Nachwort und Fazit

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.556
12.498
49
47
Ich habe hier nur eine etwas respektlose Annäherung an den Roman; wer mag , kann es sich ansehen:
Danke, ich finde das durchaus gelungen und witzig. Ich glaube aber, dass ich ohne das Buch zu kennen, gedacht hätte, was ist das bitte alles für ein Wahnsinn. Und im Grunde ist es das ja auch. Aber man kann diesem Wahnsinn nach der Lektüre folgen.
 
  • Like
Reaktionen: RuLeka

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.406
23.956
49
66
und hier eine seriöse Interpretation des Stoffes:
Danke, ich finde das durchaus gelungen und witzig. Ich glaube aber, dass ich ohne das Buch zu kennen, gedacht hätte, was ist das bitte alles für ein Wahnsinn. Und im Grunde ist es das ja auch. Aber man kann diesem Wahnsinn nach der Lektüre folgen.
Na ja, wenn man man jemanden den Inhalt erzählt, schütteln die auch nur den Kopf.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Christian1977

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.556
12.498
49
47
Das Nachwort von Susanne Ostwald hat mir gut gefallen - und nicht nur, weil sie das tolle Wort "obschon" so häufig verwendet. Denn man erhält als Leser:in nicht nur einen kurzen Überblick über das Leben Emilys und ihrer Familie, sondern auch über die Rezeption des Buches damals und heute.

Dass ihre Schwester Charlotte die Qualität des Romans ein wenig herabsetzte, kann ich beispielsweise gar nicht verstehen.

Gut auch die popkulturelle und filmische Einordnung und natürlich das explizite Lob für den Kate Bush-Song. Ich hoffe, dass ich mir die ein oder andere Verfilmung bald einmal ansehen kann.

Insgesamt bin ich von "Sturmhöhe" wahnsinnig begeistert und froh, dass ich den Klassiker endlich einmal kennenlernen durfte. Die Sprache ist gewaltig, insbesondere in den Naturbeschreibungen, aber auch in dieser fast körperlich spürbaren Leidenschaft.

In Verbindung mit der dramatischen Geschichte fühlte ich mich selbst manchmal wie in einem Rausch. Die wechselnden Erzählperspektiven sind wunderbar miteinander verknüpft und sorgen für Spannung und Abwechslung. Dass sich die Leser:innen quasi in die Perspektive Lockwoods begeben und dank Nellys Erzählung genauso viel oder wenig wissen wie Lockwood, halte ich für besonders gelungen.

Die Figuren sind alles andere als eindimensional, einige strotzen förmlich vor Ambivalenz. Mit Heathcliff einen klassischen Bösewicht zur Hauptfigur zu ernennen, ist gerade für damalige Verhältnisse kühn. Einige der Figuren verfolgten mich in meine Träume. Glücklicherweise nicht so schlimm wie bei Heathcliff und Lockwood. Dennoch spricht auch das für die Intensität, die der Roman auf mich ausstrahlte.

Selbstverständlich kann ich für dieses Stück Weltliteratur dementsprechend nichts anderes als die Höchstpunktzahl vergeben.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.556
16.321
49
Rhönrand bei Fulda
Obwohl Heathcliff in seiner gezielten Art, die Familienmitglieder mies zu behandeln, ein Drecksack erster Klasse ist, kann man kaum umhin, Sympathie für ihn zu empfinden. Und das, könnte ich mir vorstellen, war damals wirklich ein außergewöhnlicher Effekt. So sympathisch die Lintons dargestellt sind, speziell Edgar mit seinen Besuchen am Grab -, man wird ein gewisses Gefühl von lauwarmer Fadheit bei ihnen nicht los. Und auch wenn Ellen Dean immer wieder an die Pflichten des Mitleids und der Liebe erinnert - das ganze Moralgerüst wirkt irgendwie schwächlich und ungenügend gegenüber derm ungebändigten Lebensfeuer, wie wir es bei Cathy I und bei Heathcliff beobachten. Womöglich haben die damaligen Leser das noch stärker empfunden als wir heutigen.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.556
12.498
49
47
So sympathisch die Lintons dargestellt sind, speziell Edgar mit seinen Besuchen am Grab -, man wird ein gewisses Gefühl von lauwarmer Fadheit bei ihnen nicht los.
Das stimmt wohl. Ich habe gestern Abend noch über die Figuren nachgedacht und stelle die These auf, dass Edgar wohl die moralischste aller Figuren ist. Er leistet sich eigentlich nur als Jugendlicher einen gemeinen Fehltritt, was ich ihm aufgrund seines Alters aber verzeihen kann. Außerdem erhält er Heathcliffs Strafe umgehend und steht wie ein begossener Pudel da. Er mag ein wenig schwach und fad sein, aber er ist moralisch, oder?
 
  • Stimme zu
Reaktionen: RuLeka

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.556
16.321
49
Rhönrand bei Fulda
Ja, sogar Nelly bemerkt über sein Porträt, dass es ihm an Feuer (bzw. in meiner alten Übersetzung "Schwung") gefehlt hätte.
Insgesamt macht er als Erwachsener einen gleichmäßig freundlichen Eindruck, während Heathcliff sich ja auch als gereifter Mann wie die Axt im Walde benimmt, und seine Behauptung kurz vor seinem Tode, dass er sich nie ungerecht benommen hätte und nichts zu bereuen habe, klingt für mich wie ein schlechter Scherz. (An Nellys Stelle wäre ich ihm nicht gerade mit der Bibel gekommen - aber hätte vielleicht an Isabella erinnert -, da fehlt Heathcliff ja immer noch jede Einsicht!!)

