Muldental II (S. 200 - 230)

Querleserin

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Wadern
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Ein Wiedersehen mit den Figuren aus der 1.Geschichte, so dass beide einen Rahmen bilden. Schließlich geben sie dem Erzählband auch den Titel. Aber auch Maren taucht wieder auf (Otto Gerling wird erwähnt)und die Spekulationen zu beiden Geschichten werden aufgelöst. Heinz hat tatsächlich Selbstmord begangen und Maren offenkundig den Absprung geschafft. Thomas verdient sich sein Geld mit seiner Keramik und betätigt sich als Künstler, und auch Marie hat ihren Frieden gefunden. Die Geschichte erzählt von der langsamen Annäherung Thomas und Maren, von ihrem Wiedersehen und ihrem Zusammensein. Es ist am Ende eine versöhnliche Geschichte, die ein gutes Ende hat.
In der Geschichte erzählt Maren Thomas von ihrer Arbeit als Prostituierte und es wird offensichtlich, dass ihr Günther zutiefst zuwider ist. Die Bach-Motetten kann sie nicht mehr hören.
Doch Thomas geht sehr sensibel und empathisch mit ihrer Vergangenheit um. Eine Anspielung Günthers auf Marens Vergangenheit ignoriert er. Für Thomas und Maren scheint es ein Happy End zu geben.
 

Literaturhexle

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Es ist am Ende eine versöhnliche Geschichte, die ein gutes Ende hat.
Jaaa. Das hat es zum Ende des Buches gebraucht. Endlich etwas Positives. Da ist die schöne Beziehung zwischen Thomas und Maren mit dem kleinen Arvid und Marie als verständnisvoller Oma, die auch dem pubertierenden Pascal die Meinung sagt. Ebenso versöhnlich die Beschreibung der Marktleute, die von den neuen Bedingungen nach der Wende zwar erstmal überrollt wurden, dann aber jeder für sich einen Weg gefunden hat raus aus der Krise. Es gibt eben auch in Muldental nicht nur Verlierer.

Dass Thomas Vater Selbstmord begangen hat, verwunderte mich persönlich. Dann müssen die Schmerzen und die Hilflosigkeit ihm ordentlich zugesetzt haben. Manche von euch haben diese Option aber ins Spiel gebracht.

Wie schön, dass Krien den Rahmen mit Muldental II schließt. Auf diese Weise kann ich das Buch sehr zufrieden zuklappen.
 

RuLeka

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Ich habe die alte Ausgabe gelesen, da fehlt die letzte Geschichte. Die schrieb Daniela Krien für die neue Ausgabe im Diogenes Verlag. Anscheinend hat sie selbst bemerkt, dass eine positive Geschichte fehlt. So sehr ich die Kunst der Autorin bewundere, auf wenigen Seiten ganze Lebensläufe zu schildern und mit wenigen Sätzen glaubhafte Figuren zu schaffen, so waren mir die Erzählungen insgesamt zu negativ. Keine positive Entwicklung, nur Verlierer.
 

Querleserin

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schrieb Daniela Krien für die neue Ausgabe im Diogenes Verlag
Gut, dass wir die neue Ausgabe gelesen haben. So kann man tatsächlich mit einem guten Gefühl das Buch schließen. Und letztlich gibt es nicht nur Verlierer, so dass die letzte Geschichte auch ihre Berechtigung hat.
 

kingofmusic

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Hach ne, wat war es schön :D. Ein mehr als schönes und versöhnliches Ende. Hat mir gut gefallen die letzte Geschichte und ich habe das Buch auch mit einem zufriedenen Lächeln zugeklappt. Bei der Szene am Ende, als Thomas auf Günti und seine Kinder trifft, dachte ich erst, dass Thomas evtl. noch was bzgl. Maren´s Vergangenheit sagt, aber da kam nichts mehr. Passt aber - manche Dinge müssen/ dürfen auch ungesagt bleiben, um die Phantasie anzuregen :cool:.
 
G

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Eine runde Geschichte mit Bezügen zu vorangegangenen. Schön gemacht. Ein guter Abschluss. Trotzdem ist auch eine gewisse Düsternis spürbar. Und die spitze Zunge der Daniela Krien liebe ich einfach.

