Nachwort und FAZIT zu "Herz der Finsternis"

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie habt ihr das Nachwort aufgenommen?
Was hat euch am Roman besonders gefallen (oder nicht)?
Bitte schreibt ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich weiß von Josef Conrad immer noch sehr sehr wenig. Das Nachwort ist recht emotional, bietet wenig Information. Zum Glück fällt wenigstens ein Schlagwort "Realismus". Aber dennoch: ich hätte mir mehr Fakten gewünscht, z.B. wie Conrad anfing, dass er selber am Kongofieber litt, etc. Wie viel Autobiografisches in seinen Romanen steckt.
Das Nachwort des Verlags mag ich. Kurz und bündig. Eine gute Stellungnahme.
Der Roman lässt mich insgesamt etwas ratlos zurück.
 
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Christian1977

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8. Oktober 2021
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Das Nachwort hat für mich keine nennenswerten Informationen bezüglich "Herz der Finsternis" gebracht. Ein paar Details über Conrad in recht ausladendem Stil. Da merkt man, dass Ernst Weiß selbst Schriftsteller war. Die Editorische Notiz des Verlags halte ich für wichtig und stimmig.

Die Erzählung hat mir insgesamt leider nicht gut gefallen. Ihre stärksten Momente hatte sie für mich, wenn es darum ging, Atmosphäre zu erzeugen. Die Flussfahrten auf der Themse und dem Kongo lesen sich gefällig.

Inhaltlich schaffte es das Buch bei mir nicht, für Spannung zu sorgen. Zu symbolisch, zu handlungsarm.

Ich erkenne das Ansinnen Conrads mit seiner Kritik am Kolonialismus an, finde aber die Umsetzung misslungen. Die Afrikaner werden durchweg als wild und bedrohlich geschildert, sie haben überhaupt kein Gesicht, keine Individualität. Besonders in der Mitte des Buches ging mir das gehörig gegen den Strich. Also eher gut gemeint denn gut gemacht.

Ich schwanke zwischen 2 und 2,5.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Aber nachdem ich ein wenig mehr über Conrad herausfand, konnte ich den Roman besser einordnen und finde ihn, in Anbetracht von Conrads Lebenslauf gar nicht mal so schlecht.
Hier meine freundlich ausgefallene Rezension.
Es hätte mich gefreut, statt des recht schwülstigen Nachworts ein modernes mit einigen biografischen Daten versehenes und interpretiertes Nachwort zu haben, entschlackt und vernünftig. Was mehr geholfen hätte.
 

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Für mich war die editorische Notiz wesentlich wichtiger, als das Nachwort des Schriftstellers Ernst Weiß. Ich konnte nicht herausfinden, ob es von dem Schriftsteller Ernst Weiß ist, schon auf Grund der unterschiedlichen Schreibweise des Familiennamens, aber auf Grund der Art sich auszudrücken passt es für mich in die Zeit vor etwa neunzig Jahren. Für mich war es ein Ausflug in klassische Literatur und so habe ich es auch gelesen. Die Erzählung spiegelt die Einstellung und das Wissen der damaligen Zeit wider und Joseph Conrad geht durchaus kritisch mit seiner Zeit und seinen eigenen Erfahrungen um, gleichzeitig ist es eine spannende Abenteuergeschichte, ein Abenteuerroman, wie sie damals geschrieben wurden, mit einem Schwerpunkt auf das Verhalten der Menschen. Die Kritik des nigerianischen Schriftstellers Chinua Achebe ist aus moderner Sicht nachvollziehbar, aber auch diese Einschätzung wurde siebzig Jahre nach dem Entstehen der Erzählung geschrieben. Hatte Joseph Conrad nur auf Grund seiner Reisen in den Kongo die Zeit, echte Einblicke zu bekommen, tiefere, als in seiner Erzählung geschildert, die zwar autobiografische Hintergründe hat, aber ja aus Sicht von Marlow geschildert wird, dessen Reise nur eine kurze war und sein Aufenthalt in der Station ein noch kürzerer. Wie gesagt, die editorische Notiz ist für mich sehr wichtig, aber ich bin froh, dass der deutsche Text dieser Ausgabe sehr nahe am englischen Original der Zeit um 1899, 1902 gehalten wurde.
 
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Emswashed

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9. Mai 2020
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Für mich macht dieses Nachwort von Ernst Weiss deutlich, wie die Erzählung hätte laufen können, aber zu meiner großen Erleichterung, nicht gelaufen ist. Weiss war ein Zeitgenosse Conrads und sein Text ist mehr dem Pathetischen und der Analyse des Menschen verhaftet, wie es wohl in den Goldenen Zwanzigern üblich war. Er selbst nennt Beispiele wie Kafka und Dostojewski, beide für mich schwerer zugänglich als Conrad. Auch nennt er Conrad "keinen Menschenfreund". Da möchte ich wehement widersprechen. Seine Freundlichkeit bestand darin, mit nüchternem Blick und ohne Anklage den Spiegel hochzuhalten, auf das jeder unblamiert sein eigenes Verhalten ändern könne.
Die editorische Notiz macht für mich viel mehr Sinn, obwohl eine Kritik Achebes zwar berechtigt ist, aber ob des Zeitabstands wenig Nutzen bringt. (Angesichts der zunehmenden Weltbevölkerung sollten wir Jesus Worte "Gehet hin und mehret euch." dann auch verurteilen dürfen.)