Obwohl es immer wieder heißt, wie gut Cathy zu ihm gepasst hätte, denke ich, mit Edgar ist sie unterm Strich besser gefahren. In der berühmten Schmonzette "Die Geierwally" sterben die Hauptpersonen Wally und Joseph eines frühen Todes aufgrund der "Leidenschaften", die sie in ihrer Jugend durchlebt haben. Wahrscheinlich hätten sich Cathy und Heathcliff in ähnlicher Weise aneinander aufgerieben. Jung gestorben ist sie im übrigen trotzdem ... :(
 
Zuletzt bearbeitet:

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.556
12.498
49
47
Susanne Ostwald schreibt in ihrem Nachwort übrigens, Joseph sei die "einzige Witzfigur des Romans". Das habe ich ehrlich gesagt nicht so empfunden. Eher füllt Lockwood für mich diese Funktion aus, zumindest zu Beginn, als er in jedes Fettnäpfchen tritt...
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.406
23.956
49
66
Ich bin nicht ganz so begeistert wie Christian ( aber ich habe ja auch nicht von den Figuren geträumt), aber vier starke Punkte würde ich vergeben.
Und ich bin froh, mich spontan dieser Leserunde angeschlossen zu haben, denn dadurch hat sich wieder eine Lücke geschlossen im Bereich „ Klassiker, die man gelesen haben sollte“.
Der Roman wirkt in vieler Hinsicht modern, sei es die verschachtelte Erzählperspektive, seien es die höchst ambivalenten Figuren, von denen sich keine als Identifikationsfigur anbietet.
Die Autorin ist außerdem großartig in den Naturschilderungen, die den Leser in die Landschaft und die jeweilige Atmosphäre katapultieren.
Es ist eine Geschichte voller Dramatik und großer Gefühle. Diese und die Protagonisten bleiben im Gedächtnis des Lesers.
Weltliteratur, unbestritten!
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Das Nachwort gibt einen guten Abschluss zum Buch. Was in Pfarrerstöchtern so alles stecken kann. ;)
Mich hat das Buch mit Atmosphäre, der dramatischen Leidenschaft und den doch recht unkonventionellen Figuren - vor allem den Frauen im Roman - begeistert. Von der Erzähltechnik gar nicht zu reden.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Nach Christians Fazit, das ich absolut unterschreiben kann, weiß ich gar nicht, was ich noch hier dazu schreiben soll. Mich haben nur kleinste Kleinigkeiten gestört: die sehr ähnlichen/doppelten Namen vor allem. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Ich hatte es hier ja schon geschrieben: Mich hat der Klassiker positiv überrascht, sogar richtig beeindruckt. Von mir gibt es auch volle Punktzahl. Logo!

Das Nachwort ist auch lesenswert. Das hatte ich schon vorweggenommen.

Ansonsten bleibt mir nur anzumerken: Lest bitte auch „Jane Eyre“ von der anderen Brontë-Schwester - falls nicht schon geschehen. Das mochte ich ebenso gerne.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7863

Gast

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.556
16.321
49
Rhönrand bei Fulda
Nachtrag: Ich habe eben auf Arte eine kleine Doku über "Sturmhöhe" gesehen, hier noch in der Mediathek:
Sturmhöhe - Liebe, Hass und Rache

Unter anderem wurde in dieser Doku mit Interviews und Filmzitaten das Augenmerk auch auf einen Punkt gelenkt, den man vielleicht aus heutiger Sicht gar nicht so bemerkt: geschrieben wurde das Buch von einer Frau, die selbst "Jungfrau" war und blieb. Das Buch ist frei von jeder Andeutung von Sexualität. Was viel wichtiger ist - es wurde in der Doku mehrfach erwähnt - ist Cathys Bemerkung "ich bin Heathcliff". Mir ist bei diesem Buch, das ich in der Runde mindestens zum zweiten-, vielleicht auch zum dritten Mal gelesen habe, immer wieder aufgefallen, dass Heathcliff und Cathy nicht wie Verliebte wirken - und einander nicht mal wirklich zu mögen scheinen. Das, was die beiden aneinander bindet, ist ein Gleichklang auf einer sehr tiefen, unbewussten Ebene.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.245
18.659
49
48
Nachtrag: Ich habe eben auf Arte eine kleine Doku über "Sturmhöhe" gesehen, hier noch in der Mediathek:
Sturmhöhe - Liebe, Hass und Rache

Unter anderem wurde in dieser Doku mit Interviews und Filmzitaten das Augenmerk auch auf einen Punkt gelenkt, den man vielleicht aus heutiger Sicht gar nicht so bemerkt: geschrieben wurde das Buch von einer Frau, die selbst "Jungfrau" war und blieb. Das Buch ist frei von jeder Andeutung von Sexualität. Was viel wichtiger ist - es wurde in der Doku mehrfach erwähnt - ist Cathys Bemerkung "ich bin Heathcliff". Mir ist bei diesem Buch, das ich in der Runde mindestens zum zweiten-, vielleicht auch zum dritten Mal gelesen habe, immer wieder aufgefallen, dass Heathcliff und Cathy nicht wie Verliebte wirken - und einander nicht mal wirklich zu mögen scheinen. Das, was die beiden aneinander bindet, ist ein Gleichklang auf einer sehr tiefen, unbewussten Ebene.
Danke für den Hinweis; da werde ich mal reinschauen! :cool: