G
Gelöschtes Mitglied 7863
Gast
Das Buch entwickelt einen Sog und zieht einen mit
Worum es geht, steht in den anderen Rezensionen. Das Ende möchte ich nicht spoilern. Deshalb konzentriere ich mich darauf, was mir das Buch mitgeteilt hat, also Impressionen, Gefühle. Es ist eine Familiengeschichte, wenn auch eine etwas ungewöhnliche, und ich mag Familiengeschichten.
Ganz langsam baut Mary Lawson den Plot über Rückblenden auf und entwickelt die drei Hauptfiguren. Immer wieder streut sie kleine Cliffhanger ein, damit man dranbleibt. In eine Kleinstadt tief in der nordkanadischen Provinz, in der jeder jeden kennt und in der auch Ereignisse in Windeseile die Runde machen, kommt ein Fremder. Sein Leben ist aus den Fugen geraten, er steht an einem Wendepunkt und ist einfach losgefahren in das Haus, das er geschenkt bekommen hat. Auch das Leben der anderen beiden Hauptfiguren ist durcheinander: die Schenkerin des Hauses ist krank und liegt im Krankenhaus, die Tochter der Nachbarn trauert um ihre Schwester, die weggelaufen ist. Mit allen dreien hat man zunächst einmal Mitleid. Dann versucht man zu verstehen, warum sie so gehandelt haben, das ist vielschichtig aufgebaut. Es geht um Mutterliebe, Elternliebe, Partnerliebe und vor allem Vertrauen.
Wie sich langsam alles wendet und zusammenfügt, war spannend zu lesen. Der Dorfpolizist und die Kellnerin des einzigen Lokals spielen eine Rolle. Die einzige Schwachstelle war für mich manchmal in den Gedanken der kleinen Clara, das klang mir zum Teil zu erwachsen, was aber nichts am positiven Gesamteindruck des Buches ändert.
Das Buch hat mich gleich gefesselt – eine unbedingte Leseempfehlung und fünf Sterne.