Kapitel 9 - Kapitel 10

RuLeka

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30. Januar 2018
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Hier geht es wieder um die unterschiedlichen Vorstellungen vom Jenseits. Für die Indianer ist die Welt, die Natur um sie herum, das wahre Paradies. Die Christen sind zu dumm und zu blind, um dies zu erkennen. Stattdessen setzen sie ihre Hoffnungen auf ein verheißungsvolles Jenseits. Aber: „ Kein Mensch sollte sich auf den Tod freuen.“ Für die Indianer beginnt dort die Welt der Nacht.
Diese theologischen Auseinandersetzungen fand ich wieder sehr spannend.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Es geht auch immer wieder um die Romeo und Julia - Geschichte zwischen Daniel und Annuka. Zwei Liebende aus zwei unvereinbaren Kulturen. Pere Laforgue verurteilt sie, aber auch Annukas Eltern wollen diese Verbindung nicht. Annika weiß, dass Daniel keine Stellung in ihrem Dorf einnehmen würde. „ Man wird dich nicht gut behandeln.“
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Der erste Teil endet damit, dass Laforgue endlich am Zuel ankommt, nach unglaublichen Strapazen und allein.
Ja, und dort muss etwas passiert sein. Denn Annuka spricht von "..Toten. es sind viele hier. eine Krankheit war über sie gekommen."

Haben die Missionare etwas eingeschleppt, wogegen die indigene Bevölkerung keine Abwehrkräfte hatten?
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Gleich zu Beginn dieses Abschnitts begeghnen wir einem Laforgue, der seinen Glauben verliert. Durch die Grausamkeiten war sein Moralempfinden abgestumpft. Er wusste nicht mehr zu beten. Sein ganzes Leben war auf Gott und die Religion ausgerichtet. Sein Kompass funktioniert nicht mehr.

Doch Chomina gegenüber behauptet er immer noch, dass er in Gott vertrauen hat.
"Kein Mensch sollte sich auf den Tod freuen" kontert Chomina.

Als Chomina will allein sein, als er stirbt. Das passt auch nicht ins Bild des Priesters, will ihm beistehen, für ihn beten. Erst als Annuka ihn schlägt, geht er zum Kanu.

Das sind sehr intensive Szenen.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Statt dem endlich ersehnten Ziel erwarten sie wahrscheinlich lauter Kranke und tote Menschen. Auch Chomina schafft es nicht, ob es die Erschöpfung der vergangenen Tag war oder ob sich doch irgendeine Wunde infiziert hat erfährt man nicht. Doch er bleibt sich treu und lässt sich auch in dieser Situation nicht auf das Angebot des Priesters ein. Ich denke er hat einfach zu große Angst das er seine Familie nicht wiedersieht wenn er sich von Laforgue taufen oder die Absolution erteilen ließe.
So wie unsere Sterbenden manchmal Gott sehen, scheint er hier Manitu zu sehen.
Nun sind sie nur noch zu dritt und fast hätte Chominas Tochter den Rat ihres Vaters befolgt, wenn Daniel nicht so hart geblieben wäre das sie Laforgue begleiten.
Vielleicht ist es sogar besser so wenn sie da bleiben und heiraten, den ich weiß nicht ob die Wilden Daniel je anerkannt hätten?
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Ich bin wirklich beeindruckt, wie der Autor es versteht, eine unheimlich spannende Handlung mit theologischen und philosophischen Gedanken aufzuladen. Chominas Tod rückt wieder die beiden völlig unterschiedlichen Sichtweisen auf Leben und Tod in den Vordergrund. Mir hat besonders Chominas Aussage gefallen:

"Die Sonne, der Wald, die Tiere. Das ist alles, was wir haben. Nur weil ihr Normannen taub und blind seid, glaubt ihr, dass diese Welt eine Welt der Dunkelheit und die Welt der Toten eine Welt des Lichts ist. Wir, die wir den Wald und Warnungen des Flusses hören können, die wir mit den Tieren und Fischen reden und ihre Gebeine achten, wir wissen, dass dies nicht die Wahrheit ist. ... Diese Welt ist grausam, aber sie ist das Sonnenlicht."

