Plan B (S. 52 - 78)

nineLE

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Ein typisches Phänomen des Muldentals ist es, zwar landschaftlich reizvoll und leuchtend grün zu sein, inmitten seiner die Mulde säumenden, satten Landschaft, in der man scheinbar noch bis zum Horizont zu blicken vermag. Allerdings- so könnte man sagen- handelt es sich auch nicht gerade um die infrastrukturiell stärkste Region. Zwar liegt es im Speckgürtel Leipzigs, das Muldental, im weiteren Sinne und dennoch...

So schient es nachvollziehbar und geradezu herausfordernd einfach, als sich die beiden ehemaligen Dorfschönheiten Betti und Maren- und das ist in keinem Falle despektierlich zu verstehen, sondern vollkommen wörtlich- im Arbeitsamt wiedertreffen und einen "Plan B" entwerfen. Dieser Plan sieht vor, in einer gemieteten Privatwohnung Freier zu empfangen und auch nur ausgesuchte, auf Empfehlung natürlich, nur gute, handverlesene, ordentliche Männer auf Empfehlung ihres "Sponsors", der selbst ein Jugendfreund und Anwalt, da bestimmt nur die besten am Start hat. Man will das ja auch nur ein paar mal machen, ohne Zuhälter sowieso, das versteht sich von selbst, schließlich ist man ja auch keine Professionelle, bis man alle Schulden abbezahlt hat, als Alleinerziehende dem Kind auch mal was Gönnen kann, sich selbst auch was leisten kann, raus aus der Träumerei, rein ins Leben... Obs klappt?
 
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Literaturhexle

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Puh! Eine bedrückende Geschichte! Bettina fällt der neue Job wesentlich leichter als Maren, die häufiger hadert und hin und hergerissen ist. Gerade am Ende muss Bettina sie wieder überreden...
Maren wirkt bürgerlicher, auch die Pornos konnte sie schwer ertragen. Dann bringt Günti auch noch ein Foto aus der Jugend mit, als sie noch Träume hatte und auch fast sexuell missbraucht worden wäre...

Interessant die Bezüge zu anderen bereits kennengelernten Figuren: Der Töpfer Thomas Novacek gehörte zur Dorfclique dazu. Bettina ging zur Ausbildung nach Oberfranken. Die Protagonistin der letzten Geschichte hieß allerdings Anne.
 

nineLE

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Dann bringt Günti auch noch ein Foto aus der Jugend mit, als sie noch Träume hatte und auch fast sexuell missbraucht worden wäre...
Ich fürchte das "fast" kannst du weglassen...
Eine bedrückende Geschichte!

Wie alle hier erzählten, absolut. Aber im Vergleich zu den noch folgenden, fand ich diese Geschichte als eine der am wenigsten nachhallenden im Sinne von nicht so schwer erträglich.
 
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ulrikerabe

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Ich weiß nicht, wen ich schäbiger finde. Günther, der Investor, der alles organisiert, aber natürlich nicht der Zuhälter ist. Oder die Männer, die zu Maren und Betti gehen.
Und dann noch alles Juristen. Ich geh mich schämen....
 
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ulrikerabe

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Interessant die Bezüge zu anderen bereits kennengelernten Figuren: Der Töpfer Thomas Novacek gehörte zur Dorfclique dazu. Bettina ging zur Ausbildung nach Oberfranken. Die Protagonistin der letzten Geschichte hieß allerdings Anne.
Das mochte ich bei Der Liebe im Ernstfall auch sehr, diese Überschneidungen. Bin gespannt, wen wir noch treffen.
 

nineLE

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Ich weiß nicht, wen ich schäbiger finde. Günther, der Investor, der alles organisiert, aber natürlich nicht der Zuhälter ist. Oder die Männer, die zu Maren und Betti gehen.
Und dann noch alles Juristen. Ich geh mich schämen....
Klar, was meinst du was alles unter dem Deckmantel der sognannten Elite geschieht, Geld regiert die Welt! Ich könnte mir vorstellen, dass der Umstand, es seien Akademiker, die die Kunden der beiden Frauen sind, es vor sich selbst möglicherweise "schönreden" bzw. etwas erträglicher erscheinen lässt...
 