Nun, ich bin glücklich, Conrad kennengelernt zu haben. Seine Art zu schreiben lag voll auf meiner Wellenlänge und selbstvertändlich sehe ich ihn als Stimme aus der Vergangenheit.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Zunächst ließ mich das Buch etwas ratlos zurück. Was wollte Conrad mit der Geschichte sagen, woher kommt die Faszination für den Agenten Kurtz. Durch das Nachwort in meiner Ausgabe sehe ich etwas klarer und erkenne es als Verarbeitung eigener Erlebnisse an. Es war wie gesagt ein Re-Read für mich, warum ich dieses Buch unbedingt noch einmal lesen wollte, kann ich mir nur dadurch erklären, dass ich damals genauso ratlos war und hoffte in einem späteren Leben über mehr Altersweisheit zu verfügen, tja ...:monocle:rofl
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Jetzt steht schon im vorhigen LA etwas zum Nachwort (Sorry, hatte übersehen, dass es hier darum gehen sollte).

Das Nachwort hat mir nicht viel gebracht. Es ist ähnlich schwülstig und ausladend geschrieben, wie der Roman selbst, und bezieht sich kaum auf diesen. Hier hätte ich mir bei einer Neuauflage auch ein aktuelles Nachwort gewünscht, welches mir hilft diese Erzählung besser einordnen und überhaupt erst einmal in seiner Aussage verstehen zu können.

Die editorische Notiz finde ich richtig und gut.

Tja, aber was sage ich zur gesamten Erzählung? Nachdem ich mich auf der Themse so überhaupt nicht mit zu Marlow ins Boot hieven konnte, gelang mir dies auf den ersten Seiten seiner Erzählung vom Aufenthalt im Kongo dann schon besser. Die subtile, zynische Kritik am Kolonialismus empfand ich hier noch am aussagekräftigsten im vergleich zum Rest des Buches. Danach rauschte mein Interesse zusammen mit dem ausschweifenden, aussagefreien Erzählstil des Autors steil bergab. Die letzten ca. 100 Seiten waren eine Qual. So kann mich dieser "Klassiker" unterm Strich leider nicht überzeugen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Mir hat das Buch über weite Strecken wirklich super gefallen. In die Sprache habe ich mich sofort verliebt. Es beeindruckt mich, dass Conrad als Zeitzeuge schon derart kritisch zum Kolonialismus Stellung bezieht, indem er sachlich seine Beobachtungen schildert und diese spätestens in der Nachbetrachtung als Erzähler Marlow offen kritisiert.
Großes erzählerisches Kino!
Zum Ende hin rund um die "Rettung" von Kurtz empfand ich die Handlung etwas zerfasert, weshalb ich einen halben Stern abziehe (und wie üblich aufrunde;))

 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Nachtrag: Mir ist noch gerade, als ich das Buch in den Schrank einsortieren wollte, aufgefallen, dass sich auf der Rückseite des Buches ein Fehler eingeschlichen hat. Joseph Conrad war ein polnisch-britischer Autor. Sprich, er lebte und starb in GB. Hat also wahrscheinlich britisches Englisch gesprochen und geschrieben. Auf der Rückseite steht allerdings: "Aus dem Amerikanischen von Fritz Güttinger", wobei auf der Titelseite korrekt steht "Aus dem Englsichen...".
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Das Nachwort halte ich für vollkommen überflüssig und eigentlich eher ärgerlich. Es greift wirklich keine der Fragen, die sich zwangsläufig zu diesem Roman ergeben, auf und hat deshalb für mich auch nichts Erhellendes ergeben. Da sind die 2 Seiten "Editorische Notiz" wesentlich ergiebiger. Diese machen deutlich, dass sich der Verlag durchaus dazu Gedanken gemacht hat, ob dieses Buch mit seinen Betrachtungen der Ureinwohner Afrikas noch in dieser Form lesbar ist. Die Darstellungsweise dadurch zu begründen, dass man damit den Zeitgeist gerade dieser Epoche, in der die Ausbeutung dieser Ureinwohner quasi Lebensgrundlage der Kolonialstaaten war, reflektieren und erhalten will, hat mich durchaus überzeugt. Meine Erregtheit bei der Lektüre war also durchaus gewollt und Kalkül des Verlags. Damit kann ich leben und überdenke nochmal die Lektüre so als historisches Dokument.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Wer ist dieser Ernst Weiss? Ich finde da nur einen längst verstorbenen Autor. Dann wäre dieses Nachwort auch ein historisches, das nicht mich als Leser im Jahr 2022 in den Blick nehmen kann. Aber dann würde zumindest ein Datum zum Nachwort notwendig sein, um ein Verständnis dafür entwickeln zu können.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Zum 3. Abschnitt muss ich mir noch ein paar Gedanken machen, aber mein Fazit steht fest:
Nicht einfach und durchaus streibarer Klassiker, der durch seine Flut der ungesagten Worte aber umso intensiver nachhallt.
Meinen Klassikerbonus gibt´s gratis, so dass ich auch auf fünf Sterne komme, auch wenn ich drei Mal ansetzen musste, um über den Anfang hinauszukommen. Als ich dann aber einmal im Fluss der Worte schwamm, wollte ich nicht wieder aus dem Wasser heraus :cool:. (Ich glaube das übernehme ich in meine Rezension :rofl)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Habe nun noch etwas über hin und her überlegt. Gefallen hat mir die Erzählung nicht, allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, dass meine Vorstellung ein wenig abdriftete. Nur dies kann ich dem Autor nicht ankreiden, denn meine Erwartungen resultieren aus meinem neuzeitlichen Denken, dass ist mir ganz klar bewusst geworden. Sicher stuft man das Werk Conrads zurecht als gelungenen Klassiker ein. Ich kann also für mich sagen, dass ich die Leistung durchaus anerkenne, mich das lesen aber nicht gut unterhalten hat. Ich habe es sehr selten, dass ich wirklich froh bin ein Buch beendet zu haben, und allein das sagt für mich persönlich schon etwas aus. Aber wie verpacke ich das nun in einer Rezension? Aber mal sehen, wird schon