Thema "Pavel und Ich" von Sandra Brökel

Literaturhexle

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2. April 2017
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Nach der begeisterten Lektüre des Romans "Das hungrige Krokodil" von Sandra Brökel (Große Leserunde seit 10. August) wollen wir uns nun dessen Enstehungsgeschichte zuwenden:

Die Autorin @Sandra Brökel wird auch diese Leserunde freundlicherweise begleiten :)

Wir freuen uns auch hier über eure Leseeindrücke:reader5!

@Anjuta @Querleserin @renee @SuPro @RuLeka @ulrikerabe @kingofmusic @KrimiElse @parden

(Die Teilnahme an dieser kleinen Leserunde ist spontan und freiwillig;))
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Edit:

Ich habe gerade (am 12.8.) beendet. Schon die Lektüre dieses Buches macht ungeheuer neugierig. Die Art des Geschriebene ist so ungemein nahe, hier schreibt ein Mensch wie du und ich. Und das Geschriebene bewegt, durch die Art des Beschriebenen, aber auch durch den Inhalt. Hier scheint ein sympathischer Geist dahinter zu stehen. Ein adoptierter Mensch, ein bewegender Blick auf ein Schicksal, aber genauso auch ein Mensch, der handelt. Bewegt haben mich die Formulierungen Mutter und Vater und Mama und Papa und die Erklärungen dazu/der Umgang damit. Hervorragend fand ich das Hineinschlittern in die noch nicht bekannte Familie und natürlich die Oma. Der Umgang mit der Familie Vodák klang interessant und absolut nahe. Die Herangehensweise der Autorin wirkt authentisch und absolut sympathisch. Und das Verhältnis zwischen Sandra und Paulchen, :heartarrow und auch :heart. Und auch das Erschaffen vom hungrigen Krokodil klingt anstrengend, aber zeigt auch, dass dies eine Herzensangelegenheit war, wie die Autorin sich reinkniet in einer derart kurzen Zeit dieses Buch zu schreiben, das berührt mich. Die geschichtlichen Ereignisse sind natürlich interessant. Ich bin jetzt noch viel neugieriger auf
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
. Interessant ist aber auch der Blick auf das hungrige Krokodil, auf das Wiederkehren geschichtlicher Ereignisse und auf die Menschen und besonders diejenigen, die das hungrige Krokodil in sich füttern mit ihren unmenschlichen und unsozialen Denk- und Verhaltensweisen. Das wollte ich nur kurz loswerden. Eine Rezi folgt natürlich auch noch. Aber jetzt will ich "Das hungrige Krokodil" lesen!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Seite 55
Nun bin ich wieder überrascht. Ein völlig anderer Stil als im Krokodil. Hier schreibt die Autorin selbst- wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Herrlich! Obwohl ich es mit Humor in Büchern nicht habe, habe ich doch schon ein paar mal gelacht! Dieser Beifahrer nach der Lesungo_O...

Dann die Suche nach dem eigenen Wurzeln. Eigentlich eine ernste Sache. Aber diese Oma nimmt den Druck aus dem Kessel....
Schon mutig, als Erwachsene die Eltern zu suchen. Bis jetzt ein ganz anderes Thema, locker und ansprechend aufbereitet. Bin gespannt, wie es weiter geht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.444
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Seite 100:
So viele Zufälle kann es doch eigentlich gar nicht geben! Das hat wirklich schicksalhafte Züge! Insofern bin ich auch der Meinung, dass das Buch dich gefunden hat, liebe @Sandra Brökel .

Was ist eine Schreibtherapeutin? Ich denke, dass die Therapie darin besteht, durch Aufschreiben des Erlebten eine Auseinandersetzung/Heilung zu erreichen. Wenn dem so ist, hatten Vodaks Aufzeichnungen ja doppelt Glück!

Zuerst gab es die Freundschaft zwischen Pavli und dir. Das war der erste Schritt - zwei Frauen, die beide ihre Wurzeln verloren haben, begegnen und befreunden sich, helfen sich schließlich gegenseitig.
Der erste Kontakt zur Prager Wohnung, sehr gut kommen die ambivalenten Gefühle Pavlis heraus. Wie sehr einen die (unverarbeitete) Vergangenheit doch prägt!

