Der Ich-Erzähler, Informatiker, der ein staatliches Institut in der ehemaligen DDR geleitet hat, führt zunächst seine Gedanken zum Thema Abschied nehmen, wenn jemand gestorben ist, aus - die allgemeinen Gedanken bieten insofern einen perfekten Einstieg und den Erzählband. Von Menschen, die man nicht so oft trifft, Falle der Abschied schwerer, dazu zählt auch sein Freund Andreas, der ebenso wie er selbst als Informatiker am gleichen Institut gearbeitet hat. Stutzig gemacht haben mich die Gedanken zu Andreas Tod:
[zitat]auch mit ihm blieb ich im Zwiegespräch, als gelte es, nur eine Weile zu überbrücken, bis wir uns wiedersähen. Und während ich, als Andreas lebte, Angst hatte, unsere Freundschaft könnte plötzlich einer Belastung ausgesetzt werden, war das Zwiegespräch mit dem toten Andreas angstfrei.[/zitat]
Welches Geheimnis birgt der Ich-Erzähler? Schlank deckt ganz geschickt Schritt für Schritt das Ausmaß des Verrats dar. Zunächst erfahren wir, dass Andreas Tochter Akteneinsicht in seine Stasiakte haben möchte. Da hat man schon den Verdacht, der Ich-Erzähler habe seinen Freund bespitzelt, doch die Wahrheit ist, er hat dessen Fluchtversuch verraten, so dass Andreas ins Gefängnis musste.
Permanent rechtfertigt der Ich-Erzähler sein Verhalten, er habe es für Andreas getan, der im Westen nicht glücklich geworden wäre. So konnten beide zusammen arbeiten, er habe ihm einen Gefallen getan.
Dieser subjektiven Wahrnehmung stellt der Ich-Erzähler eine andere Sicht gegenüber, indem er sich vorstellt, wie Lena auf die Akten, in die sie letztlich trotz eines vorherigen Versprechens Einsicht nimmt, reagieren wird. Ihre Reaktion kann ich gut nachvollziehen, sie entspricht meiner Empörung beim Lesen.
In einem fiktiven Zweigespräch mit Andreas verabschiedet er sich in Frieden von seinem Freund, der ihm verzeihen wird, da sie auch gute Jahre hatten.
Der Ich-Erzähler ist bis zum Schluss überzeugt das Richtige getan zu haben - für sich das Richtige, denn sein Verrat Andreas Leben entscheidend verändert und beeinflusst. Für mich ist dieser Verrat ungeheuerlich, der Ich-Erzähler opportunistisch und egoistisch, der Andreas ausgenutzt hat, obwohl er es dementiert. Meines Erachtens ist er unzuverlässig in seinen Aussagen und will sein Verhalten rechtfertigen.