Literaturcafe hält Finalisten des Kindle Storyteller Award für "Schrott"

Marley

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7. Oktober 2014
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Melbourne
Mein vor drei Wochen oder so erstandenes Hardcover hat - aus der Erinnerung heraus - 3 Fehler. Punkt. Passiert. Immer wieder. Finde ich mich langsam mit ab.

Es ist ganz egal welcher dieser fünf Finalisten gewinnen wird. Er oder sie wird gnadenlos auseinander genommen. Wetten?

John Irving sagt von sich, dass er Legasteniker ist, er schlägt halt Wörter nach. Jeffrey Deaver gibt sein Manuskript zunächst auf eigene Kosten zur Korrektur und dann erst an den Verlag. In dieser Position muss man erstmal (finanziell) sein. Beide haben jedoch die Einstellung, dass nur das Beste abgegeben wird - und vermutlich liegen sie mit dieser Einstellung richtig, wenn man sich ihre Erfolge ansieht. Es hat auch etwas mit Disziplin zu tun. Wie oft bin ich bereit meine Arbeit zu überarbeiten?

Und ja, es gibt die Indies, die sich nix sagen lassen, die beleidigt sind wenn auf ihre Anfrage zu ihrem Text Kritik kommt. Einfach nicht fragen, wenn man keine Antwort hören will. Während solche Autoren wie Irving oder Deaver oder wie sie alle heißen an Perfektion arbeiten ist der gemeine Indie damit beschäftig beleidigt zu sein. Der Unterschied zur breiten Indiemasse in diesem Fall ist schlicht, sie sind nominiert, sie haben Sichtbarkeit, sie werden daran verdienen und der Gewinner erst recht. Gut so! Denn der Wettbewerb ist von Amazon ausgeschrieben worden und nicht von einem großen Verlag, der Nachwuchs - den er auf diese Art eh nicht sucht - gesucht hat. Entweder hilft der Preis dem Gewinner sich zu verbessern oder er hilft nicht, aber dann interessiert es auch niemanden mehr.

Geht es nicht darum was ein Leser lesen will? Es geht nicht darum was Herr Malte Bremer (?) lesen will oder für schlecht befindet. Wir haben diese Zeiten hinter uns gelassen in denen sich Leser vorschreiben lassen was sie zu lesen haben, was sie gut zu finden haben und was nicht.
So. Jetzt bin ich glaube ich durch mit meiner Verteidigung von mir völlig fremden Autoren, aber es geht mir schlicht ums Prinzip.
 
20. Mai 2014
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sabine-schaefers.de
Und wie so oft, @Marley, mir aus dem Herzen gesprochen :)

Ich habe schon hoch-wissenschaftliche Bücher aus "richtigen" Wissenschaftsverlagen in der Hand gehabt, wo mir auf der ersten Seite ein Dutzend Rechtschreib- und Grammatikfehler entgegensprangen. Für 35 Euronen, wohlgemerkt. Manchmal werden "Tippfehler" in Romanen erst beim Setzen im Ausland in den Text gemischt. Wenn ich in meinen Büchern nach Erscheinen noch Fehler entdecke, ersetze ich die Datei, bei eBooks ist das ja unproblematisch. Bei Print-Versionen geht das nur mit Riesenaufwand, da muss die erste Ausgabe vom Markt genommen und eine neue Auflage mit neuer ISBN erstellt werden. Deshalb warte ich damit auch gerne, bis ich das eigene eBook am Reader noch einmal gründlich gelesen habe. Das wieder andere Format mit nochmal neuer Optik ermöglicht mir nämlich, Fehler zu entdecken, die das mittlerweile träge gewordene Gehirn beim umpfzigsten Korrektur-Durchlauf einfach ausgeblendet hat.

Was den Award angeht: Ausgezeichnet wird, was sich am besten verkauft hat - ist doch legitim. Ob das dann hohe Literatur ist oder überhaupt sein sollte, ist ja eine ganz andere Frage.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Danke für den Link, @Atalante . Naja, da nimmt er sich auch kein Blatt vor den Mund.
[zitat]Das reicht! Ich frage mich, was daran preiswürdig sein soll, sofern Sprache eine Rolle bei der Bewertung spielt …[/zitat][zitat]ein Text über das Problem, einen Text vorzulesen (Bachmannpreis), wozu sich dieser Text in seiner Langeweile nicht eignet
Mag sie vorlesen, was und wie sie will. Lesen will ich das nicht![/zitat]
 

Helmut Pöll

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Und wie so oft, @Marley, mir aus dem Herzen gesprochen :)
Ich habe schon hoch-wissenschaftliche Bücher aus "richtigen" Wissenschaftsverlagen in der Hand gehabt, wo mir auf der ersten Seite ein Dutzend Rechtschreib- und Grammatikfehler entgegensprangen. Für 35 Euronen, wohlgemerkt. Manchmal werden "Tippfehler" in Romanen erst beim Setzen im Ausland in den Text gemischt.
Ja, @Sabine Schäfers , das ist Wahnsinn. @Tiram , unsere Expertin in dem Metier, hat ja auch schon geschrieben, dass auch die Fehler in Verlagsbüchern zugenommen haben. Das ist besonders ärgerlich, weil diese Werke ja oft deutlich über 20 Euro kosten und da finde ich diese Schluderei inakzeptabel.
 

Atalante

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Geht es nicht darum was ein Leser lesen will? Es geht nicht darum was Herr Malte Bremer (?) lesen will oder für schlecht befindet. Wir haben diese Zeiten hinter uns gelassen in denen sich Leser vorschreiben lassen was sie zu lesen haben, was sie gut zu finden haben und was nicht.

Hm, @Marley , es gibt nicht den "einen Leser", nicht jeder Leser hat die gleichen Erwartungen. Ist nicht auch Herr Bremer sowie jeder andere Kritiker auch ein Leser?

Verschiedene Ansprüche führen zu unterschiedlichen Urteilen. Von Formalia wie Textgestaltung und Rechtschreibung abgesehen, ist das vielleicht das Problem.

Eine Preisverleihung erzeugt öffentliche Aufmerksamkeit, es ist sogar ihr Zweck. Zu den vielen Reaktionen zählt nun mal auch Kritik. Und die möchte ich auf keinen Fall missen.
 

Atalante

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Ja wie @Marley schon schrieb, der Fehlerteufel sitzt überall. ;) Mein schönster Fehler ist eine "Dependance" aus der "Dependenz" gemacht wurde. Sehr peinlich, ich bin fast im Boden versunken, als ich es im Druckerzeugnis entdeckte und konnte mich nur beruhigen, indem ich es auf die Auto-Korrektur geschoben habe. Allerdings habe ich nie überprüft, ob die diese Begriffe überhaupt kennt. ;)
 

Marley

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7. Oktober 2014
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Nein, Herr Bremer ist kein Leser, dieser Bücher. Herr Bremer hätte überhaupt nicht in diese Indiebücher geschaut - Leseprobe - wären sie nicht als Finalisten genannt worden. Herr Bremer hätte sicher gut damit leben können diese Bücher nicht angelesen zu haben. Nur hätte er dann ein anderes Thema für seinen Artikel finden müssen und wäre u. U. weniger im Gespräch.
 
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Das sehe ich nicht so, @Marley. Wer sich für Literatur interessiert, darf sich auch zu solchen Themen äußern, sei es als Journalist, Blogger oder einfach nur als Leser. Besonders, wenn man dem Thema kritisch gegenüber steht.
Den Kritiker aufzufordern, die Sache, die er kritisch verfolgt, fallen zu lassen, ist absurd. Dann gäbe es keine kritischen Stimmen mehr.

Und dann? Friede, Freude, Eierkuchen? Piep, piep, piep, wir haben uns alles lieb? Lausig, langweilige Belanglosigkeit! Das willst Du doch auch nicht, @Marley.
 
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Marley

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7. Oktober 2014
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Nein, das würde mir auch nicht gefallen, da hast du Recht. Mir stößt nur die herablassende Art auf. Das tut sie grundsätzlich und hat nicht nur mit dem Thema Literatur zu tun.
Ich kann oft nicht umhin über den Tellerrand zu schauen und der sagt mir, dass viel zu viele Menschen ihr Geld oder ihre Bestätigung auf diese Art verdienen und das finde ich meistens überflüssig, manchmal zu oberflächlich.
 
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