Lasst uns schweigen wie ein Grab (The Scandalous Sisterhood of Prickwillow Place) - Julie Berry

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW

Die sieben Schülerinnen des viktorianischen Mädcheninternats nehmen wie jeden Sonntag ihr Abendessen mit ihrer Schulleiterin Mrs. Plackett und deren unfreundlichem Bruder ein, als plötzlich beide Erwachsenen versterben. Das Essen war vergiftet.
Die Mädchen überlegen erst, die Polizei zu rufen, wie es sich gehört, allerdings würde dann zweifelsohne die Schule geschlossen und sie müssten zurück nach Hause und würden getrennt.
Also spinnen sie einen Plan. Niemand soll wissen, das ihre Schulleiterin verstorben ist, dann können sie bleiben und die Schule selbst führen, wie es ihnen gefällt. Allerdings stellen sie schnell fest, das diese Farce gar nicht so einfach ist, als kurz darauf unerwartete Gäste für eine Überraschungsparty eintreffen und außerdem treibt sich ja auch noch ein Mörder herum.

Das Buch scheint mir mehr ein Kinder- als ein Jugendbuch, aber auch Jugendliche können hier dran sicher Spaß haben.
Die Mädchen sind alle mit einem Adjektiv belegt, das eine herausstehende Eigenschaft hervorhebt. So gibt es z.B. Smooth Kitty, die clevere,Tochter eines Geschäftsmannes, Dull Martha, die zwar hilfsbereit und hart-arbeitend ist, aber nicht allzu intelligent oder Disgraceful Mary Jane, die moralisch sehr flexibel ist und mit allen Männern flirtet.
Am Anfang wirken die Mädchen noch stereotyp auf ihr eines Attribut beschränkt, aber es wird bald klar, dass alle doch mehr zu bieten haben und nicht nur auf ihre Schublade beschränkt sind. Das hat mir gut gefallen.
Allerdings werden einige Mädchen mehr vertieft als andere und so bekommen die clevere Kitty, die wissenschaftliche Louise und die schauspielerisch begabte Alice die meiste Aufmerksamkeit, während Dull Martha und Dear Roberta eher flache Charaktere bleiben.

Auch die Story unterläuft ein paar Wechseln. Während der schwarze Humor und die abstruse Situation zu Anfang im Vordergrund stehen, geht es zur Mitte hin auch um die logistischen Probleme, die Schule nun alleine führen und finanzieren zu müssen und gegen Ende geht es mehr in Richtung eines Krimis.

Gerade am Anfang fand ich viele Stellen sehr comic-artig und wenig realistisch. So wurde Alice in kaum 5 Minuten zu einer realistischen Kopie ihrer alten Schulleiterin geschminkt. Allerdings relativiert sich das im Laufe der Geschichte. Es geht um realistischere Problem, z.B. woher das Geld nehmen und was mit der Tagesfrau machen, die jeden Tag putzen kommt? Und auch, was ist wenn der Mörder wieder zuschlägt, weil er denkt er hat versagt?
Dabei fand ich es gut, wie die Gemeinschaft der Mädchen beschrieben ist, wie alle zusammenarbeiten und auf ihre Stärken bauen, auch wenn es intern natürlich nicht immer ohne Zwist abgeht.

Am Ende, wenn es stark Richtung Krimi geht und die Suche nach dem Mörder Vorrang hat wird es auch noch wirklich spannend und auch die Auflösung machte Sinn, war aber auch nicht zu offensichtlich.
Letztendlich lernen die Mädchen eine wichtige Lektion, aber es endet dann auch alles in einem Happy End.