Korb für den Spiegel - Verlage wollen nicht für Bestseller-Logo zahlen

Helmut Pöll

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Die Spiegel-Bestsellerliste gilt vielen Lesern als Orientierung für den nächsten Buchkauf. Kaum ein Buchfreund, der sich in den wöchentlich aktualisierten Listen des Hamburger Nachrichtenmagazins nicht schon einmal einen Überblick verschafft hat, was neu auf den Markt gekommen oder die Gunst des Lesepublikums gewonnen hat. Verlage wiederum nutzen seit Jahrzehnten das orangefarbene Logo "Spiegel Bestseller" als Qualitätssiegel auf ihren Buchcovern.

Bislang lief diese Kooperation unentgeltlich zum gegenseitigen Vorteil. Die Verlage hatten ein zusätzliches Argument für den Verkauf ihrer Bücher, der Spiegel bekam ebenfalls mehr Sichtbarkeit. Doch mit dieser Kooperation könnte nun ab Januar 2018 Schluss sein. Auf der Suche nach mehr Einnahmen sind die Marketing-Strategen des Spiegel auf ihre Bestsellerliste aufmerksam geworden. Ab dem neuen Jahr soll die Nutzung der Logos kostenpflichtig sein.

Doch da könnten die Hamburger die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Die Reaktionen aus der Buchbranche sind einhellig - und ablehnend. Als einer der ersten hat sich Diogenes, Europas größter Literaturverlag, aus der Schweiz zu Wort gemeldet.

"Diogenes wird nicht für die Nutzung der Logos bezahlen und wird die Logos auch nicht nutzen", hieß es kurz und bündig aus Zürich.

Mehr dazu
http://www.boersenblatt.net/artikel-verwendung_der__spiegel_-bestseller-logos.1412138.html

Buch mit "Spiegel-Bestseller"-Logo

Die WR Spiegel-Bestsellerliste kommentiert
https://whatchareadin.de/community/threads/spiegel-bestseller-liste-kommentiert.8022/
 

Literaturhexle

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Dass gerade der Diogenes Verlag vorprescht und klar eine Bezahlung für das Logo ablehnt, wundert mich nicht wirklich: seine Bücher werden eher selten in der Liste auftauchen (abgesehen z.B. von Wells, Suter, Noll und Walker) und der Vermerk "Spiegel-Bestseller " ist bei literaturbegeisterten Lesern eher ein Malus, wie unsere regelmäßigen Kommentare (Verrisse?) der Liste beweisen.
 

R. Bote

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Ich frage mich, wie das eigentlich rechtlich aussieht - kann der Spiegel überhaupt den Verlagen vorschreiben, in welchem Umfang sie damit werben dürfen, auf der Bestsellerliste aufzutauchen, solange sie dafür keine Schriftzüge, Logos oder Schriftarten verwenden, für die der Spiegel das TM bzw. Urheberrecht hat? Wenn der Verlag sagen wir mal einen Aufkleber mit blauer Arial-Schrift "3 Wochen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste" auf gelbem Hintergrund auf seine Bücher pappt, kann der Spiegel das überhaupt untersagen? Ich schätze, eher nicht, sofern die aufgestellte Behauptung der Wahrheit entspricht, das Buch also tatsächlich auf der Bestsellerliste war (sonst wäre es irreführende Werbung).
Natürlich könnte der Spiegel nur noch Bücher von Verlagen in die Liste nehmen, die dafür zahlen, aber das könnte erstens bald die Auswahl einschränken, und zweitens auch die Liste in der Gunst des Publikums abstürzen.
Alles in allem vermute ich, dass die Marketing-Strategen gerade dabei sind, ihrem Arbeitgeber gewaltig ins Knie zu schießen.
 
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Ich bin sogar für die Abschaffung des Logos. Es sagt rein gar nichts über die Qualität des Buches aus, sondern lediglich über das investierte Marketingbudget. Eine Kombination aus Absatz und Bewertung wäre wirklich ein Messkriterium, dass für den Leser einen Mehrwert hat.
 

Helmut Pöll

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solange sie dafür keine Schriftzüge, Logos oder Schriftarten verwenden, für die der Spiegel das TM bzw. Urheberrecht hat?
Vermutlich nicht. Aber das ist ja genau der Clou. Das Spiegel Logo ist so eine bekannte Marke und ein Hingucker, dass das vielen Leute natürlich erstmal auffällt, wenn es auf einem Buchrücken pappt. Natürlich ist die Bestsellerliste kein Garant für ein besonders gutes Buch, das Gegenteil stimmt allerdings auch nicht. Immerhin haben ein Buch, das in der Bestsellerliste auftaucht, schon mal eine ganze Reihe anderer Leute gelesen und man wird sicher auch viele Stimmen dazu im Web finden.

