Paul Piper, Rezension zu Start/Up

Darkangelsammy

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4. Januar 2021
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Was passiert, wenn jemand seine Ideale über Bord wirft und sich dem Rudel der Egomanen anschließt? Scharfsinnig und analytisch!

Mark Cain! Erst Abel und dann zu Kain mutiert?

Paul Piper ist Geschäftsführer der ilscipio GmbH, einer Agentur für eCommerce. Nach einem Studium an der EBS Business School, San Francisco State University und der Universität St. Gallen, gründete er zunächst einen Online - Marktplatz für Tauschhandel, bevor er zu einem Venture Capital Unternehmen wechselte. Heute fokussiert er sich mit seinem Team auf die Umsetzung von Online - Marktplätzen.

Paul Piper weiß also, von was er redet und schreibt in diesem seinen hier vorliegenden fiktionalem Buch.

Was nützt es, wenn du Ideale wie Ehre, Ehrlichkeit, Ethik und Moral pflegst und hochhältst, du aber damit auf keinen grünen Zweig kommst, außer du nimmst den Strick.

Mark Cain ist zwar Absolvent der Schweizer Eliteuni St. Gallen, aber nach fünf Jahren geht er mit seinem Start - Up "Webbster" quasi sang - und klanglos unter.

Kommt man als guter Mensch nicht weiter weil man immer der Dumme ist? Dann wäre es wohl angebracht, zumindest in Marks Augen, sich um 180 Grad zu drehen.

Er hat es satt pleite, isoliert und von Panikattacken heimgesucht zu werden - und von den ehemaligen Kommilitonen verlacht.

Irgendetwas geht dann zwangsläufig in dir kaputt. Er wirft die letzten Bedenken über Bord, mit einem Anker verknüpft und an einen schweren Stein festgebunden. Skrupel? Ab nun ein Fremdwort! Arroganz und Unverschämtheit bestimmen ihn nun.

Sein neues Start - Up befindet sich im Schatten des Legalen. Mit einer ausgeklügelten Software will er den Online - Werbemarkt auf unlautere Weise manipulieren. Für Klicks Geld abkassieren, die gar nicht existieren ...

Wird Mark sich in den eigenen Abgründen verlieren?

Was nützt es, wenn Start - Up Entrepreneurs durch ihren vermeintlichen Glanz Ruhm genießen und ( vermeintlichen ) Einfluß haben, wenn die Schattenwesen der Negativität einem im Nacken sitzen und einen zunehmend niederdrücken?

Man kann das lange verdrängen und trotzdem holt einen das irgendwann ein, wenn man sein wahres Ich verleugnet. Nur um Erfolg zu haben und Geld.

Es ist eine kalte Aura die Mark umgibt und durchaus droht ihn unglücklich zu machen. Er strebt der Oberflächlichkeit nach und kann trotzdem nichts gegen Vereinsamung, sozialen Frost und Vereinzelung tun.

Mark ist nicht unbedingt der klassische Sympathieträger, aber nicht so krass oder gar ein Mörder wie Patrick Bateman. Und das macht gar nichts, weil ich mit ihm mitfühle und auf eine gewisse Art trotzdem mag.

Ich bedauere, daß er ( zunächst? ) nicht erkennt, daß er Phantomen nachjagt. Das Wahre, Gute und Schöne ist woanders, nicht in seinen haltlosen, entleerten Ilusionen.

Es ist ein authentisches Buch und Psychogramm einer zersplitterten Persönlichkeit, dem man einen anderen ( besseren? ) Weg wünscht. Den er vielleicht beschreiten könnte.

Paul Piper übt ebenso aufschlußreiche Kritik an der ganzen postpostmodernen Gründerclique der Start - Ups 4.0.

Ich habe auf jeden Fall Sympathie für Mark in diesem abwechslungsreich geschriebenen, analytisch scharfsinnigen Buch mit einer eleganten, geschliffenen Sprache.