Was für ein Thema! Für mich ganz zentral. Meine Bücherwand - das bin ich. Meine Bücher - zeichnen meine mentale Entwicklung nach.
Ohne Bücher hätte ich meine Kindheit nicht überlebt. Immerhin habe ich Bücher geschenkt bekommen - solche, die man damals für 5 Mark in der Kaufhalle kaufen konnte, ich glaube, es war die Regenbogenreihe. An eins davon kann ich mich bis heute erinnern - handelte von einer Familie Bergbauern, die nach Kalifornien ausgewandert sind. Nur die beiden jüngsten Kinder haben sich verweigert und in einer Höhle überlebt - bis die gescheiterten Auswanderer wiederkamen. Tja.
Dann die Schneider-Bücher. Enid Blyton, Hanni und Nanni. Blitz, der schwarze Hengst. Dann kam der Bücherbus - meine Rettung, da muss ich 10 gewesen sein. Man durfte pro Woche 10 Bücher ausleihen, das tat ich jede Woche. Die Grischka-Reihe von René Guillot. Bis heute beeindruckt bin ich von Helen Griffiths, Gefährtin des Windes. Die Bibliothekarin drückte beide Augen zu, wenn ich ein Buch außerhalb der Altersgrenze lesen wollte. Berte Bratt, kennt ihr die Anne und Jess-Bücher? Furchtbar konventionell, aber ich mochte das. Irgendwann in die "richtige" Stadtbücherei. Hemingway. Carson McCullers. Angelique, alle Bände. Simmel, fast alle Romane. Utta Danella. Ja. Konsalik. Arrggh. Die Brontës, als Erstes Jane Eyre. Warum? Von meiner Patentante (Pastorengattin) habe ich einmal ein Buch geschenkt bekommen, Die Zwölf vom Dachboden. Zauberhaftes Buch, in dem es um die Zinnsoldaten von Branwell Brontë geht und die Heldin in Mr. Rochester verliebt ist, weil sie gerade Jane Eyre gelesen hat. Also mit 14 Jane Eyre als TB für 2 Mark vom Grabbeltisch bei Horten ergattert und in einer Nacht durch - danach Brontës komplett. Dann Jane Austen. Hesse. Heinrich Böll. Irmgard Keun. Science Fiction rauf und runter, von Stanislaw Lem bis Ursula K. LeGuin. Klassische Krimis in Serie. Dorothy Sayers. P. D. James. Ellis Peters, die Bruder Cadfael-Romane. Fantasy: Na klar, Die Nebel von Avalon, danach die Darkover-Romane. Allende, Das Geisterhaus. Und so weiter. Ich hab alles durch, jeden Trend mitgelesen und noch eins draufgesetzt. Dabei aber immer wählerischer geworden - ich glaube, je mehr Qualität man liest, desto weniger erträgt man Schrott. Ein Selbstläufer. Bei manchen Büchern, die ich früher mochte, traue ich mich nicht, sie nochmal zu lesen. Zum Beispiel Der Herr der Ringe. In dem habe ich mit zwanzig 2 Wochen lang GELEBT. Weiß der Geier, wie ich den jetzt fände ...
Die explizite Wende war mein erster Literaturkreis, ein privater in Köln, das ist jetzt 12 Jahre her. Ich habe mitgemacht, weil ich dachte, da kann ich mal mit anderen über meine Lektüren sprechen. Ja, das ging auch. Aber die lesen oft nur das Buch, das wir für diesen Monat ausgesucht haben. Und die restlichen lese ich dann doch wieder nur für mich. Aber immerhin ging es konsequent um Qualität. Um etwa die gleiche Zeit habe ich angefangen, Rezensionen zu schreiben. Dann kam der Litkreis des Literaturhauses Bonn dazu. Nochmal ein Quantensprung. Dann Lovelybooks, wasliestdu und nun - tadaaaaa! - WR. Und da ich seit zwei Jahren nicht mehr arbeite, breche ich alle Leserekorde. Sogar meine eigenen. Letztes Jahr habe ich 170 Bücher gelesen.
Wie wanda richtig sagt: Alles fließt! Übrigens korrekt mit ß, denn es ist ein scharfes s bei gleichzeitig langem Vokal ;-)