Alles in allem vermute ich, dass die Marketing-Strategen gerade dabei sind, ihrem Arbeitgeber gewaltig ins Knie zu schießen.
Das ist halt dieser übliche Konzernirrsinn der Quartalszahlen-Getriebenheit. Vermutlich hat irgendwer, der mit der Kundschaft gar nichts zu tun hat, beim Brüten über den berühmten Excel-Tabellen entschieden, dass im nächsten Quartal am Ende der Tabelle 5 Prozent mehr stehen müssen und jetzt versuchen alle verzweifelt das zu erreichen, um die Aktionäre nicht zu verschnupfen.
 
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Helmut Pöll

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Ich hatte mal eine Umfrage bei mir auf Twitter gemacht, ob der Aufkleber überhaupt einen Einfluss auf die Kaufentscheidung hat.
Die Kaufentscheidung beeinflusst das bei mir auch nicht, dazu muss mir die erste Seite gefallen oder auch mal eine zwischendrin und die Geschichte generell. Aber ich greife tatsächlich eher hin mit einem Aufkleber.
 
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Ich bin sogar für die Abschaffung des Logos. Es sagt rein gar nichts über die Qualität des Buches aus, sondern lediglich über das investierte Marketingbudget. Eine Kombination aus Absatz und Bewertung wäre wirklich ein Messkriterium, dass für den Leser einen Mehrwert hat.

Ich stimme Dir zu, @InFo . Allerdings ist auch der Absatz und damit zumindest die Anzahl der Bewertungen ebenfalls vom Marketing abhängig. Toptitel werden gemacht, durch geschickte Werbung und Rummel in den Medien.
 
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Ich stimme Dir zu, @InFo . Allerdings ist auch der Absatz und damit zumindest die Anzahl der Bewertungen ebenfalls vom Marketing abhängig. Toptitel werden gemacht, durch geschickte Werbung und Rummel in den Medien.

Jain, eine Rezension kann man nur bedingt beeinflussen, da jeder Leser noch freiwillig Zeit aufopfern muss, um sie zu schreiben. Daher ist sie viel aussagekräftiger. Auch wenn man sie mit Rezensionsexemplare "kaufen" kann. Allerdings lassen sich Blogger davon auch nur wenig beeindrucken.
 

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Ich habe nicht davon gesprochen, daß eine inhaltliche Beeinflussung der Rezensionen stattfinden würde, sondern davon, daß die Anzahl der Rezensionen steigt, je mehr Werbung für einen Titel gemacht wird. Der Rest ist Wahrscheinlichkeitsrechnung.;)
 
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Helmut Pöll

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Jain, eine Rezension kann man nur bedingt beeinflussen, da jeder Leser noch freiwillig Zeit aufopfern muss, um sie zu schreiben.
Stimmt schon. Aber es ist eben schon ein Unterschied, ob sich ein Indieautor oder kleiner Verlag sich mühsam um eine Rezension nach der anderen kümmern müssen, oder ob ein größerer Verlag mit entsprechend Marketinggeld mit dem Erscheinen des Buches schon 20 Rezensionen hat. Das schafft von Anfang an mehr Sichtbarkeit, mehr Diskussionen, und wenn das Buch dann auch noch gut ist, dann stürmt es nach oben. Das ist wohl schon so, wie @Atalante angemerkt hat.
 

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Wir sprechen doch über die Spiegelbestseller, oder?

Wenn man sich manche Bloggerportale anschaut, mag man daran zweifeln, @InFo , ob Rezensionsexemplare nicht doch zu wohlwollenden Beurteilungen führen. Aber das ist eine Diskussion, die fast so alt wie die Menschheit ist. ;)
 
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@Atalante dann hatte ich dich falsch verstanden. Das stimmt schon.
@Helmut Pöll der Weg ist für beide, also SP und Verlag, gleich. Für beide gibt es die gleichen Protale und gleichen Werbemöglichkeiten. Nur das Budget macht den Unterschied. Und hier kann man auch als SP mit wenig Einsatz viel erreichen. Die Strategie und Reihenfolge ist entscheidend, um so möglichst lange sichtbar zu sein.