"Er war die Summe seiner Brüche, doch nicht zerbrechlich. Sein Blick auf die Dinge war nüchtern. Er kannte das Land der großen Gleichheitsutopie, dessen Bürger zum Bleiben gezwungen worden waren; und er kannte das Land, das seinen Bürgern einredete, frei zu sein, nur weil es keine Mauern gab. In dem untergegangenen System waren die Lügen so plump gewesen, dass jeder sie erkannte, in dem neuen dagegen glich die Illusion der Wirklichkeit aufs Haar." S. 210

"Sieben Jahre nach der Kolonisierung, wie sie es schmunzelnd nannten, schloss der Betrieb, und seither tingeln sie von Markt zu Markt. Es sind freundliche Leute. Gebrochen und wiederauferstanden, wie die meisten hier." S. 217

"Eine Weile hätten sie geglaubt, einen Unterschied zu machen, wenn sie Kreuze auf Wahlzettel setzten. Heute lächelten sie darüber." S. 228
 
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Literaturhexle

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Eine runde Geschichte mit Bezügen zu vorangegangenen. Schön gemacht. Ein guter Abschluss. Trotzdem ist auch eine gewisse Düsternis spürbar. Und die spitze Zunge der Daniela Krien liebe ich einfach.

"Er war die Summe seiner Brüche, doch nicht zerbrechlich. Sein Blick auf die Dinge war nüchtern. Er kannte das Land der großen Gleichheitsutopie, dessen Bürger zum Bleiben gezwungen worden waren; und er kannte das Land, das seinen Bürgern einredete, frei zu sein, nur weil es keine Mauern gab. In dem untergegangenen System waren die Lügen so plump gewesen, dass jeder sie erkannte, in dem neuen dagegen glich die Illusion der Wirklichkeit aufs Haar." S. 210

"Sieben Jahre nach der Kolonisierung, wie sie es schmunzelnd nannten, schloss der Betrieb, und seither tingeln sie von Markt zu Markt. Es sind freundliche Leute. Gebrochen und wiederauferstanden wie die meisten hier." S. 217

"Eine Weile hätten sie geglaubt, einen Unterschied zu machen, wenn sie Kreuze auf Wahlzettel setzten. Heute lächelten sie darüber." S. 228
Ja. All diese wunderbaren Sätze habe ich auch markiert und noch viele mehr.
Diese Schreibe ist Spitzenklasse!
 

SuPro

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Es gibt eben auch in Muldental nicht nur Verlierer.
... dass sie diese Botschaft am Ende, nach so vielen erschütternden Geschichten, so klar vermittelt, ist meisterhaft!
Diese Botschaft, dass eben nicht alles nur schlimm ist und dass es eben auch das Gute gibt.

Das gelingt ihr durch die Verknüpfung einiger Schicksale in dieser letzten Kurzgeschichte, dadurch, dass sie kurz auf die Schicksale der benachbarten Marktleute eingeht und indem sie es auch noch explizit erwähnt:
„Gebrochen und auferstanden wie die meisten von hier“ (S. 217)

Diese Frau hat‘s echt drauf!!!
 

SuPro

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Ich habe die alte Ausgabe gelesen, da fehlt die letzte Geschichte. Die schrieb Daniela Krien für die neue Ausgabe im Diogenes Verlag. Anscheinend hat sie selbst bemerkt, dass eine positive Geschichte fehlt. So sehr ich die Kunst der Autorin bewundere, auf wenigen Seiten ganze Lebensläufe zu schildern und mit wenigen Sätzen glaubhafte Figuren zu schaffen, so waren mir die Erzählungen insgesamt zu negativ. Keine positive Entwicklung, nur Verlierer.
...ich glaube, die letzte Geschichte war für mich dringend nötig, um sagen zu können: ein absolutes Meisterwerk! Ohne sie hätte ich aber auch von Meisterwerk gesprochen. Frau Krien hat ihren Fokus auf die Schattenseite des Lebens geworfen, das empfand ich auch nicht ganz leicht auszuhalten. Aber ich las tgl meist nur eine Geschichte und parallel was anderes. Deshalb ging es gut. Außerdem bin ich „geballte Ladungen“ gewohnt und hab wohl so meine Strategien entwickelt, um sie gut zu verkraften. Ich hoffe, Du kommst zur letzten Geschichte... wäre schade drum! Ich kann Dir mein Buch gern leihen oder Dir die Geschichte kopieren und schicken... gib Bescheid...
 

RuLeka

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...ich glaube, die letzte Geschichte war für mich dringend nötig, um sagen zu können: ein absolutes Meisterwerk! Ohne sie hätte ich aber auch von Meisterwerk gesprochen. Frau Krien hat ihren Fokus auf die Schattenseite des Lebens geworfen, das empfand ich auch nicht ganz leicht auszuhalten. Aber ich las tgl meist nur eine Geschichte und parallel was anderes. Deshalb ging es gut. Außerdem bin ich „geballte Ladungen“ gewohnt und hab wohl so meine Strategien entwickelt, um sie gut zu verkraften. Ich hoffe, Du kommst zur letzten Geschichte... wäre schade drum! Ich kann Dir mein Buch gern leihen oder Dir die Geschichte kopieren und schicken... gib Bescheid...
Liebe Susanne, danke für Dein Angebot. Ich werde schauen, wie ich zur letzten Geschichte kommen, Du brauchst Dir keine Mühe machen. Aber lieb von Dir,
 
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