Vielen Dank für die tollen Zusammenfassungen und Rezensionen. Es ist tatsächlich der schönste Lohn für diese Arbeit. Für mich ist es sehr spannend, wie die Figuren auf Euch wirken und gerade bei Helga muss ich sagen, dass ich mich gerne bei ihr entschuldigen würde, weil sie so schlecht wegkommt ;-)
@Renie Du hast das super auf den Punkt gebracht, jetzt verstehe ich auch, was sie so anstrengend wirken lässt. Und der "böse Rieckers" stachelt sie auch noch an ;-)
Zu ihr wurde ich tatsächlich von einer realen Therapeutin inspiriert, die ebenfalls sehr unkonventionell war. Ich fragte sie, ob sie mit ihren Patienten ebenso lebendig sprechen würde. Und sie sagte, dass es oftmals genau das sei, was Menschen brauchen.
Ich würde gerne noch zu ein paar offenen Punkten etwas schreiben und mich freuen, wenn Ihr mir noch sagt, ob ihr diesen Weg so mitgehen würdet:
Karl hatte nicht vor, eine Frau zu entführen, als er nach Hamburg fuhr. Der Selbstmordversuch seiner Frau lag noch nicht so lange zurück, er war noch traumatisierte von dem Anblick und der Tatsache, dass er sie beinahe verloren hätte, dass es in seinem Kopf unentwegt arbeitete, wie er alles wieder zum Guten wenden könnte. Bei ihrer Vorgeschichte und den Blutwerten war es undenkbar, dass sie auf legale Weise schnell eine Spenderniere bekommen könnte. Und als er dann Silvia sah, handelte er aus einem Affekt heraus. Natürlich war ihm bewusst, dass man nicht willkürlich eine Niere transplantieren kann, aber es war der Strohhalm, den er bereit war, zu ergreifen. Und wie das so ist, wenn man eine schräge Entscheidung fällt: Es folgen weitere. Am Ende redete er sich ein, dass alles gut werden würde, wenn er nur konsequent durchhielte. Er sah Barbara in ihr, auch wenn deren Leiche im Keller lag.
Für Gall war Silvia eines von einigen möglichen Opfern. Als sie jedoch in Gesellschaft des Chirurgen ihren Platz verließ, wurde sie für Gall uninteressant. Erst als er Rieckers mit seinen Erzählungen etwas quälen konnte, holte er die Erinnerungen wieder hervor.
Und Rieckers hat am Ende die Sache nicht entschieden, Silvia war es. Er besuchte sie im Krankenhaus und überließ ihr die Wahl, ob sie Silvia oder Barbara sein wollte. Er hatte schon so viele Opfer gesehen, die zwar gerettet wurden, aber anschließend nicht wieder auf die Füße kamen. Deswegen sollte sie eine Wahl haben, weil Silvias Leben zerstört war.
Und tatsächlich bezieht sich der Titel BLINDE SEKUNDEN auf den kurzen Moment, in dem Silvia verschwindet und niemand etwas gesehen hat.
Habe ich an alles gedacht?
Nochmals vielen Dank. Eure Kommentare sind sehr bereichernd für mich und bei dem nächsten Wiedersehen mit Rieckers werde ich die Anmerkungen berücksichtigen.