Das Nachwort von Margaret Atwood war für mich noch einmal sehr passend. Inklusive kleiner Anekdote. Allerdings muss ich das Nachwort definitiv wieder vergessen haben, bis ich die Rezension schreibe, da Atwood das Buch einfach mit so passenden Worten beschreibt. Die will ich ja nicht unfreiwillig abkupfern.
Das Fazit zu diesem Buch könnte meinerseits recht kurz ausfallen: WOW.
Ich bin wirklich hingerissen von diesem zeitlosen Stück Literatur. Die Erzählstimme der Rachel ist so grandios getroffen, nachvollziehbar und psychologisch logisch hergeleitet, dass man glaubt direkt mit ihr zusammen ihren Kopf zu bewohnen. Die Stringenz, mit der Laurence ihre Figuren entwirft und sie handeln lässt gefällt mir sehr. Sie rückt die Frau in den Mittelpunkt und entscheidet sich gezeilt dagegen den männlichen Protagonisten als ritterlichen Retter darzustellen. So wie Rachels Mutter für ihr eigenes Leben verantwortlich ist, so ist letztlich natürlich auch Rachel für ihr Leben verantwortlich und diese Erkenntnis sowie die Konsequenzen daraus, spiegelt Laurence passend wider. Jetzt muss ich doch Bezug nehmen auf das Nachwort von Atwood, die sehr gut beschreibt, dass Rachel von einer kindlichen Unmündigkeit über jugendliche Lust hin zu einer Erwachsenen aufwächst. Und das alles innerhalb eines geschätzt halben, dreiviertel Jahres. Der abschließende liebevolle Blick in eine noch ungewisse, aber doch selbstbestimmte Zukunft für Rachel hat für mich das Buch wirklich rund gemacht. So werden Themengebiete angesprochen wie Homosexualität, die erste, lustvolle Sexualität einer 34Jährigen, unverheirateten Frau, aber auch die Kinderlosigkeit, die Grausamkeit einer Gesellschaft, eine Frau nicht einfach über ihren eigenen Körper im Falle einer Schwangerschaft in ungewissen Lebensverhätnissen entscheiden zu können. So gibt es viele, immer noch brandaktuelle Themen, die dieses Buch schon 1966 aufs Tapet gebracht hat. Man denke an die politischen Bestrebungen in Polen oder erst kürzlich wieder in den USA, Abtreibungen illegal zu machen. Man denke an die vielen Länder, in denen Homosexualität immer noch hinter verschlossenen Türen stattfinden muss. Und natürlich denke man an den leisen Hinweis in der Familiengeschichte Nicks darauf, dass natürlich auch damals schon Ukrainer eine unabhängige Ukraine wünschten.
Für mich ist dieser Roman eine unerwartete Entdeckung. Schon jetzt brauche ich keine Sekunde darüber zweifeln, ob das Buch 5 glatte Sterne verdient hat oder nicht. Das steht für mich fest. Und natürlich werde ich mir dann auch direkt bei Gelegenheit "Der steinerne Engel" besorgen und hoffe auf weitere Veröffentlichungen dieser "übersehenen" Autorin durch den Eisele Verlag.