Mit Blick auf die Kirche heißt das wohl, dass die Hoffnung auf ein Paradies nach dem Tod vergessen machen soll, dass man im Diesseits unterdrückt wird.

Generell sehe ich hier die Aussage, dass wir immer schätzen sollten, was wir gerade haben (auch wenn es nicht perfekt ist), statt einem vermeintlich besseren Leben woanders nachzutrauern...
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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In diesem Abschnitt, der nicht minder spannend als die letzten ist, gefällt mir besonders der zweifelnde Laforgue. Wenn Gott ihm diese Prüfungen schickt, akzeptiert er das freudig, aber es drängt sich ihm Frage auf, warum die Algonkin darunter leiden. Chominas Frau, das grausam getötete Kind und nun er selbst, der wohl an seinen Verletzungen stirbt.

Die Auseinandersetzung über das Diesseits und Jenseits ist wieder ganz typisch. Hier fließt Moores kritisches Denken über den Katholizismus ein. Die Indianer sehen in der Welt das Paradies, die Pflanzen, die Tiere, die gesamte Natur und nach dem Tod wartet die Welt der Nacht. Während für Laforgue das Leben auf Erden das sprichwörtliche Jammertal ist und nur das Paradies erstrebenswert ist.
Ich denke, dass mir Chominas Ansicht näher ist.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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"Die Sonne, der Wald, die Tiere. Das ist alles, was wir haben. Nur weil ihr Normannen taub und blind seid, glaubt ihr, dass diese Welt eine Welt der Dunkelheit und die Welt der Toten eine Welt des Lichts ist. Wir, die wir den Wald und Warnungen des Flusses hören können, die wir mit den Tieren und Fischen reden und ihre Gebeine achten, wir wissen, dass dies nicht die Wahrheit ist. ... Diese Welt ist grausam, aber sie ist das Sonnenlicht."
Für mich zieht sich der Konflikt zwischen dem Glauben der Wilden und des Priesters (der Jesuiten) durch das ganze Buch, und ja, hier hat es Moore ganz hervorragend herausgearbeitet. Ich bin wie du beeindruckt wie er es auf den Punkt bringt und so wertungsfrei die gegensätzliche Unvereinbarkeit der beiden Kulturen herausstreicht.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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In diesem Abschnitt, der nicht minder spannend als die letzten ist, gefällt mir besonders der zweifelnde Laforgue. Wenn Gott ihm diese Prüfungen schickt, akzeptiert er das freudig, aber es drängt sich ihm Frage auf, warum die Algonkin darunter leiden. Chominas Frau, das grausam getötete Kind und nun er selbst, der wohl an seinen Verletzungen stirbt.
Für mich ist das auch äußerst interessant. Er zweifelt, vertritt nach außen aber immer noch die Gottesfürchtigkeit. Auch beim Treffen mit den Pelzhändlern gehorcht er nicht auf das was die Vernunft gebieten würde sondern begibt sich seiner Mission gemäß dennoch nach Ihonatiria...
Für mich ist ebenso erstaunlich, wie sich Annuk widersetzt und ihren Willen durchzusetzen vermag. Ich hatte zuvor den Eindruck, dass sich Frauen den Männern unterwerfen müssen. Daniel ist ihr zukünftiger Mann, und sie gehorcht ihm nicht.
 
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kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ein kurzer Abschnitt, in dem es hart weitergeht. Auch mir imponiert dieser herauskristallisierte Gegensatz der Kulturen und Glaubensarten - und dieses wertfreie Nebeneinander. Mehr Toleranz geht nicht. Wieso geht nicht einfach beides? Wieso muss eine Richtung die überlegenere sein?
Genau das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt bzw. frage mich das immer noch...