Muldental (S. 11 - 29)

SuPro

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Ist das so? Für mich war der Müller nicht zwangsläufig der Vater von Hans. Hans lebt in dem Haus seit er denken kann, das Denken begann mit etwa vier Jahren. Er kann doch auch mit seiner Familie nach dem Müller dort gelebt haben.
...so sehe ich das auch. Der Müller hatte damals ja seine ganze Familie ausgelöscht... also kann Hans nicht der Sohn sein... meine ich zumindest...
 

SuPro

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WIe mag Marie sich fühlen nach so vielen Jahren der Unterdrückung. Zuerst die Stasi, dann der immer kränker werdende Ehemann, der all seine Frustration an ihr auslöst. Am Wasser sitzt sie oft mit Steinen in der Schürze.
Nach Hans Tod zieht sie einen bunten Rock an und beginnt zu putzen. Das ist so ein schönes befreiendes Bild nach dieser Schwere.
... ja, und „putzen-bunte Kleider“ könnte ihre innere Ambivalenz symbolisieren: sich reinwaschen/sich befreien - erleichtert sein/sich befreit fühlen...
 

Literaturhexle

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D

Das denke ich auch, denn wenn der Müller-bevor die Russen kamen- erst die Kinder (die beiden Töchter) und dann seine Frau und sich selbst erschoss (S. 13), kann Hans doch gar nicht dessen Sohn sein? Nachdem die SBZ gegründet war, wird die Familie von Hans -mutmaßlich- in dieser Mühle eingezogen sein.
Da habt ihr Recht. Für mich ergab es in dem Moment Sinn. Ich dachte, der Töpfer sei im Krieg gewesen oder so was und so dem Tod entgangen...
Das würde aber vom Alter her nicht passen. Klare Falschannahme ;)
 

SuPro

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Aber ist das denn wichtig, für den Befreiungsschlag? Persönlich finde ich da keine Andeutung für derartige Spekulationen, worin meint ihr, sind die zu sehen?
...ich persönlich sehe in keine Richtung eine richtungsweisende Andeutung... das sind einfach nur Gedankenspiele, Assoziationen...für alles könnte man plausible Erklärungen finden... ist aber alles Spekulation... aber spekulieren macht ja Spaß :)
 

nineLE

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...ich persönlich sehe in keine Richtung eine richtungsweisende Andeutung... das sind einfach nur Gedankenspiele, Assoziationen...für alles könnte man plausible Erklärungen finden... ist aber alles Spekulation... aber spekulieren macht ja Spaß :)
Klaro! Gedanken schweifen lassen, das soll die Literatur/Musik/Kunst/Verfilmung ja bewirken. Ich war nur kurz irritiert über eure Ansätze, weil ich erst dachte, ich hab was überlesen dahingehend...
 
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RuLeka

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Ja, die Bedrohung ist wirklich super klar rausgekommen. "Das Leben der anderen" hab ich leider noch nicht gesehen...:(
Es ist schon großartig, wie die Autorin es schafft, auf so wenigen Seiten das System der Stasi zu beschreiben: Sie kommen zu zweit, überfallartig, spielen ihre Angelegenheit runter. Ganz schnell wird klar, was sie schon alles wissen und dann wird mit Belohnung und Ängsten gearbeitet: bessere Medikamente, Eltern und der Sohn, die mit Einschränkungen rechnen müssen, wenn sie nicht mitarbeitet und Erpressung. Eigentlich gibt es keine Chance, die „ Mitarbeit“ abzulehnen
 

RuLeka

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...eine Befreiung von ihrem Mann... und vllt auch eine Befreiung von ihren eigenen „bösen Gedanken und Taten“? Putzen hat nicht selten eine symbolische Bedeutung im Sinne von „sich reinwaschen“... etwas Verderbtes, Unanständiges, Bösartiges loswerden... könnte das hier eine Rolle spielen? Ich denke, was ihre Gedanken anbelangt, bestimmt. Sie hatte schon Mordphantasien... war es mehr als das?
Der Staub, also der Schmutz, der sich über Jahre angesammelt hat, meint wahrscheinlich alles Böse im Haus: angefangen bei der Spitzeltätigkeit, über das boshafte Verhalten ihres Mannes und Maries Mordgedanken. Es ist auch bezeichnend, dass Hans nicht will, dass saubergemacht wird. Kein Aufarbeiten von Vergangenem durch ein klärendes Gespräch.
 
G

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Puh! Welch eine Intensität diese Erzählung hat! Zu Beginn da Mühlenhaus in einer idyllischen Lage- wunderbar beschrieben.
Dann taucht der Störfaktor, der despotische Hans, auf. Erst ist nicht klar, warum er seine Frau schikaniert und warum sie sich nicht wehrt.

Der Besuch der zwei Männer (1983) ist sagenhaft anschaulich. Die Daumenschrauben wurden immer enger gezogen. Ein Druckmittel nach dem anderen herausgeholt... Schließlich gibt sie nach.

Nach der Wende kommt ihre Rolle als Licht, der Ehemann verpflichtet sie zum Dienen. Erst als er tot ist, atmet sie auf und fängt an, den Staub aus den Räumen zu putzen: eine Befreiung.

Eine sehr packende, authentisch anmutende Geschichte!
Daniela Krien kann schreiben, einfach nur wunderbar diese Autorin. Ein so kurzer Text und dann diese Intensität. Wow!!!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Hm, verpflichtet sie "zu dienen" einerseits ja, aber es gehören immer zwei dazu. Gehen oder Bleiben. Ertragen und Beten, um des Sohnes Willen, der eben diese Kunst nun auch verfolgt...?
Definitiv, es ist ihre Entscheidung zu bleiben, mitzumachen. Aber was verpflichtet sie dazu? Die Gewohnheit. Der Sohn. Das schlechte Gewissen. Die Angst vor neuen Wegen. Da kann es viele Gründe geben. Aber der Druck unter dem sie steht, der wird sich entladen. Ein Kurzschluss und dann passiert etwas. Ein Mensch der Szenarien durchspielt, handelt auch irgendwann. Von daher ist das Geschehen ein Weg heraus für sie.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ist das so? Für mich war der Müller nicht zwangsläufig der Vater von Hans. Hans lebt in dem Haus seit er denken kann, das Denken begann mit etwa vier Jahren. Er kann doch auch mit seiner Familie nach dem Müller dort gelebt haben.
Ich sehe hier auch keine Verbindung. Auch zeitlich passt dies hier nicht zusammen. Wie alt müsste Hans da sein?