Das Nachwort war für mich nicht ganz befriedigend. Wir erfahren etwas über den Autor, aber auf den vorliegenden Roman wird wenig eingegangen.
Dass Andric nicht, wie öfter behauptet, geizig war, ist schön zu erfahren. Stattdessen wird seine Großzügigkeit gelobt . Das macht ihn sympathisch.
Dazu passt eines der vorangestellten Zitate: „ Verflucht ist und bleibt das Geld, das man nicht zum allgemeinen Nutzen des Volkes verwendet.“
Das andere Zitat passt zur Hauptfigur: „ Wenn du etwas tust, möge Gott dir verzeihen! Doch wenn dein Herz mit totem Wachs versiegelt ist, dann lastet ein Fluch auf Dir.“
Der Roman war meine erste Begegnung mit dem Autor und ich bin froh, ihn gelesen zu haben.
Andric entwirft hier das interessante Psychogramm einer Frau, die Sparsamkeit als oberstes Gebot aufgestellt hat und deren Geiz ihr ein befriedigendes Leben verwehrt und letztendlich den Tod gebracht hat. Es ist keine Figur, zu der man ein emotionales Verhältnis aufbauen konnte. Wenn ich von dem bisschen Mitleid mal absehe, das ich empfunden habe, als sie so betrogen wurde von Ratko.
Aber eigentlich bleibt sie mir fremd in ihrem Wahn, Geld zu horten.
Sie war nicht nur geizig mit Geld, sondern geizte auch mit jeglicher Gefühlsregung.
Andric stellt hier den bekannten Geizigen aus der Literatur eine Frau zur Seite, das stimmt. Allerdings weist sie garnicht so viele weibliche Eigenschaften auf. Sie kleidet sich eher männlich, wirkt sehr herb in ihrem Verhalten. Dann aber wird betont, sie habe wenig Risikobereitschaft in ihren Geschäften, es fehlt ihr also an dieser männlichen Eigenschaft. Was heißt das nun?
Sprachlich ist der Roman auf hohem Niveau, das habt ihr ja alle auch betont. Aber auch kompositorisch finde ich ihn sehr gelungen. Ihn mit dem Tod des Fräuleins beginnen und enden zu lassen, gefällt mir. Wobei die tatsächliche Todesursache sich erst am Schluss klärt.
Die historischen Geschehnisse, die in die Romanhandkung eingebunden sind, habe ich aufgrund des Klappentextes nicht erwartet. Doch gerade die fand ich sehr interessant.
Ob ich bei vier oder fünf Punkten landen werde, sehe ich nach dem Schreiben der Rezension.