Leserunde zu Baba Dunjas letzte Liebe - Alina Bronsky

Helmut Pöll

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Ich bin auf Seite 40 und weiß, ehrlich gesagt nicht, was ich schreiben soll. Es liest sich gut, ja. Aber es haut mich nicht vom Hocker.
Mir geht es wie Dir, @Tiram . Baba Dunja ist sicher eine sehr sympathische Person, das Buch ist gut zu lesen, aber..

Hm, ja was aber? Ja, das ist es dann auch schon. Irgendwie fehlt mir ein wenig der Tiefgang. Eine nette ältere Frau in sehr einfachen Verhältnissen, die mit ihrem toten Mann sprechen kann. Und dann noch dieser Vater, der mit einem gesunden Mädchen in ein verstrahltes Dorf kommt. Das klingt interessant und könnte genug Stoff sein für eine spannende und dramatische Geschichte. Das wird es aber leider nie. Die Geschichte plätschert einfach ganz nett dahin, lässt mich persönlich aber seltsam unberührt.
 
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Tiram

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4. November 2014
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Genauso empfinde ich das auch, @Helmut Pöll. Ich dachte ja, als der Vater mit seiner Tochter kommt, wird es etwas spannender. Aber diese erste Spannung ist schon wieder vorbei.
Mal schaun, ob sich mir noch erschließt, warum das Buch ausgezeichnet wurde.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Wir scheinen uns einig zu sein. Wenn ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben sollte, würde mir "nett" einfallen, was aber m. E. zu wenig für ein "Buchpreis"-Buch ist. Zwischendurch gibt es immer Momente und Personen, die einen hoffen lassen, dass die Handlung an Fahrt aufnimmt. Dazu gehören ganz klar der Einzug von Vater und Tochter in das Dorf. Aber auch Petrow - der hat Potenzial, aus dem ließe sich etwas machen. Ich habe zwar noch 50 Seiten vor mir. Doch ich befürchte, dass auch hier die Handlung weiter vor sich hinplätschern wird, unterbrochen von dem einen oder anderen Schmunzler.
@Tiram @Helmut Pöll
 

parden

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13. April 2014
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Mein Buch ist jetzt auch da - und auch wenn es kurz ist, sind wir doch auf sehr unterschiedlichen Leveln. Bis Seite 20 habe ich jetzt erst gelesen, daher werde ich Eure Beiträge jetzt mal noch nicht studieren, nicht dass ich da schon Dinge erfahre, die ich selbst entdecken möchte... :rolleyes: Es lässt sich flüssig lesen, so viel kann ich schon sagen. Der zeitweise aufblitzende Humor gefällt mir, weil er manchmal auch recht schwarz ist. Einen kleinen Einblick in die Figur der Baba Dunja und in ihr Leben in dem Dorf nahe Tschernobyl konnte ich gewinnen. Entsprechend der wenig aufsehenerregenden Ereignisse ist auch der Erzählfluss sehr ruhig.
 

parden

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13. April 2014
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[raw] <iframe src="https://www.google.com/maps/d/embed?mid=zHS3zcbOh27E.kDYv5TU4bGNU&hl=de" width="640" height="480"></iframe>[/raw]
Ein paar Hintergrundinfos zum Roman:
  • Den Ort Tschernowo gibt es nicht. Entweder ist Prypiat gemeint oder eines der kleineren Dörfer in der Umgebung.
  • Die 44000 Einwohner von Prypiat wurden erst 37h nach dem Reaktorunfall am 2. Mai 1986 evakuiert
  • Insgesamt wurden 350000 Menschen umgesiedelt
  • Ein Gebiet im Umkreis von 30km um den Reaktor ist Sperrzone. Dieses radioaktiv kontaminierte Gebiet gilt für mehrere 1000 Jahre (!) als unbewohnbar.
  • 197 meist ältere Menschen sind in die Sperrzone zurückgekehrt und werden dort von den Behörden geduldet.
Interessante Zusatzinformation!
 
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Tiram

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Vielleicht ist das ja so ein Buch, bei dem der Paukenschlag erst mit dem letzten Satz kommt. Da habe ich bisher drei von gelesen. Mal schaun.
 

Tiram

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Seite 142

Ich bin fast am Ende und jetzt wird es richtig spannend. Wahnsinn.
 

Tiram

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So, ich bin durch. So recht schlau bin ich nicht draus geworden. Oder habe ich nicht tiefgründig genug gelesen?
Es ist aber nicht das erste Buch, bei dem ich mich gefragt habe, warum es ausgezeichnet wurde und mit dem ich nicht zurechtkam. Aber dieses habe ich zumindest zu Ende gelesen.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Wir scheinen uns einig zu sein. Wenn ich dieses Buch mit einem Wort beschreiben sollte, würde mir "nett" einfallen, was aber m. E. zu wenig für ein "Buchpreis"-Buch ist.
Damit bringst Du es eigentlich ziemlich genau auf den Punkt, @Renie . Das ist wirklich eine nette Geschichte mit einer sympathischen Hauptfigur, aber für die Top 20 des Buchpreises reicht das meiner Meinung nach auch nicht. Sorry wenn ich das so direkt sage.
 
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supportadmin

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Es wäre ja mal interessant herauszufinden was die Begründung war es in die Longlist mit aufzunehmen. Hat jemand eine Ahnung ob und wo man so etwas nachlesen kann. @Atalante vielleicht?
 
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Tiram

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Dies habe ich bei Facebook gefunden (bezogen wohl auf alle Bücher):

Jurysprecherin Claudia Kramatschek begründet die Auswahl wie folgt:
[zitat]Familiäre Fluchtwege und interkontinentale Flüchtlingsschicksale, einstige ideologische Kämpfe und der melancholische Abschied von solchen, Varianten männlicher Liebe und weiblichen Ringens mit der Macht: Die sechs von uns ausgewählten Romane sind bilanzierende Rückschau und kritische Bestandsaufnahme zugleich, die unserer Gegenwart noch im Gewand der Historie – seien das die Kulissen des elisabethanischen Zeitalters, seien das die zwölf Apostel – einen erhellenden Spiegel vorhalten. Dies gelingt ihnen in je eigener Weise mit sprachlicher Verve ebenso wie mit formaler Finesse. Dieses Vertrauen in die Kraft der Fiktion als ein immer wieder wagnisreiches Kräftemessen mit Sprache und Form verbindet alle sechs Romane. Das sehr unterschiedliche Ergebnis dieses Kräftemessens hat uns in jedem einzelnen der nun ausgewählten Romane einhellig überzeugt.[/zitat]
 
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Atalante

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Es wäre ja mal interessant herauszufinden was die Begründung war es in die Longlist mit aufzunehmen. Hat jemand eine Ahnung ob und wo man so etwas nachlesen kann. @Atalante vielleicht?

Ich bezweifle, daß sich die Juroren so tief in die Karten blicken lassen. ;)

Außer literarischer Qualität zählen ganz gewiß viel andere "buchpolitische" Punkte.

Als Begründung kommt dann so ein Statement heraus, wie es @Tiram gefunden hat. Darum ist es auch egal, ob es die Long- oder die Shortlist betrifft. Universal einsetzbar und kaum konkret, der Held meines zuletzt gelesenen Romans würde dazu sagen: Yadayadayada. :)

Danke an diese Leserunde übrigens, so spare ich mir das Lesen und labe mich an euren Ergüssen. ;)
 

parden

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So, ich habe das Buch nun auch ausgelesen. Ich stimme zu, dass hier ein wenig der Tiefgang fehlt. Trotzdem hat mich die Erzählung für sich einnehmen können. Diese Mischung aus Pragmatismus und Humor hat mir gut gefallen, ebenso wie die Figur der Baba Dunja. Weshalb diese kleine Erzählung auf der Liste des Deutschen Bücherpreises gelandet ist, kann ich nicht erklären. Aber das geht mir oft so... :) Und wie immer: das Buch, das ich mir von der Liste heraussuche, um es zu lesen, schafft es nicht mehr auf die Shortlist, geschweige denn, dass es gewinnen würde. :D Aber auch da erschließen sich mir die Kriterien nicht wirklich. Das was @Tiram da herausgefunden hat, ist für mich wieder einmal schwammig-nichtssagend, sorry. Wie @Atalante auch vermutet: dahinter wird es Kriterien geben, die niemals wirklich an die Öffentlichkeit geraten sollen/werden.

Was ich gelinde gesagt unverschämt finde, ist der Preis dieses schmalen Büchleins. Klar, Hardcover und schön mit dem Lesebändchen, aber 16 Euro (!) und auch das eBook wäre nur unwesentlich preisgünstiger gewesen - das ist schon ganz schön happig. 32 D-Mark waren das seinerzeit. Für ein Büchlein von gerade mal 153 Seiten! Pro Seite mehr als 10 Cent.
 

Atalante

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Buchpreise, finde ich, sollte man auch in Relation zu anderen Druckerzeugnissen sehen. Eine Ausgabe der Süddeutschen kostet 2,70 €, eine Zeitschrift um die 4 €. Bei beiden finde ich den Preis gerechtfertigt, und im Vergleich dazu auch den Preis für einen Roman nicht zu hoch. Im Gegenteil, ohne die Bestsellerbücher könnten sich die Verlage kaum erlauben, die anspruchsvolleren Sachen zu verlegen. -Jetzt mal abgesehen davon, zu welcher Kategorie man Baba Dunja zählen möchte-.
Auch weiß ich gar nicht, ob ein Vergleich mit DM-Preisen nach fast 14 Jahren möglich ist?
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Buchpreise, finde ich, sollte man auch in Relation zu anderen Druckerzeugnissen sehen.
Ja, das stimmt schon. Zu DM-Zeiten hätte niemand 32 Mark für diese dünne Bändchen bezahlt, aber eben auch niemand 28 Mark für ein Schnitzel ;)

Denoch geht es mir erstmal so wie @parden . Den Preis finde ich auch erstmal unangemessen, ganz besonders für das E-Book. Klar kann man argumentieren, dass das eine Mischkalkulation ist, ich glaube aber, dass diese Art Preispolitik auf Dauer viele Leser verprellt.

Das was @Tiram da herausgefunden hat, ist für mich wieder einmal schwammig-nichtssagend, sorry.
Puh, ja, das ist wirklich eine Menge heiße Luft. Vielleicht läuft da ja im Hintergrund ein ganz anderer Wettbewerb, von dem wir nichts wissen :D
 
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Tiram

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Auch weiß ich gar nicht, ob ein Vergleich mit DM-Preisen nach fast 14 Jahren möglich ist?

Ich rechne auch noch in DM um. Komme einfach nicht von ab. Und wenn die Leserunde nicht wäre, hätte ich mir das Buch auch nicht gekauft. Und noch weniger den Preis für ein geliehenes E-Book berappelt. Denn gehören tut es mir ja nicht, wenn ich es kaufe.
 
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Helmut Pöll

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Da stimme ich zu, @Helmut Pöll, E-Books sind zu teuer, aber das ist eine andere Diskussion. gibt es die nicht auch hier im Forum schon an einer anderen stelle?
ich glaube diese Diskussion gibt es bis jetzt nur ansatzweise, so wie hier in diesem Thread. Aber das ist sicher eine ganz interessante Diskussion. Ich mache mal einen Thread dazu auf, @Atalante