Bevor ich eure Beiträge lese, fasse ich erst mal meine Eindrücke zusammen:
Wir lernen weiterhin viel über die Unterschiede der verschiedenen Völker und deren Religionen. Interessant finde ich die Metaphern, die diese verdeutlichen sollen. Ein besonders gelungenes Beispiel auf S.70f, wo die Mohammedaner aus dem Orient mit Wüstenmenschen, die Armenier und Georgier als Waldmenschen bezeichnet werden. Letztere sind voller Rätsel, während die anderen klar und wahrhaft sind.
Der Autor will uns viel über die Sitten in dieser uns fremden Welt mitteilen. Manches gerät aus meiner Sicht naiv und wirkt auf mich von Vorurteilen geleitet. Dass ein Vater zum Sohn sagt:" Die meisten unserer Ahnen sind im Felde gefallen. Es ist der natürliche Tod in unserer Familie"(S.102) erscheint mir in diesem Krieg (der ja keine direkte Bedrohung für das Land bedeutet) unglaubwürdig. Die Verklärung des Krieges durch junge Männer als Abenteuer, Ruhm und Kameradschaft und die Angst, bei Verweigerung als Feigling zu gelten, das hat es allerdings schon zu vielen Zeiten gegeben.
Klar wird, dass Ali aufrichtig in Nino verliebt ist. Diese Stellen fand ich sehr schön beschrieben. Ich wunderte mich nur, wie viel Freiheit sich die Liebenden nehmen durften...
Im 1. Teil hat mir die Sprache noch deutlich besser gefallen. In diesem Abschnitt hat mich die Naivität und offensichtliche Parteinahme (Blutrache, Harem, Verschleierung etc. tauchen immer wieder wie gewollt auf) gegen die Andersgläubigen ein bisschen genervt. Das fühlte sich wie ein erhobener Zeigefinger an :" schaut mal, wie abergläubisch und ungebildet und roh dieses Volk ist...".
Da der Krieg in diesem Abschnitt so dominant war, bin ich gespannt wie er sich auf die weitere Handlung auswirken wird.