Rezension Perdido Street Station - China Miéville

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Buchinformationen und Rezensionen zu Perdido Street Station (New Crobuzon 1) von China Miéville
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Das Buch spielt in dem heruntergekommen, schäbigen, großartigen Stadt-Staat New Crobuzon. Eine Welt in der Magie, Thaumaturgie, Zahnrad-, Dampf-, und andere Techniken sich vermischen und vereinen. Ein Welt in der Menschen, Kakuswesen, Khepri, froschartigen Vodyanoi, Konstrukte und Elementare mehr oder weniger erfolgreich zusammen leben.

Isaac Dan der Grimnebulin ist ein heruntergekommener Wissenschaftler, genial, aber ziellos und zu wirr um sich im Universitätssystem zurechtzufinden.
Er bekommt von einem Garuda, einer Rasse menschenähnlicher Jadgvögel, den Auftrag, ihn wieder fliegen zu lassen. Ihm wurden nämlich als Strafe für eine Straftat seine Flügel abgeschnitten. Isaac stürzt sich voll Eifer in diesen interessanten Auftrag. Leider lässt er dabei auch völlig unabsichtlich einen sehr gefährliches Wesen auf die Stadt los, das fortan mit seinen Geschwistern die Stadt an den Rand der Auslöschung bringt. Und es scheint das Isaacs Beteiligung auch absolut integral ist, diese Gefahr wieder zu beseitigen.

Die Welt von New Crobuzon ist einfach großartig. Sehr viele verschiedene Elemente aus Fantasy, Steampunk und Sci-Fi werden hier zu einem neuartigen und frischen Konglomerat vereint.
Besonders die Rassen, die die Welt bevölkern, sind alles andere als abgestanden. Sie wirken oft auf den ersten Blick, albern, surreal, nichts was man ernst nehmen könnte, aber Mieviélle schafft es diese albern wirkenden Konzepte völlig ernsthaft mit Leben zu füllen und daraus glaubhafte Charaktere zu erschaffen.

Die Sprache des Buches ist gehoben, oft tiefsinnig und komplex. Die Welt wird sehr bildhaft dargestellt und gründlich beschrieben. Im Kontrast zu der wunderschönen Sprache ist die Welt aber dunkel, elend und düster, auch die Charaktere reden sehr alltäglich, rau, fluchend. Persönlich finde ich den Kontrast sehr ansprechend, aber ich kenne Leute, die sich davon abgestoßen fühlen.

Der Plot des Buches ist in Essenz eigentlich sehr grundlegend, aber die Geschichte beschränkt sich bei Weitem nicht auf den Grundplot. Sie fängt ein gutes Stück vorher an, gibt einem Zeit sich mit den Charakteren und der Welt vertraut zu machen. Es braucht dann ein gutes Stück, bis alle Puzzlestücke sich zusammen finden und man eine klare Linie erkennen kann.
Ich fand den Einsatz persönlich zu früh. Man hängt zu lange in einer unklaren Geschichte, die sich an verschiedenen Strängen entlang hangelt ohne zu wissen, welche nun relevant sind und die teilweise gegen Ende fast vergessen werden. Letztendlich sind alle Handlungsstränge schon irgendwie relevant, wenn auch nur für das Ende, aber ich hätte es schöner gefunden, wenn da ein paar Sachen gekürzt oder raus gelassen worden wären. Das Buch ist schon lang genug, und ich fände einen etwas gestraffteren Plot besser.

Allerdings muss man sagen, dass der elementare Horror der Geschichte wahrscheinlich durch die Vorgeschichte noch besser zu Geltung kommt und dadurch, dass man früh emotional in die Charaktere investiert ist, auch mehr Eindruck hat.