Oliver Twist

Sascha Bulazel

Mitglied
20. März 2014
95
37
14
52
Baden-Baden
www.autorib.de
Anhand von Oliver Twist vermute ich, dass Dickens zumindest sehr viel Unrecht gesehen hat - er prangert in seinem Buch ja einige Dinge sehr direkt (und auch indirekt) an. Inwiefern er das "Regime" seiner Zeit als unterdrückend empfunden hat, lässt sich leider nur erraten... Für mich bleibt die Vermutung, dass er nicht besonders glücklich war. Ist aber ein interessantes Thema, ich werde mich mal "schlau" machen :)
 

Frederik Weitz

Neues Mitglied
21. März 2014
19
7
4
Berlin
frederikweitz.blogspot.de
Dickens galt ja als Trivialliteratur. Damals. Auch nicht mehr wirklich vorstellbar.
Ansonsten entstammt er einer ehrwürdigen Tradition. Jonathan Swift ist eine Art Satiriker und Gullivers Reisen eigentlich eine Gesellschaftskritik.
Spannend an dieser ganzen Sache ist vor allem, dass dieser sozialkritische Ton aus einem calvinistischen Staatsdenken kommt: der Mensch schließt zwei Verträge ab, einmal mit Gott und einmal mit dem Monarchen. Der Vertrag mit Gott gilt als höher und verpflichtet den Menschen zum Widerstand gegen den Monarchen, wenn dieser nicht im Sinne Gottes handelt. Im 18. Jahrhundert wurde dieser Gottesvertrag dann durch den Naturvertrag ersetzt (Locke und Rousseau) und damit durfte man dem Staat Widerstand leisten, wenn er gegen die Natur des Menschen ging.
Das hat dann auch Schriftsteller wie Dickens geprägt. Oder Balzac, Zola, Heine, Büchner.
 
  • Like
Reaktionen: supportadmin

Sascha Bulazel

Mitglied
20. März 2014
95
37
14
52
Baden-Baden
www.autorib.de
Schön geschrieben, @Frederik Weitz ! Den Eindruck hatte ich auch (im positiven Sinne), und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich das Buch auch damals gekauft hätte. Zu seiner Zeit hatte Dickens natürlich nicht die gleichen Möglichkeiten, wie man sie heute hat, wenn man seine Meinung "unters Volk" bringen will... Insgesamt ist das Buch wirklich facettenreich - sowohl inhaltlich, wie auch in der Aussenansicht.
 

KaratekaDD

Aktives Mitglied
13. April 2014
374
252
34
Neustrelitz
www.litterae-artesque.de
Es gab vorher schon mal einen Engländer der sinngemäß solche Verträge abschloss. Das war der Humanist Sir Thomas More. Da er den "Vertrag" mit Gott höher einstufte als den mit seinem Herrn und König, welcher sich zum Oberhaupt der späteren anglikanischen Kirche aufschwang, legte der Verfasser der UTOPIA und ehemalige Lordkanzler dann seinen Kopf auf das Schafott.

Dickens Olliver TWIST las ich als Kind auf Vorschlag meiner Mutter erstmals. Kaum zu glauben: Trivialliteratur? So was!
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Sascha Bulazel