Nachwort und Fazit zu "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke"

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe eben das Ende noch einmal gelesen und bin gar nicht sicher, ob es sich um Suizid handelt. Es ist die Rede von einer "hundertjährigen" Absenz. Dafür gibt es Beispiele im Märchen, ich erwähnte ja schon Rip van Winkle. Die explodierende Sonne und die Sonnensplitter, die sie vorher gesehen hat, weisen für mich eher in die Richtung, dass sie einen Anfall hatte - ob es nun um "Pepilepsie" ging oder etwas anderes. (Der Neurologe Oliver Sacks beschreibt zum Beispiel in seinen Büchern Patienten, die zu Beginn kataleptischer oder Migräne-Attacken Funken oder Zacken sehen.)

Dass sie ins Wasser gefallen und dabei umgekommen ist, ist natürlich nicht zu bezweifeln, und ebenso auch, dass sie sich offensichtlich die ganze Erzählung hindurch nach dem Tod sehnt.

Es ist ein sehr trauriges Buch, aber obwohl ich keine traurige Kindheit hatte, habe ich viele meiner eigenen kindlichen Erschütterungen darin wiedererkannt und war sehr berührt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Nicht immer ist die vom Erzähler sehr direkt und ungefiltert vermittelte Gedankenwelt Leenas ganz nachvollziehbar und verständlich. Da gibt es viele Ungereimtheiten und Übersensibles, das nur zu oft in Fantasiewelten abdriftet. Der Leser hat während des gesamten Romans jedenfalls damit zu kämpfen, den Worten des Erzählers richtig folgen zu können und sie für das Schicksal der Romanheldin Leena richtig einzuordnen. Das macht die Lektüre des Romans nicht leicht. Er lässt die Grenze zwischen Traum/Fantasie und Wirklichkeit immer wieder nebelhaft verschwimmen.
Spiegelt das die zugegeben nicht immer rationale Gedankenwelt eines Kindes wider, oder ist es doch die hyperintellektuelle Sichtweise der Autorin, die hier den Ton angibt???
Und dennoch bleibt da ein aus der Sprache geborener Zauber beim Leser zurück, wenn dieser sich auf den poetischen Charakter des Erzählten einlassen kann.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Bevor ich mich an die Rezension mache, arbeite ich nochmals die Beiträge hier durch. Nun wollte ich auch die Stellungnahme des Verlegers ein zweites Mal lesen, finde sie aber nicht mehr. Wer kann mir helfen?
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich hätte mir eine Herausarbeitung gewünscht, die mir deutlich zeigt, was Traum und was Realität ist. Zusätzlich hat mich gestört, dass darauf hingewiesen wurde, dass den Leser hier teilweise autobiographisches der Autorin erwartet. Dieser Hintergrund wirft bei mir nämlich noch mehr Fragen auf. Was wurde dazu gedichtet, was will die Autorin uns damit sagen? Ich stand diesbezüglich oft auf dem Schlauch, als reines Märchen hätte ich das besser hinnehmen können.
Doch es gab trotzdem viele Passagen die ich wegen der Sprache sehr genossen habe, und genau das macht es mir sehr schwer Worte für meine Rezension zu finden
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Meine Rezension ist fertig, aber das war keine leichte Angelegenheit. Ich wollte unbedingt dem Buch gerecht werden und habe beinahe den gesamten Text nochmal gelesen. Dazu die Diskussion hier und das Statement des Autors. Denn obwohl mir der Roman gefiel, v.a. natürlich die lyrische Sprache, war mir bei der Erstlektüre vieles unverständlich. Aber ich sollte es verstehen, um einen Eindruck und eine Wertung abzugeben.
Vieles ist mir nun klarer, aber manche Stellen verstehe ich immer noch nicht bzw. weiß nicht, wie ich sie deuten soll.
Aber ich lasse das für mich einfach stehen.
Was der Roman sehr gut ausdrückt ist eine Stimmung, ein Gefühl.
Ich komme auf gute vier Punkte, weil ich das Außergewöhnliche dieses Textes sehe. Und ich hoffe, das kommt in meiner Rezension rüber.
 

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29. März 2022
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Mainz
Hier hat es gedauert, weil ich mir fest vorgenommen hatte, das Buch mindestens vor der Rezi noch einmal querzulesen. Das habe ich heute getan und nun die Rezi endlich hinterher geschoben. Die zweite Lektüre war sehr erhellend :)