familiendrama/-mord ist sehr bedrückend und düster zu lesen, Kommissar Winter macht einen sympathischen Eindruck und scheint menschlich zu sein. Auch sein nachfolgendes Auftreten zeugt davon.
Carole scheint ein wenig chaotisch zu sein, ihre „Schwangerschaftsaktion“ kann ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen, aber ihr Engagement bei „Be my eyes“ zeugt davon, dass sie ein im Grunde guter Mensch ist. Dass sie keine Hausarbeit mag, kann ich einfach nur nachvollziehen. Mit ihrer vermeintlichen „Schwangerschaftsdemenz“ nimmt das Unheil schon seinen Anfang, und mir war beim Lesen (nun ja, ich weiß natürlich, dass es ein Krimi ist) gleich klar, dass das hier schon Vorboten sind.
Ich kenne auch Blinde im realen Leben, muss aber zugeben, dass ich hier beim Lesen schon auf Unweglichkeiten gestoßen bin, über die ich bisher noch nicht so nachgedacht habe, d.h. der Krimi sensibilisiert auch ein wenig für das Thema „Blindsein“ – sehr schön.
Die Reporterin Milla engagiert sich für Nathanael. Mit dem Thema „Flüchtlinge“ wird von der Autorin auch ein aktueller Bezug in den Roman gebracht, wobei sie hier wohl auch ihre eigene Meinung durchblicken lässt. Außerdem gibt es neben dem „Fall Carole“ noch den AIDS-Skandal, den ich ebenfalls ziemlich mysteriös finde. Ob die beiden Fälle zusammenhängen? Aus dramaturgischen Gründen fände ich es sinnvoll.
Dass Simon nicht auf die wirkliche Carole gestoßen ist, ist von Anfang an klar. Aber wer verbirgt sich hinter dieser Frau? Darauf bin ich wirklich neugierig.
Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: Neben Milla und Nathaniel gibt es auch immer wieder Szenen aus Caroles Gefangenschaft, die ebenfalls unheimlich und rätselhaft zu lesen sind. Mit ihren Gedanken, die oft von kurzen Sätzen geprägt sind, wird dem Lesen Tempo und Brisanz verliehen.
Überhaupt finde ich, dass die doch eher kurzen Kapitel dem Lesen Tempo verleihen, es kurzweilig machen und die Spannung aufrechterhalten.
Insgesamt bin ich von der Lektüre bisher sehr angetan, es ist ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen kann.