Genre Leserunde Klassiker - ab 25.09.2016

Helmut Pöll

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Wir starten mal wieder eine Genreleserunde "Klassiker". Bei mir wird es dieses Buch sein:
Das habe ich vor langer Zeit mal gelesen, aber jetzt wieder in meinem Regal entdeckt. Wem die Handlung irgendwie bekannt vorkommt: Francis Ford Coppola hat die Erzählung als Vorlage für seinen Film "Apocalypse now" verwendet, auch wenn er die Handlung vom Kongo nach Vietnam verlagert hat.
 

Helmut Pöll

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@Renie : Sicherlich kein Klassiker im Schulsinne ;) aber ein tolles Buch, das dir viel Spaß bereiten wird. Lese zeitgleich mit @Momo gemeinsam
Buchinformationen und Rezensionen zu Der Zauberer von Oz von L. Frank Baum
Kaufen >

Berichte dann nach unserem Gespräch hierüber. Das gilt doch als Klassiker, oder?
 

Helmut Pöll

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Sicherlich kein Klassiker im Schulsinne ;) aber ein tolles Buch,
Wenn wir schon die Expertin hier haben muss ich Dich was fragen. Wir haben nämlich vor einigen Tagen darüber diskutiert was Klassiker sind, hier nämlich:
whatchareadin.de: Haben uns Klassiker noch was zu sagen?
Für einige sind Klassiker die "klassischen Klassiker", also Goethe, Shakespeare, Fontane etc. Für andere gehört auch Thomas Mann schon dazu. Wie würdest Du das sehen? @Querleserin
 

Momo

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@Renie : Sicherlich kein Klassiker im Schulsinne ;) aber ein tolles Buch, das dir viel Spaß bereiten wird. Lese zeitgleich mit @Momo gemeinsam
Buchinformationen und Rezensionen zu Der Zauberer von Oz von L. Frank Baum
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Berichte dann nach unserem Gespräch hierüber. Das gilt doch als Klassiker, oder?

Das ist sehr wohl ein Kinder-Klassiker, liebe Tina, aber auch für Erwachsene sehr interessant. Ich freue mich auf die gemeinsame Lektüre.
 

Querleserin

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@Helmut Pöll: Der Begriff Klassiker ist wirklich problematisch. Einerseits gehören natürlich die Werke dazu, die in der Literaturepoche der Klassik entstanden sind, aber das ist ja nur ein Bruchteil. In der Schule versteht man Literatur, die - wie auch der Duden schreibt - mustergültig ist, also für ihre Epoche prototypisch - dazu gehören dann auch Fontane oder Thomas Mann, und die einen bleibenden Wert haben, eben weil sie uns eine bestimmte Zeit vor Augen führen, deren Lebensumstände, die gesellschaftlichen Konventionen etc.
Inzwischen gilt aber auch Harry Potter als Klassiker, weil er jede neue Kindergeneration seit seinem Erscheinen immer wieder begeistern kann, eben bleibenden Wert hat und unabhängig von der Zeit gelesen werden kann, in der er entstanden ist.
Vielleicht ist das die plausibelste Definition - Bücher, die zu allen Zeiten begeistern und uns immer noch etwas sagen können.
Meiner Meinung nach können Fontane das und Goethe, sogar Sophokles das immer noch. Habe ich glaube ich auch bei der Diskussion so geschrieben ;)
 

Momo

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Das wäre auch meine Definition von Klassiker. Ich unterscheide aber noch zwischen einem modernen Klassiker und nur Klassiker.

Thomas Manns Werke zähle ich zu den modernen Klassiker.
 
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Sakuko

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Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.

Ich versuche mal etwas ungewöhnliches und lese Flatland, viktorianische Gesellschaftskritik in nur 2 Dimensionen.
 

Sakuko

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Dieses Buch ist großartig. Es beginnt damit das ein Quadrat, aus Flatland, also einer Welt in der nur 2 Dimensionen existieren in Spaceland eingeführt wird, also eine dreidimensionale Welt, und nun erklärt, wie Flatland funktioniert. In Flatland sehen alle Bewohner einander nur als Striche, obwohl sie verschiedene geometrische Formen sind. Aber da die 3te Dimension zur Draufsicht fehlt, sieht alles wie ein Strich aus.

Er erklärt dann, dass die verschiedenen Klassen verschiedene Formen haben. Frauen sind allesamt Striche. Die niedrigste Klasse sind gleichschenkelige Dreiecke, so kleiner die Basis, desto niedriger. Angefangen bei Dieben und Tagelöhnern, zu Soldaten und einfachen Arbeitern. Durch moralischen Lebenswandel und Lernen können sie die Basis ihrer Kinder verbessern und nähern sich so immer weiter einem gleichseitigen Dreieck an, das die Handwerkerklasse darstellt. Dann kommen die Quadrate und Pentagons, Gentleman und gelehrte Professionen (Jurist, Doktor, etc.), alles mit mehr gleichen Seiten ist der Adel, und die höchste Klasse sind Kreise als die führende Priesterklasse. Hat eine Familie erstmal die Stufe des Quadrats erreicht, so verbessert sich die Form praktisch mit jeder Generation um eine Kante, so dass alle Wesen immer in Richtung Perfektion, also Kreisannäherung streben, wobei Unregelmäßigkeiten im Familienbaum auch mal zu Rückschritten in der Kantenzahl führen können.