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ulrikerabe

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Maren und das Foto von damals. Da hat bei mir auch eine große Wirkung erzielt. Sie sieht, wo sie gerade an einem Tiefpunkt angelangt ist, eine Foto von sich als 16-jährige. Das Leben war noch ungeschrieben. Was hätte alls sein können...
Solche Stimmungen fängt die Autorin in nur wenigen Zeilen an. Das schätze ich sehr an ihr.
 

ulrikerabe

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Klar, was meinst du was alles unter dem Deckmantel der sognannten Elite geschieht, Geld regiert die Welt! Ich könnte mir vorstellen, dass der Umstand, es seien Akademiker, die die Kunden der beiden Frauen sind, es vor sich selbst möglicherweise "schönreden" bzw. etwas erträglicher erscheinen lässt...
es ist schlicht mein Berufsstand, thats all. Und ich weiß (auch aus eigener Erfahrung, was da alles so abgeht)
Maren und Betti haben ja fast noch ""Glück", dass die Typen recht normal orientiert waren.
 

nineLE

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Ich fand die Geschichte auch bedrückend, vor allem das Ende, als sich Maren entschließt, doch weiter zu machen. Ich bezweifle, dass sie da so schnell wieder herauskommen kann.
Dass eine Figur aus der ersten Geschichte wieder auftaucht, lässt die Vermutung zu, dass es noch weitere Verknüpfungen geben wird. Ich glaube aber nicht, dass es ein großes Ganzen gibt, dazu fällt die zweite Geschichte schon heraus. Aber wer weiß, muss jetzt erstmal weiterlesen.
 

RuLeka

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Das Ende ist zwar offen, aber ich kann mir vorstellen, dass die beiden Frauen aus der Geschichte nicht so schnell wieder rauskommen. Vielleicht ist es beim nächsten Mal schon nicht mehr so befremdlich, die Männer sind ja garnicht so schlimm und auf das zusätzliche Geld will man eventuell auch nicht mehr verzichten.
 

Literaturhexle

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Vielleicht ist es beim nächsten Mal schon nicht mehr so befremdlich, die Männer sind ja garnicht so schlimm und auf das zusätzliche Geld will man eventuell auch nicht mehr verzichten.
Absolut. Die Hemmschwelle sinkt, das erste Mal ist das schwerste Mal.
Man merkt Maren ihren Widerwillen an, die Freundin hält sie bei der Stange, erinnert sie auch an das geliehene Geld...
Mit der Zeit wird sich das neue Business in der ländlichen Heimat auch rumsprechen. Diese Art Männer, die sich untereinander kennen, werden ihr Wissen über diese "zwei anständigen Frauen" gerne teilen....

Gerade weil man diesen Werdegang so wunderbar assoziieren kann, geht mir die Geschichte und insbesondere die Figur der Maren so nah.
 

MRO1975

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Dieser Plan sieht vor, in einer gemieteten Privatwohnung Freier zu empfangen und auch nur ausgesuchte, auf Empfehlung natürlich, nur gute, handverlesene, ordentliche Männer auf Empfehlung ihres "Sponsors", der selbst ein Jugendfreund und Anwalt, da bestimmt nur die besten am Start hat. Man will das ja auch nur ein paar mal machen, ohne Zuhälter sowieso, das versteht sich von selbst, schließlich ist man ja auch keine Professionelle, bis man alle Schulden abbezahlt hat, als Alleinerziehende dem Kind auch mal was Gönnen kann, sich selbst auch was leisten kann, raus aus der Träumerei, rein ins Leben... Obs klappt?
Ich würde ja vermuten, dass - wer einmal auf die schiefe Bahn gerät - schwer wieder hoch kommt. :(
 
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Ich weiß nicht, wen ich schäbiger finde. Günther, der Investor, der alles organisiert, aber natürlich nicht der Zuhälter ist. Oder die Männer, die zu Maren und Betti gehen.
Und dann noch alles Juristen. Ich geh mich schämen....
Kein Grund, dass wir uns schämen. Es hätte auch ein Bauunternehmer oder anderer erfolgreicher Professioneller sein können. Der Jurist ist hoffentlich nur zufällig gewählt.
 

kingofmusic

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Schade, wenn die Gesellschaft (oder wahlweise der Staat) jemanden zwingt, als "letzten" Ausweg einen - wenn auch eventuell nur vorläufigen - beruflichen Weg zu gehen, den man nie gewollt hat. Wahnsinn, wie Daniela Krien auf wenigen Seiten in der Lage ist, eine bedrückende Szenerie zu entwerfen, die eindeutig sozialkritisch ist. Trotz aller Provokation ist das Buch bisher ein echtes Highlight!
 

Literaturhexle

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Schade, wenn die Gesellschaft (oder wahlweise der Staat) jemanden zwingt, als "letzten" Ausweg einen - wenn auch eventuell nur vorläufigen - beruflichen Weg zu gehen, den man nie gewollt hat
Naja, ein bisschen Eigenverantwortung hat man ja auch noch...o_O
Aber es ist Wahnsinn, wie empathisch einem die Figuren vor Augen geführt werden. Man kann ihre Not förmlich mitfühlen.
Zunächst klingt die Idee ja auch ganz easy - nur die Umsetzung... Der Teufel steckt im Detail. Es ist eben nicht so einfach sich zu prostituieren, wie es die Freundin Maren suggerieren will.

Ich habe ja nicht so viel Erfahrung mit der kurzen Form. Ist es eher üblich, ernste Erzählungen zu schreiben? Welche, die einen bewusst ins Nachdenken bringen? Oder gibt es auch leichte und fröhliche?
 
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