Kapitel 26-Ende

Sassenach123

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Das Ende ist ein Ende mit dem ich fast schon gerechnet habe. Der Kampf der stattfand, zeichnete diesen Weg im Vorfeld schon ab. Frage mich die ganze Zeit, ob mich ein glückliches Ende wirklich befriedigthätte? Denn wie hätte es dann ausgesehen? Wäre es glaubhaft gewesen, wenn Ali unversehrt aus dieser Sache herausspaziert wäre?

Was mir in diesem Abschnitt allerdings überhaupt nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass sie ihr Kind immer als "Das Spielzeug" bezeichnet haben. Warum? Es wirkt so abwertend, als ob es sich um eine Sache handelt. Was habt ihr für eine Idee?
 

Helmut Pöll

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Denn wie hätte es dann ausgesehen? Wäre es glaubhaft gewesen, wenn Ali unversehrt aus dieser Sache herausspaziert wäre?
Vermutlich ist es als Romanende so besser. Vermutlich gibt es unzählige Schicksale, die in der damaligen Zeit des Umbruchs, im Ringen so vieler Mächte unter die Räder gekommen sind.

Mir hat auch auch das Nachwort von #nino haratischwili sehr gut gefallen, wo sie erzählt, dass im Gebiet des Kaukasus 50 Völker mit ihren unterschiedlichen Geschichten und Vorstellungen eng aufeinander leben. Ich habe mich gefragt wie es wohl ausgegangen wäre, wenn Baku keine Ölstadt gewesen wäre. Wäre dann alles gut gegangen? Keine Ahnung. Es ist auch müßig darüber zu spekulieren.

Haratischwili schreibt dann den schönen Satz, dass sie sich Baku als einen Ort erträumt, in dem das wahre Erbe des Kaukasus fortleben kann:
[zitat]die Freiheit, sich nicht entscheiden zu müssen zwischen Ost und West, sondern sich genau über diese Vielfalt definieren zu können.[/zitat]
 

Renie

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Mich hat das Ende überrascht, da ich während des ganzen Romanes davon ausgegangen bin, dass Nino diejenige sein wird, die umkommt. Zeitweilig hätte ich sogar Ali zugetraut, dass er sich der Traditionen beugt und einen weiteren Ehrenmord auf seine Kappe nimmt - diesmal den an seiner Nino. Aber so ist das Ende besser, auch wenn es tragisch ist.
 

Literaturhexle

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Mir hat dieser letzte Abschnitt am besten gefallen. Es befinden sich wunderbare Dialoge hier drin, die zeigen, dass die beiden Protagonisten Ali und Nino sich stark aufeinander zu entwickelt haben.

Nach ihrer Rückkehr nach Baku ist auf einmal alles Europäische en vogue: Nino kann sich das Haus nach modernen Gesichtspunkten einrichten, Alis Stand und seine sprachliche Bildung geben ihm Arbeit im Ministerium. Während sich Nino in Teheran stark an die Umstände anpassen musste, ist jetzt Ali gefordert, was er jedoch recht gut meistert. Da das Buch primär seine Sicht widergibt, nehmen wir an seinen Reflexionen sehr gut teil.

Als Nino jedoch ihren Traum von einem Leben in Paris leben will, überfordert sie ihren Mann: "Ich würde in Paris genauso unglücklich sein, wie du in Persien warst.... Ich muss mich von Zeit zu Zeit an der Seele Asiens laben... Ich bin in diesem Lande geboren und will hier sterben." (S. 347)

Nach ein paar glücklichen Tagen und Wochen, "beinahe so schön wie im Aul in Daghestan" (S. 360), zieht die Gefahr in Form der Roten Armee wieder auf.
Dieses Ende finde ich unheimlich ausdrucksstark komponiert: Ali, der sich seiner und seiner Ahnen Verantwortung stellen will, Nino, die ein schlimmes Ende vorhersieht. Szenen der Schlacht um die Brücke von Gandscha; Kino im Kopf. Ein tragisches, aber sehr passendes Ende für dieses Buch!
 

Literaturhexle

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Was mir in diesem Abschnitt allerdings überhaupt nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass sie ihr Kind immer als "Das Spielzeug" bezeichnet haben. Warum? Es wirkt so abwertend, als ob es sich um eine Sache handelt. Was habt ihr für eine Idee?

Da gebe ich dir völlig Recht! Es passt nicht zu den beiden. Zu Ali vielleicht, weil er lieber einen Sohn gehabt hätte (was wir aber nicht genau wissen).
Könnte es sich um einen Übersetzungsfehler handeln? Dass "Toy" im Englischen eine weitere Bedeutung hat?
Sonst habe ich keine Erklärung dafür.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Könnte es sich um einen Übersetzungsfehler handeln? Dass "Toy" im Englischen eine weitere Bedeutung hat?
Sonst habe ich keine Erklärung dafür.

Meine Idee mit dem Übersetzungsfehler ist Unsinn. Die beiden Autoren waren Juden und lebten in Wien. Da ich auch kein "übersetzt von..." gefunden habe, wurde das Buch in deutsch geschrieben. Ich finde den Begriff "Spielzeug" für ein Baby auch völlig unpassend @Sassenach123 .