Die Begegnung mit dem "aufmerksamen Verleger" Butkus. Auch das kann kein Zufall sein. Dieser Titel passt nicht ins Programm eines jeden Verlages, nicht jeder Verlag hätte dich in der Phase, die objektiv ja viel zu kurz war, "machen lassen". Da muss die Leseprobe schon überzeugend gewesen sein ;)

So. Und jetzt lese ich den letzten Abschnitt. Das Buch ist nicht weniger fesselnd als das Krokodil, aber es ist leichter, man darf häufiger schmunzeln. Das gefällt mir an diesem sonnigen Vormittag auf der Terrasse ausnehmend gut :)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.444
49.885
49
Seite 163 (Ende):
Das Buch las sich für mich wie eine Rallye. Wenn man vom literarischen Entstehungsprozess eines Buches wenig weiß, ist es ungemein spannend, hinter die Kulissen zu schauen.

Wahrlich gab es einige Hürden zu überwinden. Doch immer wieder tat sich irgendwo auch wieder ein Türchen auf. Sandra und Paulchen haben sich gegenseitig gut getan und sich unterstützt, die erlittenen Traumata zu überwinden. Der plötzliche Tod Paulchens war furchtbar!!!
Wie schön, dass die Freundin die Trauer zulassen und am Ende wieder nach vorne schauen konnte. Ganz wie Pavel, zu dem sie ja viele Ähnlichkeiten beschrieben hat...

Das Schreiben in Prag. Ich habe begriffen, warum der Roman so lebensnah, so authentisch ist. Zumindest glaube ich das: Dank ihrer Ausbildung als Therapeutin ist Sandra Brökel in der Lage, sich intensiv in andere Menschen hineinzuversetzen. Sie ist tief in Pavel und sein Leben hinein geschlüpft und hat es so zu Papier bringen können. Chapeau!

Gegoogelt habe ich den Absinthtrinker. Ein eindrucksvolles Bild, das für so vieles in diesem Entstehungsprozess steht
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Viktor_Oliva

Ich bin dankbar, dass ich "Pavel und ich" zusätzlich lesen konnte. Denn beide Werke gehören zusammen. Beide sind lebendig und fesselnd geschrieben worden.

Wäre die Schriftstellerei nicht ein weiteres Standbein, @Sandra Brökel ? Ich traue Ihnen auch weitere Bücher zu!
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Was ist eine Schreibtherapeutin? Ich denke, dass die Therapie darin besteht, durch Aufschreiben des Erlebten eine Auseinandersetzung/Heilung zu erreichen. Wenn dem so ist, hatten Vodaks Aufzeichnungen ja doppelt Glück!
Ein Schreibtherapeut nutzt das geschriebene Wort als Werkzeug in der Psychotherapie. Ähnlich wie ein Musiktherapeut mit Klängen arbeitet oder ein Kunsttherapeut mit Bildern. Schreibtherapie ist EIN Element meiner Arbeit. Das kann z.B. bedeuten, dass ein Klient aufschreibt, was ihm in den Sinn kommt. Das sieht erstmal nach wilden Assoziationen aus, die nicht wirklich einen Sinn ergeben. Doch gerade darin stecken oft wahre Schätze. Ein Schreibtherapeut siebt dann quasi einzelne Worte mit dem Klienten heraus, kombiniert diese neu, verdichtet usw.... es würde hier zu weit führen, dass korrekt zu erklären. Fakt ist: Es kann durch gelingen, relativ schnell auf das Thema zu kommen, dass den Klienten (unbewusst) beschäftigt. Also einfach "nur" ein Werkzeug in der Therapie.
Eine andere Facette ist die schriftliche Aufarbeitung einer Biografie.
Einen vielleicht ganz interessanten Bericht zum Thema "das hungrige Krokodil" und Schreibtherapie ist mal im Thieme Verlag erschienen. Ich finde, darin ist ganz gut erklärt, was Schreibtherapie in Verbindung mit dem Roman für mich bedeutet.
Leider kann ich das PDF hier nicht hochladen, weil die Datei zu groß ist... Wenn es dich interessiert, kann ich es gerne per Mail schicken...
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
80
309
24
51
Seite 163 (Ende):
Das Buch las sich für mich wie eine Rallye. Wenn man vom literarischen Entstehungsprozess eines Buches wenig weiß, ist es ungemein spannend, hinter die Kulissen zu schauen.

Wahrlich gab es einige Hürden zu überwinden. Doch immer wieder tat sich irgendwo auch wieder ein Türchen auf. Sandra und Paulchen haben sich gegenseitig gut getan und sich unterstützt, die erlittenen Traumata zu überwinden. Der plötzliche Tod Paulchens war furchtbar!!!
Wie schön, dass die Freundin die Trauer zulassen und am Ende wieder nach vorne schauen konnte. Ganz wie Pavel, zu dem sie ja viele Ähnlichkeiten beschrieben hat...

Das Schreiben in Prag. Ich habe begriffen, warum der Roman so lebensnah, so authentisch ist. Zumindest glaube ich das: Dank ihrer Ausbildung als Therapeutin ist Sandra Brökel in der Lage, sich intensiv in andere Menschen hineinzuversetzen. Sie ist tief in Pavel und sein Leben hinein geschlüpft und hat es so zu Papier bringen können. Chapeau!

Gegoogelt habe ich den Absinthtrinker. Ein eindrucksvolles Bild, das für so vieles in diesem Entstehungsprozess steht
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Viktor_Oliva

Ich bin dankbar, dass ich "Pavel und ich" zusätzlich lesen konnte. Denn beide Werke gehören zusammen. Beide sind lebendig und fesselnd geschrieben worden.

Wäre die Schriftstellerei nicht ein weiteres Standbein, @Sandra Brökel ? Ich traue Ihnen auch weitere Bücher zu!
Vielen Dank für dieses Statement!
Ja, ich denke so ist es... .
Ob die Schriftstellerei etwas für mich wäre? Ich weiß es nicht. Durch die beiden Bücher sprechen mich gelegentlich Menschen mit einem bewegten Leben an. Aktuell ein Mann, der mich vielleicht wirklich reizt...ein Telefonat mit ihm, in dem er von seinem Leben erzählte, hat mich schon seeeeeehr gereizt/neugierig gemacht... aber: Will ich das?
Diese Frage kann ich aktuell nicht beantworten. Ich schreibe wirklich gerne, aber ein Buch... das ist harte Arbeit! Das nimmt viel Kraft und Zeit in Anspruch. Eigentlich bin ich mit meiner kleinen Praxis sehr zufrieden und ausgelastet. Ein neues Buchprojekt würde bedeuten, dass mein Feierabend komplett mit Schreiben gefüllt wäre...
Dazu fehlt mir aktuell die Energie. Vielleicht mache ich es nochmal, vielleicht auch nicht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Leider kann ich das PDF hier nicht hochladen, weil die Datei zu groß ist... Wenn es dich interessiert, kann ich es gerne per Mail schicken...
Lieben Dank! Ich denke das ist nicht nötig, mit deinen Erklärungen kann ich etwas anfangen.
Deine Fähigkeiten als Therapeutin waren beim Romanschreiben bestimmt kein Nachteil;)
ein Telefonat mit ihm, in dem er von seinem Leben erzählte, hat mich schon seeeeeehr gereizt/neugierig gemacht... aber: Will ich das?
Das musst du wirklich gründlich überlegen. Du bist jetzt ja nicht mehr so blauäugig wie beim ersten Mal.
Bestimmt kommt irgendwann eine Idee zu dir und dann spürst du, dass es passt. Es ist doch ein Luxus, nicht schreiben zu MÜSSEN!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Anjuta