Dabei sind die Frauen und gleichschenkligen Dreiecke am gefährlichsten durch ihre nadelartige Seite bei der Frauen bzw. sehr spitzen Winkel bei den Dreiecken. Tatsächlich können Frauen sich praktisch unsichtbar machen, wenn sie ihren Rücken zeigen, da dieser nur ein Punkt ist und schwach sichtbar ist, deswegen müssen Frauen konstant einen "Friedensschrei" ausstoßen, wenn sie sich umherbewegen, damit niemand aus versehen in sie rein rennt und durch ihre Spitze verstirbt.

Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie die Bewohner die Art ihrer Form erkennen können. So wird in niederen Klassen das Füllen praktiziert, wobei man eine andere Form berührt und einen Winkel fühlt, so dass man an diesem Winkel seinen Stand erkennen kann. Der Adel hingegen schickt seine Jugend in die Universität, dass sie lernen, die Form visuell zu erkennen durch die leichten Schattierungen der abfallenden Linien.

Jedenfalls sind unregelmäßigen Formen sehr verpönt, und man schreibt ihnen einen unmoralischen Charakter zu. Nur eine regelmäßige Form kann einen guten Charakter haben. Deswegen werden Formen mit ungleichen Seiten entweder bald getötet, oder in Krankenhäusern behandelt um eine Angleichung der Seiten zu erreichen.

Ich fürchte wenn man es nicht selbst ließt, hört es sich etwas wirr an. Aber es ist ziemlich lustig (ja, ich meine das ernst) und gibt eine wirklich coole Gesellschaftskritik der viktorianischen Zeit wieder.
 
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Sakuko

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Warum den nicht? Der erste Teil befasst sich mit sehr simpler Geometrie. Der 2te Teil ist innovativer, da wird erläutert, warum die 4te Dimension existieren muss, wobei das Thema zu der Zeit noch sehr neuartig war.
 

Querleserin

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Ein wunderschönes Kinderbuch und fantastisches Märchen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich so alt werden muss und es tatsächlich nicht kenne. Es ist ein amerikanisches Märchen, das Frank Baum 1900 veröffentlicht hat. Zusammengestellt aus den Geschichten, die er seinen Kindern erzählt hat. Daraus ist ja so manches gute Kinderbuch erwachsen ;)
Freue mich aufs Weiterlesen...und den Austausch mit @Momo.
 

Sakuko

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Ich hätte die Leute im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht für so modern gehalten bzw. dass sie sich eher an "klassischere" Erzählformen halten, @Sakuko

Na, das ist jetzt aber eine seltsame Generalisierung.
Jede Epoche, jeder Zeitabschnitt hatte seine ungewöhnlichen und innovativen Autoren und Werke. Muss ja, wo sollte sonst Veränderungen herkommen?
Nur sind die meist nicht so bekannt, weil davon nur die Werke, die eine neue Art des Schreibens einleiten üblicherweise als Klassik bezeichnet werden. Der Rest läuft unter Kurioses und gerät in Vergessenheit.
 

Helmut Pöll

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[zitat]Die Nellie, eine seetüchtige Segeljacht, schwoite ohne das leiseste Flattern der Segel vor ihrem Anker und ruhte as
aus.[/zitat]
So beginnt Joseph Conrads "Herz der Finsternis". Vier Leute warten auf dieser Jacht in der Themsemündung, dass die Ebbe einsetzt und sie mit dieser ins offene Meer hinausfahren können. Einder der Passagiere, Marlowe, beginnt eine Erzählung über eine viele Jahre zurückliegende Fahrt in den Kongo, wo er Kapitän eines Flussdampfers wurde.

Das innere Afrikas war damals wenig erkundet, nur Wenige, die dorthin aufbrachen, ins "Herz der Finsternis", kamen auch wieder zurück. "Gehen sie auch in den Kongo", fragt Marlowe den untersuchenden Arzt der Schifffahrtslinie in einer nicht genannten europäischen Hafenstadt. "So verrückt bin ich nicht", antwortet der ganz undiplomatisch. Marlowe wird es unheimlich. Die Sekretärin, die ihn beim Vorstellungsgespräch vorlässt, auf dass er für die Gesellschaft in Afrika einen Flussdampfer befehligt, strickt etwas aus schwarzer Wolle. Er wird sie später die Hüterin des Tors der Finsternis nennen.

Schon nach 20 Seiten verströmt diese Geschichte eine unheimliche, beklemmende Atmosphäre.
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de

Die ersten Seiten führen den Leser in eine Szenerie, die schon sehr komisch ist: Nachts um 2 treffen Ehemänner und deren Frauen sowie ein Anwalt in Nancys Schlafzimmer zusammen. Man befindet sich auf einer Wochenendparty. Nancy hat kurz zuvor geschrien, weil sie von einem Unbekannten im Schlaf überrascht worden ist. Das starke Geschlecht ist Nancy darauf hin zur Hilfe geeilt, was den anderen Ehefrauen gar nicht passt. Es macht sich eine gewisse Stutenbissigkeit breit. Nancy ist ein Prachtweib - das Cover wird ihrer Beschreibung mehr als gerecht - , die anderen Frauen sind langweilig normal, insbesondere um diese Uhrzeit. Die Gastgeberin besteht darauf, dass "das Verbrechen" sofort, an Ort und Stelle, aufgeklärt wird. Wer war der Unbekannte? Gab es überhaupt einen Unbekannten? Die Aufklärung nachts um 2 entwickelt sich zu einer Farce, die eigentlich nur von den anderen Frauen ernst genommen wird. Nancy scheint sich köstlich zu amüsieren.