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Ich habe das Buch auch sehr gerne an die Lektüre des hungrigen Krokodils angeschlossen. Der erste Teil in Prag hat mich dann gleich auch begeistert. Amüsante ( die Tretbootfahrt, der Beifahrer nach der Lesung) und tief gehende Erlebnisse ( die Riesendemo gegen staatlichesFehlverhalten) gepaart mit wichtigen Erkenntnissen über unsere Geschichte, in der Demokraten immer wieder gefordert sind, die Demokratie zu verteidigen und zu schützen. Ohne dieses Engagement kann diese Staatsform nicht überleben, das hat Pavel erkannt, das hat auch Sandra erkannt, sehe ich das richtig, @Sandra Brökel ?
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Ohne dieses Engagement kann diese Staatsform nicht überleben, das hat Pavel erkannt, das hat auch Sandra erkannt, sehe ich das richtig, @Sandra Brökel ?
Ja, absolut. Wie schon geschrieben: Ich war mir bis vor einiger Zeit (vielleicht so 2016/2017, als die z.B. auch die AFD erstarkte und die Entwicklungen z.B. in Polen mich erschrecken ließ....) nicht bewusst, dass die Demokratie auch ein Stück weit Arbeit, Engagement und vielleicht auch Rückgrat braucht, um dauerhaft zu überleben...
Es braucht eine Position FÜR Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, es braucht die lebendige Diskussion und auch gelegentlich die den Gang auf die Straße. Und, das gehört auch zur Demokratie, die Meinung der anderen aushalten wo ein Gespräch nicht möglich ist/keinen Erfolg zu bringen scheint (siehe Anti-Corona-Demos). Das alles ist Vielfalt.
Demokratie muss gelebt (und nicht passiv beobachtet) werden...
Meinst du das?
 

Anjuta

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Genau das meine ich. Es gibt ein bekanntes Zitat, das das sehr gut zum Ausdruck bringt. Ich schreibe es mal aus der Erinnerung. Bestimmt nicht hundert Prozent korrekt:
"Die Demokratie scheitert nicht an der Aktivität der Antidemokraten, sondern an der Nichtaktivität der Demokraten."
Ich weiß noch nicht mal genau, von wem es ist. Aber es treibt mich immer wieder an!
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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"Pavel und ich" habe ich als ungemein spannende Entstehungsgeschichte eines Romans, den ich im Vorfeld schon lesen durfte, kennen gelernt. Das Buch zeigt uns, dass "Das hungrige Krokodil" nicht nur einfach ein Buch mit historischen Hintergrund ist, sondern auch, welche Gefühlswallungen, persönlichen Entwicklungsschritte und psychischen Herausforderungen mit dessen Schreiben verbunden waren. Jetzt verstehe ich, warum "Das hungrige Krokodil" zu beeindruckend auf mich gewirkt hat: so vieles von der tiefen Betroffenheit der Autorin, die wir in "Pavel und ich" kennenlernen können, ist als Herzblut, Engagement, Überzeugung und Kraft in den Roman mit eingeflossen. Das tut beiden Büchern so ungemein gut!!!! Und es ist eine besondere Konstellation, dass uns beide Bücher vorliegen und so die Schreibsituation aus so unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nehmen.
Ich habe beide Bücher genossen und sehe sie als wichtige Bücher in einer Zeit, in der die Segnungen der Freiheiten, die wir in unserem Land genießen können, nicht mehr ganz so glänzend strahlend rüberkommen.
Auch hier: 5 Sterne! .
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Seite 55
Nun bin ich wieder überrascht. Ein völlig anderer Stil als im Krokodil. Hier schreibt die Autorin selbst- wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Herrlich! Obwohl ich es mit Humor in Büchern nicht habe, habe ich doch schon ein paar mal gelacht! Dieser Beifahrer nach der Lesungo_O...

Dann die Suche nach dem eigenen Wurzeln. Eigentlich eine ernste Sache. Aber diese Oma nimmt den Druck aus dem Kessel....
Schon mutig, als Erwachsene die Eltern zu suchen. Bis jetzt ein ganz anderes Thema, locker und ansprechend aufbereitet. Bin gespannt, wie es weiter geht.
Da bin ich auch gerade - ich bin total begeistert. Auch wenn es ja eine doch recht tragische Geschichte ist: hier zeigt sich, dass Humor und Spontanität hilft, auch so etwas zu "verkraften" und zu verarbeiten. :cool: